Kritische Stimmen zur Nationalpark-Studie der Landesregierung

Von Dirk Haier

Region. Neulich in Baiersbronn: Ein laues Abendlüftchen transportiert Stimmen durch das Sankenbachtal. Nur Bruchstücke sind zu verstehen, klar ist aber: Es geht um den Nationalpark, und es gibt Streit – mal wieder. "Irgendwann muss doch mal Schluss sein!", schreit einer der Streithähne den anderen an. Später interpretieren weitere Ohrenzeugen die Situation so: Ein Nationalpark-Gegner wollte ein mobiles Gegner-Schild auf ein Feld bei der Sankenbach-Lodge rollen – und so den Protest via Fernsehen ins Land hinaustragen. Es ist der Abend vor dem "ARD-Buffet", das im Rahmen des Wanderhimmel-Festivals in Baiersbronn zu Gast war.

Alles beim Alten also, was die Stimmung zum Nationalpark angeht? Manche, wie der Landrat oder die Leiter des Nationalparks, sagen nein. Die Akzeptanz habe sich merklich erhöht. Sie sahen sich seit gestern bestätigt: Naturschutzminister Alexander Bonde stellte in Stuttgart die Ergebnisse einer Studie zur Akzeptanz des Nationalparks Schwarzwald vor. Demnach bewerten nur sieben Prozent der Baden-Württemberger und 14 Prozent der Anrainer den Park negativ. Auch die Zufriedenheit mit der Bürgerbeteiligung sei hoch: Unter den Befragten gaben 74 Prozent im Land und 68 Prozent der Anrainer an, mit der Beteiligung zufrieden zu sein.

Alles paletti also? Nicht ganz. "Die Stimmung hat sich nicht geändert", meint der Vorsitzende der Baiersbronner CDU-Gemeinderatsfraktion, Michael Ruoss, von jeher ein Gegner des Projekts. Generell herrsche momentan, da es nichts zu entscheiden gebe, die Haltung vor, nun eben das Beste aus der Situation zu machen. Aber, so Ruoss: "Resignation heißt ja nicht, dass man’s akzeptiert." Die Baiersbronner beobachteten nun ganz genau, ob die Versprechen der Landesregierung eintreffen. Die laut Studie hohe Zufriedenheit mit der Bürgerbeteiligung will Ruf für den Gemeinderat nicht bestätigen: "Wir sind enttäuscht und hatten uns von der Beteiligungsrunde mehr erhofft." Nur zwei Kleinigkeiten seien nach der Anhörung der Gemeinde eingearbeitet worden, beispielsweise aber nicht der Wunsch, die Parkgrenze im Langenbachtal weiter von den Häusern weg zu ziehen. Ruoss setzt weiter auf den Bürgernationalpark: "Das Konzept von Peter Hauk ist auch unseres."

Schon vor dessen Einrichtung habe es wiederholt Befragungen zum Nationalpark mit ähnlichen Ergebnissen wie jetzt gegeben, sagt Wolfgang Tzschupke, Freudenstädter Stadtrat (Freie Wähler), Forstwissenschaftler und Nationalpark-Gegner – und ruft in Erinnerung: "Dann gab’s die Bürgerbefragung in den acht Gemeinden." Die fiel bekanntlich eindeutig aus – mit breiter Ablehnung.

Die Seriosität der gestern vorgestellten Studie zweifelt Tzschupke nicht an, wohl aber manche Fragen: Die zur Erwartung an den Nationalpark etwa könne man ja nur positiv beantworten. Und die Frage, ob der Nationalpark gute Arbeit leistet, könne nur von denen beantwortet werden, die vor Ort waren. Deren Antworten einfach hochzurechnen, halte er für gewagt. In Sachen Tourismus sei kein Schub zu erkennen. Zwar habe das Naturschutzzentrum nun mehr Besucher, "die Hotels haben aber die gleichen Probleme wie zuvor".

"Dass Nationalparke im Allgemeinen gut beurteilt werden, überrascht mich überhaupt nicht", sagt Tzschupke. Die Leistung des Teams an der Schwarzwaldhochstraße zu beurteilen, sei jedoch verfrüht: "Zurzeit kann man im Nationalpark sehen, was schon vorher da war – der Nationalpark hat eigentlich noch gar keine Leistung erbracht."

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