Christina Blocher ist aufgrund eines Unfalls seit mehr als 30 Jahren blind, hat jedoch einen Führerschein. Foto: Deregowski Foto: Schwarzwälder-Bote

"Super Erfahrung" für Behinderte / Fachmesse "Weiter sehen" in der Eberthalle und auf dem Messegelände

Balingen (rd). Informationen rund um die Steigerung der Lebensqualität, Hilfsmittel und als Höhepunkt die Gelegenheit, einmal ein Auto zu steuern – mit diesen Punkten wartete die Fachmesse "Weiter sehen" in der Eberthalle und auf dem Messegelände auf.

"Wir möchten Menschen mit Seh- und anderen Behinderungen ein Forum bieten", erklärte Harald Eigler die Intention hinter der Messe. Diese wurde von der Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenhilfe (ABSH) veranstaltet. An zahlreichen Ständen gaben gemeinnützige Einrichtungen und Firmen über Methoden zur Steigerung der Lebensqualität bei Sehbehinderungen Auskunft und stellten mögliche Lösungen vor. Ein besonderes Anliegen war dem ABSH-Geschäftsführer, dass sich die Besucher im Rahmen der Messe in einem anonymen Umfeld Informationen rund um ihr konkretes Anliegen beschaffen konnten. Zudem sollten Menschen mit Sehbehinderung aktiviert werden, sagte Eigler und führte weiter aus: "Wir wollen zeigen, dass das Leben weitergeht. Die Menschen sollen sich trauen, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen." Eine weitere Absicht der Messe sei die Sensibilisierung der Bevölkerung für die Frage, welche Bedürfnisse Menschen mit Sehbehinderung haben, fügte Eigler an.

Die Erwartungen der Veranstalter wurden erfüllt: Bereits zur Eröffnung am Vormittag fanden sich zahlreiche Besucher in der Eberthalle ein. Darüber freute sich auch Oberbürgermeister Helmut Reitemann, der die Schirmherrschaft übernommen hatte.

Dieses Mal neu dabei war die AMSEL-Kontaktgruppe Zollernalb. Die Gruppenleiterinnen berichteten zum Teil aus eigenen Erfahrungen, wie Multiple Sklerose das Sehvermögen einschränken kann. Am Stand des Diabetikerverbands klärte unter anderem Helga Dressler über die Zusammenhänge von hohem Blutzucker und schlechter Sicht auf.

Auf dem Verkehrsübungsplatz auf dem Messegelände herrschte den Tag über reges Treiben. Dort wurde Autofahren für Blinde angeboten. Wie Marita Bürmann-Eigler erzählte, hatte es im Vorfeld zahlreiche Anfragen gegeben. Es fanden sich Menschen aus dem Kreis dazu ein, aber auch von weiter her, etwa aus Koblenz oder München. Sie konnten sich hinters Steuer setzen und mit Begleitung Runden drehen. Eine von ihnen war die Balingerin Christina Blocher. Sie ist aufgrund eines Unfalls seit mehr als 30 Jahren blind, hat jedoch einen Führerschein. Sie wollte vor allem noch einmal "das Feeling genießen, Gas zu geben und die Fliehkräfte zu spüren".

Werner Haese war aus dem hessischen Glauburg angereist. "Stellen Sie sich vor, Sie sehen durch zwei Papierrollen, und was Sie sehen ist verschwommen", erklärte der Hesse seine angeborene Sehschwäche. Das Fahren mit Schaltung ließ er sich trotzdem nicht nehmen. Seine erste Runde sei eine "super Erfahrung" gewesen, weshalb er noch eine weitere drehte.