Kunst als Kritik: Waldorfschüler befassen sich in ihren Werken mit politischen und gesellschaftlichen Themen

Von Fabian Wagener

Balingen. Ein dunkelhäutiger Mann mit Baseballmütze steht vor einem endlos anmuteten Stacheldrahtzaun. Er schaut nach oben, zu einem Mann im Anzug, einem Europäer. Dieser aber blickt stur nach vorne, er nimmt keine Notiz von dem Mann auf der anderen Seite des Zauns. "Ich wollte eine Szene abbilden, die konkret auf die Flüchtlingsproblematik anspielt", so der Elftklässler Jan David Grebe, der das Bild gemalt hat. "Wir sollten die Probleme viel stärker wahrnehmen, die außerhalb unserer Grenzen existieren."

Grebes Bild hängt im Balinger Landratsamt, zusammen mit 22 anderen Werken, allesamt von Schülern der Klassen neun bis zwölf der Freien Waldorfschule. Es ist Teil der Ausstellung "Aufreißen", die Mittwochabend von Landrat Günther-Martin Pauli eröffnet wurde und bis zum 30. Oktober zu sehen ist. "Die Ausstellung soll Raum geben für Themen, die junge Menschen beschäftigen", sagte Pauli in seiner Eröffnungsrede. "Und die Bilder haben schon einige Diskussionen im Landratsamt angestoßen."

Damit haben die Schüler schon Vieles erreicht von dem, was sie sich vorgenommen haben: Diskussionen anstoßen, Fragen stellen, Kritik üben. "Wir wollten auf das Zeitgeschehen reagieren und uns kritisch mit der Gegenwart auseinandersetzen", erklärte Lehrerin Manuela Preissler die Motivation hinter dem Projekt. Die Schüler hätten sich mit all jenen Dingen befasst, die sie bewegen.

So auch die Zwöltklässlerin Wiyanna Markowis, die sich mit dem Thema Kindheit künstlerisch auseinandergesetzt hat. Unbeschwert klettert auf ihrem Bild ein Kind auf den Ästen eines Baumes, daneben aber steht ein vielleicht zehnjähriger Kindersoldat, ein großes Gewehr in der Hand. "Ich möchte die Gegensätze zwischen idealer und realer Kindheit darstellen", erzählte sie.

Mit Kontrasten und Gegensätzen arbeiten viele der Bilder: Zwischen grünen Hügeln steht ein mächtiges Atomkraftwerk, ein Panzer rollt durch unberührte Natur.

u  Zu sehen sind die Bilder montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr.