Engagiert geht Wolfgang Schöllkopf auf die Anfänge der evangelischen Kirche in Balingen ein. Foto: Schwarzwälder-Bote

Reformation: In Balingen wird das Jubiläumsjahr mit Feier und Vortrag eröffnet / Redner gehen auf Herausforderungen ein

Balingen. 1517 verfasste Martin Luther 95 Thesen über den Ablass und gilt damit als theologischer Urheber der Reformation. Dieses Jubiläum feiern evangelische Christen am 31. Oktober 2017 mit einem Gedenktag. Doch schon am Donnerstag wurde in Balingen das Jubiläumsjahr eröffnet: mit einer Feier und einem Vortrag in der Stadtkirche.

Von einem "merkwürdigen im Sinne eines denkwürdigen, ja epochalen Ereignisses" sprach Dekan Beatus Widmann und führte aus, was in diesem Jubiläumsjahr im Fokus stehen solle. So diene es etwa der Erinnerung an ein historisches Ereignis, von dem die damaligen Ziele vergegenwärtigt werden sollten. Die Reformation – die, wie es bei den anderen Rednern ebenfalls anklang, nie im Singular zu sehen sei – sei außerdem zu bewerten. Evangelische Christen sollten sich fragen: "Wo stehen wir? Was ist und bedeutet der christliche Glaube für uns heute?"

Laut Widmann seien Provinzialismus und Konfessionalismus abzulehnen. Stattdessen müsse die evangelische Kirche ihr Verhältnis zu anderen Glaubensrichtungen und Religionen bestimmen. Dies vor allem beim jüdischen Glauben und beim Islam, den der Dekan als "besondere Herausforderung" bezeichnete.

In Balingen sei die Ökumene längst Alltag geworden, betonte Oberbürgermeister Helmut Reitemann. Es freue ihn, dass in der Eyachstadt verschiedene Konfessionen seit vielen Jahren friedlich und konstruktiv zusammenarbeiten. Laut Matthias Frankenberg, Erster Landesbeamter und an diesem Abend Vertreter von Landrat Günther-Martin Pauli, seien die Folgen der Reformation sowohl in der Stadt als auch im ganzen Landkreis nachzuvollziehen.

Ein Vertreter der orthodoxen Kirche kam an diesem Abend ebenfalls zu Wort: Erzbischof Abel von der Diozöse Lublin-Chelm in Polen. Er hielt unter anderem fest: "Wir Christen müssen überlegen, was uns verbindet und müssen tragfähige Kompromisse finden. Vielfalt kann uns bereichern und helfen, uns weiterzuentwickeln."

Wolfgang Schöllkopf, in den 1990er-Jahren Pfarrer in Bitz, zeigte in seinem Vortrag unter anderem Reformationsentwicklungen in Balingen auf. Demnach wollte Herzog Ulrich die Reformation in Württemberg durchsetzen, weshalb die Stadtkirche 1534 evangelisch und ein Jahr später Johannes Wagner der erste evangelische Pfarrer in Balingen wurde. Seit 1547 gibt es das Dekanat.

Bezirkskantor Wolfgang Ehni an der Orgel und Stefan Kopp mit seiner Trompete umrahmten die Feier. Bei einem Stehempfang ließen Besucher wie Redner den Abend ausklingen.

 In den kommenden Monaten sind weitere Veranstaltungen geplant. Unter anderem ist die Wanderausstellung "Evangelisch in Hohenzollern" im kommenden Jahr vom 14. Oktober bis 25. November in der Balinger Rathausgalerie zu sehen.

Weitere Informationen: www.kirchenbezirk-balin gen.de