Mulugeta Tekle: "Die Hoffnung" (2016), Acryl, 100 mal 100 Zentimeter. Foto: Schwarzwälder-Bote

Ausstellung: Arbeiten des eriträischen Künstlers Mulugeta Tekle werden in der Heilig-Geist-Kirche gezeigt

Von Gert Ungureanu

Unter den Flüchtlingen, die in Europa Schutz gefunden haben, sind auch Künstler. Einer von ihnen ist der 32-jährige Mulugeta Tekle aus Adi Felesti in Eritrea. Seine großflächigen Bilder in Öl und Acryl sind ab 19. Juli in der Heilig-Geist-Kirche zu sehen.

Balingen. Der schmächtige Mann wirkt jünger als er in Wahrheit ist. Er hat den "klassischen" Fluchtweg hinter sich: Über das Mittelmeer und Lampedusa kam er zunächst nach München, dann in die Lea Meßstetten, in die Sammelunterkunft in der Beckstraße – und schließlich – als anerkannter Flüchtling – in seine eigenen vier Wände in der Unteren Kirchstraße. Er habe das Exil gewählt, um der Diktatur zu entkommen, sagt er.

In seinem Atelier malt er wie besessen den ganzen Tag. Denn Kunst war es, was er immer schon machen wollte. Bereits in seiner Heimat. Nach der Schule hat er dort ein Kunststudium in Asmara absolviert. Und in seiner Wahl-Heimat Deutschland hat er bereits künstlerische Spuren hinterlassen: In der Arbeitsagentur waren Bilder von ihm zu sehen, die Wände in der Sammelunterkunft in der Balinger Beckstraße hat er mit großen Fresken verziert, und auf dem riesigen Wandgemälde im Balinger Krankenhaus sind in leuchtenden Farben die Wahrzeichen der drei Mittelzentren des Zollernalbkreises zu erkennen – Albstadt, Balingen und Hechingen.

Er liebt leuchtende Farben. Sie sind das Merkmal afrikanischer Kunst. Er selbst hat aus der Tingatinga-Schule gelernt – und sich mittlerweile davon befreit. In seinen Bildern verarbeitet Mulugeta Tekle eigenes Erleben. Die großflächigen Arbeiten haben Titel wie "Gefangener", "Zusammengepfercht", "Gräueltaten", "Durchquerung der Sahara", "Die dunkle Zeit" und "Durst", aber auch "Rettung", "Lampedusa", "Hoffnung" und "Frieden".

Er habe gesagt, dass er gerne eine Ausstellung in Balingen zeigen würde, sagt Jean-Claude Canoine vom Arbeitskreis Asyl. "Balingen ist seine Stadt geworden, er hat die ganzen Bilder, die er ausstellen möchte, hier gemalt." Und weil die Stadthalle, die Zehntscheuer und die Rathausgalerie für den Balinger Kunstsommer mit dem "Dreigestirn" Kirchner, Lüpertz und Helzle belegt gewesen sei, sagt Canoine schmunzelnd, habe man bei der Kirche angeklopft. Bei Pfarrer Wolfgang Braun rannte man offene Türen ein. Und so wird der Balinger Kunstsommer um eine Ausstellung reicher: Vernissage ist am Dienstag, 19. Juli, 19.30 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche. Die Einführung hält Landrat Günther-Martin Pauli. Die Ausstellung, die unter dem Titel "Die Flucht" steht, ist bis einschließlich 5. August in der Kirche zu sehen.