Bürgertreff 2017 in der Balinger Stadthalle: Bei der Rede von Wilhelm Bauer gibt es auch etwas zu lachen. Foto: Schwarzwälder-Bote

OB Reitemann beschreibt konkrete Vorhaben. Sanierungs- und Brandschutzmaßnahmen an Schulen werden fortgesetzt.

Balingen - Was war in Balingen 2016 los? Was ist für 2017 geplant? Die Beantwortung dieser Fragen war der Part von Oberbürgermeister Helmut Reitemann beim Bürgertreff am Samstag in der Stadthalle. Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Darauf ging Gastredner Wilhelm Bauer ein.

Nach einer Schweigeminute für die Opfer des Anschlags in Berlin und als "Zeichen gegen den Terror", wie es Reitemann beschrieb, erinnerte der Oberbürgermeister unter anderem an den Bau des Kreisverkehrs in der Wilhelmstraße, die Einführung der Ganztagsbetreuung an der Lochenschule, die Gründung der Jugendtechnikschule an der Volkshochschule und an die Einrichtung der Lernwerkstatt 4.0 an der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule.

Kulturelle Ereignisse wie die Ernst Ludwig Kirchner-Ausstellung hätten sich mit tollen sportlichen Leistungen Balinger Teams und Aktiven abgewechselt, wobei Reitemann vor allem an die Erfolge Martin Strobels mit der Handball-Nationalmannschaft erinnerte. Erfolgreich sei die Stadt auch beim Verkauf von Gewerbe-Grundstücken an einheimische und auswärtige Firmen gewesen, weshalb sich die Zahl der Arbeitsplätze in der Stadt weiter erhöht habe.

In diesem Jahr würden die Sanierungs- und Brandschutzmaßnahmen an Balinger Schulen fortgesetzt, hielt Reitemann fest. Das Vorhaben "Gartenschau" soll weiter vorangebracht werden, und für das Strasser-Gelände, für das erneut ein Einzelhandelskonzept gescheitert sei, werde mit den Bewohnern nach einer neuen Nutzungsmöglichkeit gesucht. Weitere Themen seien der Luftreinhalteplan, die Gestaltung des Hinteren Kirchplatzes sowie die Nordwestumfahrung von Weilstetten.

Waren die Ausführungen des Oberbürgermeisters vor allem auf die kommenden Monate gerichtet, so blickte Wilhelm Bauer, Leiter am Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation und Technologie-Beauftragter für Baden-Württemberg, der auch als "Übermorgenmacher" ausgezeichnet wurde, weit voraus. Er betonte aber gleich: "Was kommen wird, weiß ich auch nicht ganz genau, schon gar nicht, was in 50, 60 Jahren sein wird." Sicher ist er sich aber, dass sich unter anderem wegen der Luftverschmutzung hinsichtlich der Mobilität etwas verändern müsse und werde. "Weil es der Mensch so will und weil die Herausforderungen und Probleme da sind", so der Professor. "Wir kennen es noch nicht, aber wir kommen dem in Riesenschritten nahe."

Bauer meinte damit das autonome Fahren, von dem bereits vor 60 Jahren geträumt wurde, wie er mit einem Bild veranschaulichte. Darauf waren Personen in einem Auto zu sehen, die alles taten, nur nicht selber fuhren. Laut Bauer werde individuelle Mobilität elektrisch, vernetzt, hochgradig automatisiert und immer mehr als Dienstleitung wahrgenommen, was sich im Wunsch äußere, gefahren zu werden.

Werde das Auto mit dem Internet verbunden, sei es möglich, beim Fahren von A nach B zu arbeiten, zu shoppen oder Musik zu hören. Die "Schaltstelle vom Kunden zum Mobilitäts-Anbieter" gewinne immer mehr an Bedeutung, weshalb die deutschen Firmen alles tun müssten, diese zu beherrschen. "Das muss ihnen gelingen zur Sicherung von Beschäftigung und Wohlstand", so Bauers Forderung. Dienste selbst zu entwickeln, das sei in Zukunft "großes Business". Bauer abschließend: "Wenn in den neuen Technologien Kompetenzen entwickelt werden, wird Mobilität auch zukünftig für uns segensreich sein."