Draußen ist es noch dunkel, aber das Meiste ist schon getan: Die Helfer der Ahmadiyya-Gemeinde haben den Müll der Silvesternacht auf den Bauhof-Laster verladen. Foto: Ungureanu

Balinger Gruppe trägt am Neujahrsmorgen säckeweise Böller und Feuerwerkskörper zusammen.

Balingen - "Waquar e amal" – das bedeutet "ehrenvolle Arbeit". Seit Jahren greifen die Mitglieder der Balinger Ahmadiyya-Gemeinde am Neujahrsmorgen auf dem Balinger Marktplatz zu Besen und Schippe, um die Spuren der Silvesternacht zu beseitigen.

Als ehrenvolle Arbeit sehen sie es an, der Menschheit zu dienen, in diesem Fall der neuen Heimat, die sie in Deutschland gefunden haben. "Hier isst und trinkt man zum Jahreswechsel, man feiert mit Feuerwerk", sagt ein Mitglied der Gruppe. Im Gegensatz dazu sei der Neujahrsbeginn bei der Ahmadiyya-Gemeinde ganz still: Um 5.45 Uhr treffen sich die Helfer zum Gebet. "Wir haben für ein friedliches neues Jahr gebetet."

In diesem Jahr sind es 19, die sich zur Reinigungsaktion getroffen haben. Der Jüngste ist zehn, der Älteste 60 Jahre alt. Nach einem gemeinsamen Frühstück, während die meisten Balinger noch friedlich schlummern, geht es an die Arbeit. Säckeweise tragen sie ausgebrannte Böller und Feuerwerkskörper zusammen und verladen den Unrat auf die Fahrzeuge, die der städtische Bauhof dafür zur Verfügung gestellt hat.

Wie in Balingen sei es auch in vielen anderen deutschen Städten üblich, am ersten Tag des Kalenderjahrs ehrenamtlich zu helfen, sagen sie. In der Jugendorganisation werde der Grundsatz vermittelt, "sich selbst und anderen ohne Gegenleistung mit eigener Hand zu dienen". Ähnliche Aktionen gebe es beispielsweise auch in Hechingen und Villingen-Schwenningen, die beiden Städte gehören ebenfalls zur Balinger Gemeinde der Ahmadiyya Muslim Jamaat. Deutschlandweit packten allein im vergangenen Jahr am Neujahrstag rund 3500 Mitglieder der verschiedenen Gemeinden bei Säuberungsaktionen mit an.

Es ist nicht das Einzige, was die islamische Reformgemeinde für ihre Mitmenschen tut: Altenheimbesuche, Blutspenden, Wohltätigkeitsläufe und Unterstützung von Betroffenen bei Unwetter- und anderen Katastrophen stehen mit auf dem Programm.