Beim Sprachkurs in einem Raum der methodistischen Kirche in Baiersbronn: Nanette Popp (links) freut sich über den Erfolg des Angebots für weibliche Flüchtlinge. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Bei Sprachkurs für Frauen werden auch kulturelle Werte vermittelt / Acht Stunden pro Woche

Bei einem Sprachkurs für weibliche Flüchtlinge und ausländische Mitbürgerinnen in Baiersbronn werden auch soziale Kompetenzen und kulturelle Werte vermittelt.

Baiersbronn. Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Die Sprachförderung bietet weiblichen Flüchtlingen die Möglichkeit, nicht nur die deutsche Sprache, sondern auch kulturelle Werte des Landes kennenzulernen.

Auf Initiative von Nanette Popp, der Flüchtlings- und Integrationsbeauftragten der Gemeinde Baiersbronn, findet seit Juli ein Sprachkurs für Frauen statt, der sich nicht nur an Flüchtlinge richtet, sondern auch an ausländische weibliche Mitbürger, die die deutsche Sprache erlernen möchten. "In der Regel gehen nur die Männer in die Sprachkurse. Die Konsequenz ist, dass die Frauen dabei auf der Strecke bleiben, so ist die Idee entstanden", sagt Popp. Es sei wichtig, dass jemand, der in Deutschland lebt, auch die Sprache beherrscht. Nur so könne Integration gelingen.

Mit Pastor Ralf Schweinsberg von der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde in Baiersbronn hat Nanette Popp einen Mitstreiter gefunden, der Räume für die Kurse zur Verfügung stellt. Noch weitere Faktoren waren zu klären, wie die Fahrmöglichkeiten, die Kostenübernahme, und auch Dozentinnen für den Sprachunterricht mussten gefunden werden. "Mit Susanne Kinzel und Sylvia Schaible haben wir zwei engagierte Frauen gefunden, die bereits im pädagogischen Bereich und in der Sprachförderung der Flüchtlinge Erfahrungen sammeln konnten", freut sich die Flüchtlingsbeauftragte.

Je nach Wissensstand in zwei Gruppen unterteilt

Die Kosten für den Sprachkurs werden vom Internationalen Bund/Jugendmigrationsdienst übernommen. Das Amt für Migration und Flüchtlinge in Freudenstadt trägt die Fahrtkosten. Bisher trafen sich rund 18 Frauen, die je nach Wissensstand in zwei Gruppen unterteilt sind, dreimal pro Woche für zwei Stunden zum Deutschsprachkurs in der methodistischen Kirche in Baiersbronn. Seit November kommen sie sogar viermal pro Woche zusammen. "Neben der Sprache geht es auch darum, den Flüchtlingen soziale Kompetenzen und kulturelle Dinge zu vermitteln", betont Nanette Popp und möchte dabei nicht überheblich klingen: "Es geht auch einfach darum, Verbindlichkeit und Pünktlichkeit zu vermitteln, denn ›heute regnet es, oder ich habe keine Lust‹ ist kein Grund für die Absage der Teilnahme am Kurs, das mussten wir klarstellen." Schaut man den Frauen bei dem Kurs eine Weile zu, ist die gute Stimmung zu erkennen. Das Lernen macht ihnen offenbar viel Spaß. Walaa Husein aus Syrien ist eine von ihnen. Sie lebt seit zwei Jahren in Obertal. Sie spricht schon gut Deutsch.

Sechs Nationalitäten treffen aufeinander

"Es ist nicht so schwer für mich. Es ist schön, wenn wir uns treffen, und wir haben richtig Freundschaft geschlossen", erzählt die Mutter von drei Kindern, die gerade das vierte erwartet.

Nicht ganz so einfach war es zu Beginn des Kurses, denn sechs Nationalitäten – Frauen aus Afghanistan, Iran, Irak, Syrien, Griechenland und Rumänien – trafen aufeinander.

Zunächst bis Dezember verlängert

"Nach sechs Wochen sind die Teilnehmerinnen zu einer richtigen Gruppe zusammengewachsen. Wir haben mit Bildern angefangen, einige arabische Begriffe kannte ich auch", erzählt Sylvia Schaible die den Unterricht leitet. Eine große Schwierigkeit lag in den verschiedenen Vorkenntnissen der Frauen. Einige mussten erst das Alphabet lernen, andere brachten schon Grundlagen mit. "Alle sind aber sehr motiviert, und wir finden immer Themen, die auf der ganzen Welt wichtig sind", so Schaible.

"Seit Juli können wir eine große Leistungssteigerung erkennen, und es ist eine tolle Gemeinschaft", sagt Dozentin Susanne Kinzel, die schon in Freudenstadt Sprachkurse für Flüchtlinge gegeben hat. "Integration ist mehr als nur ein Sprachkurs. So haben wir über die Wahlen in Deutschland gesprochen und über das Erntedankfest, wir versuchen auch ein bisschen Allgemein- bildung weiterzugeben", so Kinzel. Spaß macht es allen, Lehrerinnen und den Frauen, die teilweise auch ihre kleinen Kinder dabei haben. "Eigentlich sollte der Kurs nur drei Monate dauern, aber wir haben ihn zunächst mal bis Dezember verlängert", erzählt Nanette Popp.