Wie soll’s am Bahnhof weitergehen? Peter Seifert (links) diskutiert darüber immer wieder auch mit Taxifahrer Waldemar Thoma. Zug um Zug will der Eigentümer des Ensembles seine Pläne für ein kombiniertes Mobilitätszentrum verwirklichen. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

E-Bike-Station, Car-Sharing, Hostel: Peter Seifert verwirklicht nach und nach seine Pläne / Diskussion um Taxi-Plätze

Von Steffen Maier

Balingen. Was geht eigentlich am Balinger Bahnhof? Der Kauf des Gebäudes durch Peter Seifert hat Endes des vergangenen Jahres bis weit ins laufende Jahr hinein hohe Wellen geschlagen. Mittlerweile ist es ruhig geworden, und das ist ein gutes Zeichen. Seifert macht sich daran, nach und nach seine Pläne für das denkmalgeschützte Gebäude zu verwirklichen.

Wer Peter Seifert kennt, der weiß: Der Mann hat viele Ideen. Manches davon ist vielleicht Spinnerei. Für den Bahnhof aber hat er konkrete Vorstellungen. Diese setzt er nun Zug um Zug um. Zusammenfassend könnte man sagen, dass der 54-Jährige den Bahnhof zu einem für Balingen neuartigen, kombinierten Mobilitätszentrum gestalten möchte. Die Stichworte lauten E-Bike-Station, Car-Sharing und Hostel.

In der kommenden Woche will Seifert bei der Stadt die ersten Baugesuche einreichen. Für alles, was er am Gebäude ändern will, braucht er wegen des Denkmalschutzes das Einvernehmen der Stadt – das ist auch deshalb pikant, weil er sich mit der Stadt monatelang um die Immobilie gezofft hatte. Am Ende stand im April der Verzicht des Gemeinderats und die Herauslösung des Bahnhofsvorplatzes aus dem Sanierungsgebiet Innenstadt. Aber diese Zankerei ist Vergangenheit, Jetzt geht’s voran.

Wie jeder Bauherr, so fängt auch Seifert im Keller an. Er wolle, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung, einen von außen passablen Abgang einrichten, den Keller selbst ausbauen. Dieser soll künftig als Fahrradgarage sowie als Ladestation für E-Bikes dienen. Im Erdgeschoss des Bahnhofsgebäudes soll eine Servicestation eingerichtet werden, wo man Fahhräder ausleihen, Defekte reparieren und die E-Bikes aufladen lassen kann. Dafür sei er mit Interessenten im Gespräch, sagt Seifert; erst diese Woche war er deswegen auch auf der Messe Eurobike in Friedrichshafen.

Beteiligung an Bundeswettbewerb

Parallel dazu geht Seifert die energetische Sanierung des Gebäudes inklusive dem Einbau eines Blockheizkraftwerks ("noch im Oktober") sowie den Umbau im ersten Obergeschoss an. Drei Wohnungen sind dort derzeit eingerichtet; zwei davon will Seifert zusammenfassen und insgesamt etwa zehn Hostel-Zimmer daraus machen. "Ein Hostel fehlt bislang in Balingen", sagt Seifert, "am Bahnhof ist ein prima Standort dafür." Wenn das abgeschlossen ist, kommt als nächster Schritt der Ausbau des bisher nicht genutzten Dachgeschosses.

Ein weiteres Projekt ist das Car-Sharing. Hier ist Seifert, wie er sagt, in Gesprächen mit dem verein Teilauto in Tübingen sowie einem bundesweit agierenden Unternehmen. Beide hätten "größtes Interesse", Car-Sharing am Bahnhof in Balnigen aufzuziehen – ebenso wie der Landkreis. Mit diesem sei er in Gesprächen, wie die verschiedenen Mobilitätsarten – Zug, Bus, Leihauto, Fahrräder – am besten und zu Gunsten der Fahrgäste vernetzt werden könnten. Mit seinen Plänen hat sich Seifert am Wettbewerb "Stadtentwicklung und Wirtschaft" beworben, den das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung ausgelobt hat. Ausgezeichnet – und finanziell gefördert – werden dabei für eine innovative Stadtentwicklung beispielhafte Projekte.

Für das Car-Sharing und insbesondere die dafür notwendigen Stellplätze auf dem Bahnhofsvorplatz bedürfe es indes noch einiger Diskussionen. Derzeit sind sechs Taxi-Plätze ausgewiesen, im Kaufvertrag festgelegt sind indes nur vier. Taxifahrer dürfen nur auf ausgewiesenen Plätzen oder aber im Betriebshof auf Kunden warten; derzeit gibt es in Balingen welche am Bahnhof sowie an der Diskothek TOP10. Wenn am Bahnhof zwei Plätze wegfallen, sei es der Wunsch vieler Taxifahrer, so Seifert, dass dafür vielleicht zwei Plätze in der zentralen Innenstadt entstehen, nahe am Rathaus, am Viehmarktplatz. Dort würden nach der Erfahrung der Fahrer viele Kunden zusteigen – und müssten nicht mehr erst an den Bahnhof laufen.