Rat setzt die Segel Richtung Zukunft

Baiersbronn. Einstimmig hat der Gemeinderat Baiersbronn in seiner jüngsten Sitzung der von der Verwaltung vorgelegten Gebührenkalkulation zugestimmt. Die Änderung der Gebühren- und Leihgebührenverordnung erfolgt zum Jahresanfang. Mit großer Mehrheit beschloss der Rat außerdem die Nachbesetzung der Schulleiterstelle.

Der jährliche Abmangel der Jugendmusikschule, an der derzeit knapp 300 Schüler unterrichtet werden, lag bisher im Schnitt bei 140 000 Euro. Er soll in Zukunft auf 150 000 Euro gedeckelt werden. Die Erhöhung der Gebühren hängt vom jeweiligen Unterricht ab. So beträgt zum Beispiel die monatliche Gebühr für die musikalische Früherziehung in Zukunft 27 Euro statt wie bisher 26. Für 45 Minuten Einzelunterricht werden nun 89 Euro monatlich fällig, bisher waren es 78. Festgehalten wird am Sozialrabatt.

Hauptamtsleiter Marc Hinzer, der auch der Geschäftsführer der Jugendmusikschule ist, erläuterte im Gemeinderat die Vorlage der Verwaltung. Der Tod von Musikschulleiter Tobias Deuringer vor etwa einem Jahr habe zu einer Vakanz und einer Zäsur geführt und damit auch an einen Punkt, über die Jugendmusikschule nachzudenken.

Über das Thema Kosten sei bei der Jugendmusikschule schon immer diskutiert worden, stellte Hinzer fest. Die Personalkosten seien in den vergangenen Jahren nicht aus dem Ruder gelaufen. Doch das habe auch mit sinkenden Schülerzahlen zu tun. Die relativ große Steigerung bei den Verwaltungskosten hänge unmittelbar mit der Einführung des neuen Haushaltsrechts zusammen, die nun auch Kosten einrechnet, die bisher nicht umgelegt wurden. Rückläufig ist die Einnahmenseite, zum einen wegen der verminderten Schülerzahlen, zum anderen, weil die Gebühren nicht angepasst worden seien. Deshalb sei die Erhöhung dringend erforderlich. Bislang seien die Gebühren in unregelmäßigen Abständen prozentual angepasst worden.

Nun wurde von der Allevo Kommunalberatung eine umfassende Kalkulation erarbeitet und damit auch einer Forderung der Gemeindeprüfungsanstalt nachgekommen. "Fakt ist, wir dürfen nie wieder so lang damit warten, die Gebühren anzupassen", sagte Hinzer. Im April hatte es in der Schwarzwaldhalle die "Zunkunftswerkstatt Jugendmusikschule" gegeben – mit dabei waren auch Vertreter von Musikvereinen, der Gemeinderatsfraktionen und Marco Finkbeiner, Schulleiter des Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums.

Dabei bemängelten die Vereine, die selbst Musikunterricht geben, es sei fatal, wenn die Gebühr der Gemeinde niedriger sei als die der Vereinsmusikschule. Die Vereine ohne eigenen Musikunterricht schätzen die Jugendmusikschule als Partner und sprachen sich gegen eine Zusammenarbeit beziehungsweise einen Zusammenschluss mit einer anderen Musikschule aus. Ein weiteres Ergebnis war unter anderem, dass sich die Jugendmusikschule besser an der Gegenwart ausrichten müsse, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Die zukunftsfähige Neuausrichtung soll nun von dem neuen Leiter initiiert werden, dazu gehören die Weiterentwicklung der Qualität des Unterrichts und der Ausbau von Kooperationen mit Vereinen und Schulen.

Der Stellenumfang beträgt statt wie bisher 100 nun 70 Prozent, davon 30 bis 50 Prozent Leitungsfunkion. Ein Antrag von Thomas Gaiser für die FDP/UBL-Fraktion, wieder eine 100-Prozent-Stelle zu schaffen, bekam keine Mehrheit.

"Wir hätten eine historische Chance gehabt, das auf andere Füße zu stellen", sagte Gemeinderat Erwin Zepf. "Man hätte es billiger haben können."

Der musikalische Schwerpunkt des Leiters soll auf die Streicher gelegt werden, da in diesem Bereich perspektivisch eine Nachfolge für den Musiklehrer und Leiter der "Young Classics", Horst Schlenzka, aufgebaut werden soll.

Gründervater der Jugendmusikschule Baiersbronn ist der Lehrer Alfons Hehl. 1958 wurde das von Hehl zunächst privat betriebene Jugendmusikwerk als öffentliche Einrichtung der Gemeinde Baiersbronn übernommen. Damit ist die Jugendmusikschule Baierbronn eine der ältesten Jugendmusikschulen in Baden-Württemberg. Auf Hehl folgte als musikalischer Leiter Tobias Deuringer, der das Amt bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr ausübte.