Margarete Goth steht mit Harald Witte vor der Petruskirche in Dürrwangen. Dort wird die 59-Jährige im März als neue Pfarrerin tätig. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Gebürtige Balingerin wird Seelsorgerin der evangelischen Gemeinde Dürrwangen-Stockenhausen

Balingen-Dürrwangen (mai). "Es ist so schön hier!", sagt Margarete Goth. Die 59-Jährige steht vor der Petruskirche in Dürrwangen, im mittaglichen Sonnenschein blickt sie hinauf zum verschneiten Gipfel des Hörnle. In Dürrwangen wird Goth im März ihre Tätigkeit als Pfarrerin der evangelischen Gemeinde Dürrwangen-Stockenhausen aufnehmen. Mit der neuen Aufgabe kehrt die Geistliche zurück zu ihren Wurzeln.

Goth, seit 34 Jahren als Pfarrerin tätig, ist die designierte Nachfolgerin von Pfarrer Jan Rüggemeier, der im September 2015 nach Dürrwangen gekommen war. Der Theologe übernahm 50 Prozent der 75-Prozent-Pfarrstelle. Früher als gedacht erfolgt nun Rüggemeiers Abschied, nachdem er eine Projektstelle an der Theologischen Fakultät der Universität Bern erhielt. Ende Februar wird er in der Petruskirche verabschiedet.

In der Gemeinde Dürrwangen-Stockenhausen hatten sie zuletzt die Hoffnung auf eine vollwertige Wiederbesetzung der Pfarrstelle schon fast aufgegeben. Zweimal war die Stelle nach dem Abschied von Pfarrer Michael Hain im Januar 2014 ausgeschrieben worden – beide Male ohne dass sich ein Bewerber gefunden hätte. Übergangsweise sprang Rüggemeier ein.

Dass sie spätestens in sechs Jahren und dann im Ruhestand nach Balingen zurückkehren wollte, stand für Margarete Goth schon lange fest – sie kommt von hier, ist in Balingen auf die Welt gekommen. Aufgewachsen ist sie als eines von acht Kindern von Raimund und Martha Goth in der Wilhelmstraße, nahe der Adlerbrauerei, und in Ostdorf. Ihr Großvater mütterlicherseits, Albert Baumeister, betrieb in der Mitte des vorigen Jahrhunderts in der Unteren Kirchstraße ein kleines Fuhrunternehmen mit Kutschen und Pferden. Lebhaft beschreibt Goth ihre Kindheitserinnerungen – etwa, wie sie als junges Mädchen mit ihren Geschwistern auf dem Misthaufen unweit der Stadtkirche gespielt habe.

Dass sie nun früher als gedacht und zudem als Pfarrerin nach Balingen zurückkehrt, hat auch familiäre Gründe. Es habe sie "in die Heimat" gezogen, sagt Goth, sie habe ihre Mutter in Ostdorf pflegen wollen. Deshalb bewarb sie sich für die Stelle in Dürrwangen. Das Schicksal wollte es, dass ihre Mutter im September am Tag ihrer Ernennung zur Pfarrerin starb. Das habe ihre Freude über die neue Aufgabe bis zuletzt erheblich getrübt, sagt Goth. Nun aber brenne sie darauf, in Dürrwangen anzufangen.

In ihrer bisherigen Gemeinde in Uhlbach im Stuttgarter Stadtbezirk Obertürkheim wird Goths Weggang nach zwölf Jahren mit großem Bedauern aufgenommen. "Es ist für uns alle, Kirchengemeinderat, Kirchengemeinde und bürgerliche Gemeinde, ein schwerer Abschied von einer Persönlichkeit, die das Leben in Uhlbach mitgeprägt, belebt und unendlich bereichert hat", heißt es im Gemeindeblatt. Und: Ihr segensreiches Wirken werde man "niemals vergessen".

In der neuen Gemeinde in Dürrwangen ist dagegen die Vorfreude groß. Harald Witte, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, meint, dass man vor allem darüber glücklich sei, bald wieder eine Pfarrerin vor Ort zu haben. Anders als Rüggemeier, der zwischen Dürrwangen und Hirschau, wo er mit seiner Familie lebt, pendelte, wird Goth im frisch renovierte Pfarrhaus einziehen. Für das Gebäude erhielt die künftige Pfarrerin nun den Schlüssel, damit sie den Umzug vorbereiten kann.

Witte bezeichnet Goth als "Glücksfall", den es möglichst lange zu bewahren gelte: Ob die kleine Gemeinde auch in Zukunft und mit dem neuen Pfarrplan einen eigenen Pfarrer haben wird, steht in den Sternen.

Neben der seelsorgerischen Arbeit will Goth in Dürrwangen zusätzlich einiges anpacken, wenn möglich mit Vereinen und Institutionen im Ort. Sie sei eine kreative Frau, sagt Goth, und wolle sich ein Atelier einrichten, in dem sie schweißen und drucken könne. Mit ihrem Mann Diederich Lüken, gebürtiger Ostfriese, evangelisch-methodistischer Pastor und als solcher bekannt aus vielen Rundfunksendungen, plant sie zudem, eine kulturelle Reihe mit Konzerten und Ausstellungen ins Leben zu rufen. Auch in Uhlbach hatte Lüken eine solche Konzertreihe gegründet.

   Dienstbeginn für Margarete Goth in Dürrwangen ist am 1. März. Ins Amt eingeführt wird sie im Gottesdienst am Sonntag, 26. März.