Die Sechs von "Singer pur" während der Probe ihres Auftritts in der Balinger Stadtkirche. Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Romantik, Volkslieder, Jazz: Formation Singer pur fasziniert Zuhörer in der Balinger Stadtkirche

Von Friedrich Dold

Balingen. Die "Balinger Konzerte" halten ihr hohes Niveau. Die Stadtkirche war selten so voll, und wer am Sonntag sich auf den Weg dorthin gemacht hatte, erlebte eines der faszinierendsten Vokalensembles weltweit: Singer Pur.

Pur: Der Name trifft ins Schwarze. Nicht nur, dass sie glockenrein singen und eine Ensemblekultur pflegen, die ihresgleichen sucht. Sie haben auch vielen Menschen vermittelt, dass gemeinsames Singen zusammenschweißt, emotional öffnet, berührt und das Leben bereichert. Vor 25 Jahren bildete sich die Formation aus ehemaligen Regensburger Domspatzen, zunächst als Quintett, und zwei der Gründungsmitglieder sind heute noch dabei. Mit der Zeit gesellte sich noch eine Dame hinzu, und so entstand eine einmalige Sextett-Kombination: ein Sopran, kein Alt (!), drei Tenöre, ein Bariton und ein Bass. In Balingen waren das Claudia Reinhard, Rüdiger Ballhorn, Markus Zapp, Manuel Warwitz, Reiner Schneider-Waterberg und Marcus Schmidl.

Drei Gruppen von Liedern präsentierten sie an diesem Abend, zuerst "Phantastische Nacht". Hier tauchten sie ein in die deutsche Romantik und entwarfen Seelenlandschaften, die bis zu Nacht und Tod reichten. Gleich die erste Motette von Joseph Rheinberger zeigte ihr unnachahmliches Können: die lupenreine Intonation, die weite Dynamik, die Fähigkeit zu weltentrücktem Chorklang, der aber noch im Pianissimo Substanz, Homogenität und Beweglichkeit wahrte. Und es wurde beileibe nicht alles über einen Kamm geschoren. Schubert klang freundlich trotz des Titels "Die Nacht, Richard Strauss träumerisch – in dem Fall wohl wegen des Titels "Traumlicht". Ernst und Gewicht blieben aber immer gewahrt: so in mehreren Gesängen von Brahms und Mendelssohn.

Die zweite Liedergruppe: "Auf einem Baum" – deutsche Volkslieder in neuen Bearbeitungen. Ernst und Schwere waren nicht ganz verbannt, nicht in "Es geht eine dunkle Wolk herein" und nicht in "Ach bittrer Winter". Aber die modernen Arrangements ließen die Lieder in neuem Licht erscheinen. Da war nichts gewollt simpel oder männerchorselig, aber auch nichts schmerzhaft verfremdet. Die Comedian Harmonists und der Jazz waren immer gegenwärtig, aber nie als bloßer Abklatsch. Typisch das letzte Lied "Auf einem Baum ein Kuckuck saß": rhythmisch vertrackt, aber überlegen gemeistert und daher sehr lustig.

Claudia Reinhard hatte bisher mit treffenden und humorvollen Ansagen durchs Programm geführt und kündigte nun die dritte Gruppe an: "Fields of Gold" – Arrangements aus Popmusik und Jazz. Und da merkte man, wie auch die anderen Liedgruppen von der Beweglichkeit, der perfekten Intonation und der Beachtung der harmonischen Zusammenhänge im Jazz profitiert hatten. Entsprechend authentisch wirkten die beiden Sting-Songs, und Chick Coreas "Crystal Silence" stellte den thematischen Bezug zum ersten Teil des Abends her.