Zwei Virtuosinnen begeistern in der Balinger Stadtkirche mit Werken der französischen Romantik

Von Ilona Tahir

Balingen. Ganz in weiblicher Hand lag das dritte der Orgel-plus-Konzerte in der Balinger Stadtkirche am vergangenen Sonntag. Sie war auch dieses Mal voll besetzt.

Heidrun Paulus-Geckeler, freischaffende Flötistin und Flötenlehrerin, und Stefanie Köpfler-Bertels, Organistin und Kirchenmusikin der Balinger Heilig-Geist-Gemeinde, hatten ein inspirierendes Programm mit Werken der französischen Romantik eingeübt.

Gemeinsam ist beiden Künstlerinnen, dass sie ihr Können stetig vervollkommnen: Heidrun Paulus-Geckeler hat durch Meisterkurse für Block- und Querflöte sowie Cembalo und die Ausbildung zur Musiktherapeutin absolviert, Stefanie Köpfler-Bertels derzeit durch ein Cembalo-Studium an der Musikhochschule Trossingen.

Den Charme der französischen Spätromantik vermag Heidrun Paulus-Geckeler schon im ersten Stück des Konzerts, der "Sicilienne" aus der Suite "Pelléas et Mélisande" von Gabriel Fauré, auf ihrer Querflöte zum Ausdruck zu bringen: melodiös, tänzerisch-schwebend, schwirrend, bisweilen verhalten melancholisch, von Stefanie Köpfler-Bertels sensibel auf der Orgel begleitet. Fröhlich und leicht, mit präziser Intonation und frappierender Flexibilität bietet Heidrun Paulus-Geckeler die "Incertitudes" und "Petite Marche" des Flötenvirtuosen Louis Moyse dar.

Den Abschluss ihrer Flötensoli bildet ein Ausflug in die Ära des amerikanischen Ragtime, einem Vorläufer des Jazz, mit einem Stück von Scott Joplin, dem Vollender dieses Musikstils. Lebhaft und quirlig präsentiert sie diesen durch Synkopen charakterisierten Rhythmus – nicht nur mit der Flöte, sondern auch mit den Füßen – und erntet begeisterten Spontan-Applaus.

Charles-Marie Widor, Begründer der französischen Orgelschule, hatte als Titular-Organist von Saint-Sulpice in Paris eine Orgel des berühmten Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll zur Verfügung, deren orchestraler Klangreichtum ihn zu seinen zehn Orgelsinfonien inspirierte. Aus einer dieser Sinfonien brachte Stefanie Köpfler-Bertels zwei Partien zu Gehör.

Die Orgel der Heilig-Geist-Kirche weist altersbedingt irreparable Funktions- und Materialschäden auf, die es unmöglich machen, anspruchsvolle Stücke wie etwa jene von Widor zu spielen. Daher war es für die Orgel-Virtuosin eine besondere Freude, an der generalüberholten Orgel der Stadtkirche ihr Können unter Beweis stellen zu dürfen.

So gestaltet sie in feinsten Nuancen ein perlendes "Allegro cantabile", gefolgt von der rauschenden "Toccata", in der die Organistin präzise und kraftvoll schier kosmische Dimensionen eröffnete. Nach diesem fulminanten Höhepunkt des Konzerts, der brausenden Applaus hervorrief, ließen beide Musikerinnen als Zugabe ein Stück aus dem Schemellischen Gesangbuch folgen, mit dem der Abend einen ruhigen Ausklang fand.

Die Zuhörer bedankten sich bei beiden Künstlerinnen mit lange anhaltendem Beifall für das wunderbare Zusammenspiel.