Lautstarke Begeisterung mit "Pommes-Gabeln": Das Bang-Your-Head-Festival ist für Paul Bossenmaier ein Muss. Foto: Bossenmaier Foto: Schwarzwälder-Bote

Porträt: Paul Bossenmaier und seine Leidenschaft für "etwas andere" Musik, Handball und Fotografie

"Ich bin kein besonders wichtiger Mensch", sagt Paul Bossenmaier, "ich stehe lieber hinter der Kamera." Der 58-jährige Polizeibeamte und Wahl-Balinger hat eine Leidenschaft fürs Fotografieren, für den HBW und für das Balinger Metal-Festival Bang Your Head.

Balingen. Der gebürtige Owinger ist seit elf Jahren offizieller Fotograf beim Bang Your Head und Rock Of Ages, und er fotografiert so gut wie jedes Spiel des HBW. "Ohne Kamera fühl ich mich nackt", sagt er.

Seine Leidenschaft für die Musik geht in die 1970er-Jahre zurück. "Meine Schwester, die fünf Jahre älter ist als ich, hörte damals gerne den Pop Shop im SWR", erinnert er sich. Seine Favoriten: Deep Purple, Led Zeppelin, Emerson, Lake & Palmer. "Andere hörten Blasmusik. Ich mochte Musik, die anders war, progressiv", sagt er. Das habe ihn geprägt. Mit Manfred Mann’s Earth Band kam er auf die Rockschiene, las in der Zeitschrift "Pop" Konzertberichte. "Ich war erst 14, um zu Konzerten zu kommen fehlten mir ein Fahrzeug und das nötige Kleingeld."

Das erste Foto hat er bereits im Alter von drei Jahren geschossen: am 12. Juni 1962 mit einer Agfa Silette bei der Hochzeit seiner Tante. Die erste Spiegelreflexkamera – eine Minolta XD-5 – bekam er erst mit 15. "Ich habe alles fotografiert, was ich gesehen habe", erzählt er. Zwei Filme pro Woche. Bei Konzerten war das mit dem 50-Millimeter-Objektiv etwas schwierig. Und es war ganz schön teuer, "wenn man jung war und das Geld nicht hatte": Ein Bild kostete eine Mark.

Er fotografierte das Abschiedskonzert von "The Who" auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg. "Ich war vom Konzert-Virus infiziert, kaufte ein Zoom-Objektiv von einem Fremdhersteller, machte schlechte Bilder." Er fotografierte in der Messehalle in Villingen die Scorpions nach ihrer Tokio-Tour: "Die Jungs kamen in Schlaghosen, da ging die Post ab".

Die Leidenschaft hat nicht nachgelassen. Im Gegenteil: Sie hat sich "wesentlich gesteigert". Für Manfred Mann hat er zehn Jahre lang offiziell fotografiert, "etwa 100 Konzerte". Später kamen andere Bands hinzu wie Saxxon und Judas Priest, der "All-Access-Pass" beim Bang Your Head, und die Spiegelreflexkamera wurde digital. Auch in Wacken hat er fotografiert, 80 000 bis 100 000 Leute, große Bands, ganz andere Dimensionen. Aber er bevorzuge das Bang Your Head.

Das jüngste Konzerterlebnis: die Stones in München. "Emotional, ausdrucksstark", beschreibt Bossenmaier das Erlebnis. "Mick Jagger schießt über die Bühne, da geht die Hölle ab."

Ein weiteres Lieblingsmotiv ist die Fasnet. "Die hab ich im Blut", sagt er. Schon als Kind sei er mit dem Vater im Verein aktiv gewesen, war später Mitglied im Elferrat in Owingen. Seine Lebensgefährtin lasse sich von seiner Leidenschaft infizieren: "Wir sind beide begeistert, ganz ohne Alkohol, bei urigen Umzügen in Imst, Tramin und Basel, oder beim Schafabtrieb im Schnalstal in Südtirol."

Neben Fotografie und Musik hat er im Lauf der Zeit auch andere Vorlieben entwickelt. Zum Beispiel fürs E-Bike. "Ich dachte, dafür müsste man 100 sein", sagt er, "aber ich habe mich getäuscht. Es macht riesigen Spaß." Oder für Reisen: "Ich bin Südamerika-Fan." Im vergangenen Jahr, in Quito, in Ecuador, habe er mit seiner Lebensgefährtin ein Konzert von Metallica gesehen. "Das Publikum ging ab wie Dynamit."

Auch für gutes Essen kann sich Paul Bossenmaier begeistern. "Und für einen guten Zweck tu’ ich alles", sagt er. Er war Mitglied im Förderverein der Weiler Kirche in Owingen, ist Mitglied im Förderverein der Burgruine Wehrstein in Fischingen und im Förderverein der Vituskapelle in Gruol.

Für das Heimatbuch zur 900-Jahr-Feier der Gemeinde Owingen hat er auf der Suche nach alten Fotos in jedem Haus angeklopft: "Ich kannte jede Oma persönlich." Dabei habe er sich unwissentlich ein riesiges Archiv erarbeitet. Die abfotografierten Bilder hat er in unzähligen Alben archiviert. "Als Beamter bin ich ordnungsbewusst, ich weiß, was wo ist."

Er selbst bezeichnet sich als "Vereinsmensch", war 15 Jahre in der Kommunalpolitik aktiv. Seit 1978 ist er bei der Polizei, arbeitete zunächst im Streifendienst, machte im Fernstudium seinen Diplom-Betriebswirt im Bereich Absatz- und Außenwirtschaft. Aber für den Sprung in die freie Wirtschaft habe ihm der Mut gefehlt. Er ist bei der Polizei geblieben, mittlerweile ein "Schreibtischtäter". "Noch zweieinhalb Jahre", sagt er, "dann ruft die Pension." Und dann hat er wohl noch viel mehr Zeit fürs Fotografieren.