Buchhändler Hanspeter Burkard mit Doro und Jonas Zachmann (von links) Foto: Bücher Burkard Foto: Schwarzwälder-Bote

Down-Syndrom: Jonas Zachmann liest sich bei Bücher Burkard in Baiersbronn in die Herzen der Besucher

Groß war die Resonanz auf die Lesung von Jonas und Doro Zachmann bei Bücher Burkard in Baiersbronn. Eine Lesung, die ebenso humorvoll wie berührend war.

Baiersbronn. Buchhändler Hanspeter Burkard freute sich über das große Interesse an dieser Veranstaltung und bedauerte, dass sogar Besucher abgewiesen werden mussten. Es sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, Mutter und Sohn einzuladen. Menschen mit Down-Syndrom seien für ihn etwas Besonderes und besonders liebenswert, so Burkard.

Jonas Zachmann ist 23. Seine Haare hat er noch am Morgen vor der Lesung dunkel gefärbt und modisch kurz schneiden lassen. Selbstbewusst tritt er gemeinsam mit seiner Mutter Doro Zachmann in den Räumen von Bücher Burkard ans Rednerpult. Stellt sich den Gästen vor: "Ich bin Jonas und bin Chef von Doro, meine Mama, sie ist Sekretärin von meine Buch, ich alles schreiben, bis fertig ist."

Jonas hat das Down-Syndrom. Und liebt sein Leben. Er präsentiert sich charmant und mit köstlichem Humor. In Baiersbronn liest er aus dem neuesten Buch "Bin kein Star, bin ich", das er gemeinsam mit seiner Mutter geschrieben hat. Es ist schon das vierte Buch, mit dem Doro Zachmann ihre Erfahrung als Mutter eines Sohnes mit Down-Syndrom schildert, das zweite, an dem Jonas aktiv beteiligt ist. "Gott hat nie Fehler gemacht. Jeder Mensch ist Unterschied von den anderen. Und alle gleich wären, ist so Langeweile", lautet eine Passage aus dem Buch, die Jonas vorliest. So steht es tatsächlich in dem Buch. Und das macht auch seine Art zu reden, die zuweilen schwer verständlich ist, deutlich. Aber vor allem zeigt die Passage, dass Jonas Zachmann sich des Unterschieds zu den Menschen in seiner Umgebung bewusst ist – und diesen Unterschied akzeptiert hat. Jonas Zachmann nimmt mit seiner unverstellten Art die Herzen der Besucher für sich ein. Während der Momente, in denen er und seine Mutter Bilder aus dem Familienleben der Zachmanns präsentieren, kuschelt sich der junge Mann an seine Mama und holt sich Küsschen ab.

Andererseits legt er Wert darauf, dass sie die Sätze auf dem Laptop genauso liest, wie sie dort stehen. "Jonas" und nicht "mein Sohn" zum Beispiel. Der junge Mann weiß aus Erfahrung von anderen Lesungen, an welchen Stellen das Publikum lacht und lächelt dann spitzbübisch. Jonas erzählt von seinem Leben in der betreuten WG, in die er vor vier Jahren gezogen ist. Von seinem Leben als Schreiner in der Lebenshilfe-Werkstatt, von den Schwierigkeiten beim Selbstständigwerden und von den vielen schönen Momenten.

Und der Zuhörer begreift, dieser junge Mann fühlt und denkt wie andere Menschen seines Alters. Nur ungefilterter, direkter und mit einer Lebensfreude, die ansteckend wirkt. Und noch etwas wird deutlich: Jonas möchte ernst genommen werden. Um es mit seinen Worten zu sagen: "Ich erzähle aus meinem Leben, weil es kompliziert ist, und damit ihr wisst, wer ich bin, und keine blöden Kommentare macht, und es ist kein Witz, mein Leben, damit das alle wissen." Zachmann ist ein junger Mann, der sein Leben gestalten muss wie jeder andere. Er sehnt sich ebenso nach der Einen, er geht zur Arbeit, hat Freunde, liebt Disney-Filme und muss sich während des Erwachsenwerdens mit dem Down-Syndrom auseinandersetzen.

Der Beifall ist laut, lang und begeistert. Viele der Besucher sind ins Nachdenken gekommen bei einer Veranstaltung der besonderen Art.