Helfen im Zollernalb-Klinikum, wenn Patienten und deren Angehörige Hilfe brauchen: die "Grünen Damen und Herren". Auf dem Bild: das Freitagsteam der Ehrenamtlichen zusammen mit Geschäftsführer Josef Weiss (links) und Melitta Eichenlaub von der Betriebsorganisation (rechts). Foto: Deregowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Die "Grünen Damen und Herren" sind im Zollernalb-Klinikum zu einem Qualitätsmerkmal des Hauses geworden

Von Renate Deregowski

Balingen. Götter in Weiß, Halbgötter in Blau und Engel in Grün – neben Ärzten und Pflegekräften sorgt eine weitere Gruppe für die Patienten am Balinger Krankenhaus: die "Grünen Damen und Herren".

Sie arbeiten oft im Verborgenen und leisten dabei Großes. Das Krankenhaus mit seinen vielen Gängen, Aufzügen und noch mehr Zimmernummern macht es so manchem Besucher oder Patienten nicht immer leicht, sich zurechtzufinden. In solchen Fällen nehmen die ehrenamtliche Helfer in den namensgebenden grünen Kittel die Suchenden bei der Hand. Denn das ist eine Aufgabe der "Grünen Damen und Herren": der Lotsendienst.

Das 32-köpfige Team kümmert sich aber noch um vieles mehr: Patienten werden in ihre Zimmer oder zur Untersuchung gebracht, Angehörige durch das riesige Gebäude geführt. Außerdem unterstützen die Ehrenamtlichen Patienten beim Ausfüllen von Formularen, holen auch mal eine Telefonkarte, gießen Pflanzen, haben einen Bücherwagen oder helfen beim Essen oder Anziehen. "Das Wichtigste ist aber das Zuhören", sagt die Grüne Dame Elke Schuppler über ihre ehrenamtliche Tätigkeit.

Konfrontiert wird das Team mit Alltagssorgen der Patienten, Problemen mit der Krankheit, Gedanken über das Sterben. Bei älteren Patienten sind es oft auch Kriegserlebnisse, die wieder an die Oberfläche kommen und die von Angehörigen nicht mehr wahrgenommen werden, erzählt Brunhilde Haid. "Sie verarbeiten das dann ein Stück weit bei uns." Ihre Kollegin Doris Otto fügt hinzu: "Vor allem zählt, sich Zeit für den Patienten zu nehmen und dieses Gefühl auch zu vermitteln."

Wenn Patienten öfter kommen, werden die Gespräche schnell persönlicher, schließlich bauen beide Seiten gegenseitiges Vertrauen auf. Damit verbunden ist eine absolute Schweigepflicht. Denn nichts, was im Krankenhaus geredet wird oder geschieht, darf über einen grünen Helfer nach draußen dringen. Deshalb ist eine Anforderung an die Ehrenamtlichen, dass sie psychisch stabil sein sollten. Oftmals leisten sie nämlich so etwas wie Seelsorge.

Schwierig werde es, sagt Elke Schuppler, wenn man jemanden kenne: "Dann macht man sich schon seine Gedanken." Auch ihre Kollegin Margit Nürnberger, die auf der Unfallstation unterwegs ist, lassen die Schicksale nicht unberührt: "Manchmal ist man einfach nicht so unbeschwert wie sonst." Und trotzdem: dieser eine Vormittag in der Woche, der sei es ihr wert, sich um Betroffene zu kümmern.

Um Erfahrungen zu verarbeiten, findet einmal im Monat ein Gruppentreffen statt, bei dem sich das Team untereinander austauscht. Sieglinde Stumpp hat zudem den Vorteil, dass sie sich mit ihrem Mann Peter austauschen kann, der als einer von zwei "Grünen Herren" im Klinikum unterwegs ist.

Oft werden die Helfer mit ihren eigenen Grenzen konfrontiert, wie Margit Nürnberger erklärt: "Manche wären sicher überrascht, wie man in die Sache rein- und gleichzeitig über sich hinaus wächst."

Es seien dann auch kleine Dinge, die zum Weitermachen animierten: ein Lächeln, ein Wort des Danks, die Gewissheit, gebraucht zu werden. Doris Otto nennt noch einen weiteren Grund: "Es ist spannend. Man weiß nie, was hinter der nächsten Tür auf einen wartet." Und Heidi Bartholomae fügt noch einenweiteren hinzu: "Ich kenne inzwischen einen Haufen Leute."

"Für uns sind sie nicht mehr wegzudenken", lobt Josef Weiss das Team. Der Geschäftsführer des Zollernalb-Klinikums sieht die "Grünen Damen und Herren" als wichtige Ergänzung zur ärztlichen und pflegerischen Tätigkeit, weil sie "Hilfe und Trost in die Krankenzimmer bringen". Damit sei das Team nicht nur "Qualitätsmerkmal des Hauses", sondern auch eine Entlastung für das Personal. Weiss hofft, dass die Helfer in Grün dem Krankenhaus noch lange erhalten bleiben und weitere hinzukommen.

Wer Freude am Umgang mit Menschen hat, hilfsbereit ist, sich selbst zurücknehmen kann und einen Vormittag in der Woche Zeit hat, kommt für die Tätigkeit in Frage. "Wir wollen unser Team gerne erweitern", erklärt Heidi Bartholomae.

u Interessierte können sich telefonisch bei ihr melden unter der Nummer 07433/38 15 82.