Verschmitzter Blick, die Haare hochgeföhnt: Urban Priol in Aktion. Foto: Stoll Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Urban Priol nimmt sich in der Balinger Stadthalle die Politiker vor / "Whistleblower" als Helden

Zum Rundumschlag hat am Freitag Urban Priol in der Balinger Stadthalle ausgeholt. Dem vielfach ausgezeichneten Kabarettisten hatten es besonders die Politiker angetan: an ihnen ließ er kein gutes Haar – allen voran Angela Merkel.

Balingen. Urban Priol, der selbst aus dem Leben 1.0 komme, strebte mit seinem Programm "Jetzt. Schon wieder aktueller" höchste Aktualität an. So stellte er neben dem obligatorischen Weißbier auch ein Tablet auf den Tisch, mit dessen Hilfe er schneller als das Publikum an Informationen komme wollte. Was Anfangs auch gelang – "zwischen Borussia und Hertha steht es 0:0, das Spiel ist aber auch noch nicht angepfiffen" – und zur Pause noch funktionierte, entwickelte sich zum Schluss leider zum Rohrkrepierer, da das Gerät keinen Internetzugriff mehr hatte.

Das Tablet – größer als ein Smartphone, "dafür weniger brandgefährlich" – brauchte der Kabarettist mit der wilden Frisur und dem tropisch gemusterten Hemd jedoch gar nicht, um das Publikum in der Balinger Stadthalle zu begeistern. Seine auch aus der einstigen Fernsehsendung "Neues aus der Anstalt" bekannte Bosheit, die er mit Fakten gekonnt zu einschlagenden Pointen verband, reichte aus.

Besonders angetan hatte es ihm die CDU, die "AfD in Lederhosen", und deren Schwesterpartei CSU, genauer deren bekannteste Vertreter. Allen voran die Kanzlerin. Sollte Hillary Clinton die US-Präsidentschaftswahl gewinnen, wolle er sich gar nicht vorstellen, wie Zusammenarbeit zwischen der "Marionette der Wirtschaft" und der "Matratze der Wallstreet" aussehe.

Mit die lautesten Lacher heimste Priol ein, wenn er die Hände auf Hüfthöhe abspreizte, leicht in die Knie ging und nicht mehr Fränkisch, sondern Sächsisch sprach und als Abziehbild Merkels über die Bühne schlich.

Auch Markus Söder, Horst Seehofer und "Döner-Putin" Recep Tayyip Erdogan bekamen ihr Fett weg. Bei Bundesinnenminister Thomas "Drohnentomi" de Maizière blieb selbst dem erfahrenen Kabarettisten das Lachen im Halse stecken: "Wer es noch nicht weiß: Der soll uns schützen, wenn es einmal eng wird." Dass während dessen Zeit als Justizminister in Sachsen Unterlagen zum "Sachsen-Sumpf" verschwunden waren, sei allzu schnell in Vergessenheit geraten.

Die wahren Helden unserer Zeit, ja der Demokratie, sah Priol in den "Whistleblowern". Mitglieder von Greenpeace hätten etwa TTIP- und CETA-Unterlagen vor dem Berliner Kanzleramt öffentlich zugänglich gemacht.

Zu diesen könnte sich auch Priol zählen, denn in Balingen machte er sicher Zusammenhänge bekannt, die für viele Zuschauer bisher verborgen blieben waren.