Blick aus dem Fenster des Hechinger Jugendwohnheims: Hier sind 30 unbegleitete junge Flüchtlinge untergebracht. Foto: Kübler

Jugendamt legt Bericht zu unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMA) vor.

Zollernalbkreis - 132 unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) leben im Zollernalbkreis. Nach Verteilerschlüssel müsste der Landkreis derzeit 144 aufnehmen. Die für Verteilung zuständige Stelle in Stuttgart weist dem Landkreis seit dem Frühjahr weitere Jugendliche zu.

Das Kreisjugendamt legt dem Jugendhilfeausschuss (Montag, 7. November, 17 Uhr, Landratsamt) den Sachstandsbericht und die Prognose für diesen Personenkreis vor.

Laut Bericht kommen 90 bis 95 Prozent der Flüchtlingskinder mit ihren Eltern nach Deutschland. Kinder und Jugendliche, die allein kommen, gelten als "unbegleitete minderjährige Flüchtlinge" und müssen vom Jugendamt in Obhut genommen werden; die gesetzliche Vertretung erfolgt durch Amtsvormünder. Die Kosten werden dem Landkreis vom Land erstattet.

Im November vergangenen Jahres hatte es laut Jugendamt kaum Zuweisungen gegeben, weil die Landeserstaufnahmestelle in Meßstetten (Lea) mit bis zu 3500 Bewohnern "gut gefüllt" war. In diesem Jahr sind hingegen durch den Rückgang des Flüchtlingsstroms auch in der Lea immer weniger minderjährige Ausländer angekommen. Jedoch sei mit Zuweisungen aus anderen Landkreisen zu rechnen. In Zusammenarbeit mit freien Trägern der Jugendhilfe sollen demnach weitere Unterbringungsplätze geschaffen werden.

Weil es unterschiedliche persönliche Voraussetzungen gibt, müssen unterschiedliche Unterbringungs- und Betreuungsformen gefunden werden. 110 Jugendliche sind in Regelwohngruppen, Jugendwohnheim und Jugendwohngemeinschaften untergebracht, davon 35 außerhalb des Landkreises. Neun wohnen in der Lea (in Begleitung von Tanten, Onkeln oder Verwandten), einer in einer Gemeinschaftsunterkunft, sechs bei Verwandten und weitere sechs bei Pflegefamilien. Weitere Pflegefamilien werden nach Angaben des Jugendamts noch gesucht.

Jugendwohngruppen wurden in Albstadt und Onstmettingen geschaffen (jeweils acht Plätze); voll belegt ist auch die neue Regelwohngruppe im "Waldhorn" in Meßstetten. Träger des ehemaligen Gasthauses ist das Diasporahaus Bietenhausen.

Im ehemaligen Hechinger Krankenhaus sollten zunächst 60 Jugendliche untergebracht werden, die aufgrund ihrer Bildung, ihrer sozialen Kompetenzen und nicht zuletzt ihrer Sprachkenntnisse ausgewählt werden sollten. Dabei sollten die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb jeweils 20 Jugendliche einbringen. Allerdings haben sich nicht nur die Flüchtlingszahlen, sondern auch die Herkunftsländer verändert – zunächst waren ausschließlich Flüchtlinge aus Syrien gekommen, später aber immer mehr aus Nordafrika –, und es war unmöglich, so viele Jugendliche mit den ähnlichen Voraussetzungen zu melden. Und es stellte sich heraus, dass die geplante Drei-Bett-Besetzung in den ehemaligen Krankenzimmern nicht praktikabel war, weil viele Jugendliche traumatisiert waren und ein "schwieriges Verhalten" an den Tag legten – unter anderem Unruhe und Schlaflosigkeit.

Zusammen mit dem Träger – dem Haus Nazareth – wurde die Zahl der Plätze im Jugendheim auf 30 reduziert. Dafür hat der Zollernalbkreis dort noch eine Regelwohngruppe mit zehn Plätzen eingerichtet. Darüber hinaus gibt es seit September eine "Notaufnahmegruppe mit Clearingsmöglichkeiten" neben der Lea in Meßstetten.