Interessiert betrachten Vernissage-Besucher die Arbeiten des vor wenigen Tagen verstorbenen A.R. Penck. Foto: Deregowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Werke von A. R. Penck in der Rathaus-Galerie zu sehen

Balingen. Sieht aus wie Kindergekritzel, ist aber hoch bezahlte und bedeutende Kunst: Werke des sächsischen Künstlers A. R. Penck, bürgerlich Ralf Winkler, hängen seit Mittwoch in der Balinger Rathausgalerie.

Auch diese Austellungseröffnung fand ohne ihn statt, nicht nur, weil er zeitlebens als scheu galt, sondern weil er einen Tag zuvor verstorben war. Winkler, der mehrere Pseudonyme benutzte, wurde 77 Jahre alt und hinterließ ein bedeutendes Kunsterbe: Er gilt als Vater der "Neuen Wilden", zeichnete und malte die "Strichmännchen", bevor sie K. Haring populär machte.

Deutsche Teilung mit kräftigen Linien thematisiert

In Südfrankreich widmet sich derzeit eine Retrospektive dem Schaffen Pencks. Bis zum 23. September haben die Besucher in Balingen deshalb Gelegenheit, Werke des Malers zu sehen, die sonst seltener öffentlich gezeigt werden, erklärte Kuratorin Heidrun Bucher-Schlichtenberger bei der Vernissage. Die Ausstellung bilde trotzdem einen breiten Teil seines Œuvres ab. So hänge etwa im Treppenhaus das Unikat "Lücke Nr. 8", eine Zeichnung in Farbkreide und Tusche, die während seiner Zeit in der Dresdner Künstlergruppe Lücke entstanden war.

Dass Winkler ein politisch geprägter Künstler war, werde auch in Balingen deutlich. Unter den Druckgrafiken befindet sich etwa eine, die die deutsch-deutsche Teilung mit kräftigen blauen und roten Linien thematisiert.

"Auch wenn in Balingen weniger bekannte Arbeiten Pencks auf Papier zu sehen sind, so zeigen diese doch die auf den Punkt und Strich gebrachte Zeichensprache des Künstlers", erklärte Bucher-Schlichtenberger. In einem gewissen Sinn bewege sich diese "back to the roots", sei eine Bildsprache, die inzwischen abgewandelt in der digitalen Kommunikation, etwa als Smiley, wieder auftauche.

Für die Umrahmung sorgte ein Gitarrenensemble der Jugendmusikschule. Unter der Leitung von Hans-Jürgen Bitzer ließen die jungen Musiker Südländisches erklingen. Die Ausstellung "A. R. Penck – Arbeiten auf Papier" ist in der Rathaus-Galerie bis zum 23. September von Montag bis Donnerstag von 8 bis 18 Uhr, am Freitag von 8 bis 13 Uhr sowie am Samstag von 9 bis 13 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.