Die Sesselbahn am Stöckerkopf gehört schon seit Jahrzehnten zum Angebot in Baiersbronn. Foto: Braun

Alte Sesselbahn am Stöckerkopf hat bald ausgedient. Neue Seilbahn könnte am Bahnhof starten.

Baiersbronn - Die Sesselbahn am Stöckerkopf gehört seit vielen Jahren zu Baiersbronn. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, befasste sich der Technische Ausschuss des Gemeinderats in seiner jüngsten Sitzung mit Möglichkeiten für die Zukunft.

"Wir haben selten so viele Zuhörer. Das zeigt, wie wichtig das Thema Seilbahn für die Baiersbronner Bevölkerung ist", so Bürgermeister Michael Ruf. Bereits bei den Vorschlägen zur Unterdorfsanierung hatte ein Planungsteam die Vision einer Seilbahn in Baiersbronn aufgegriffen. Das Jugendforum hatte zudem gezeigt, dass sich der Baiersbronner Nachwuchs das Thema Seilbahn am Stöckerkopf ganz oben auf die Wunschliste gesetzt hat.

Umfangreiche Studien

"Es gibt Chancen, so eine Seilbahn wirtschaftlich zu betreiben, daher haben wir einen Experten mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, der uns nun die Ergebnisse vorstellt", teilte Bürgermeister Michael Ruf mit. Christoph Schrahe, Firmengründer von Montenius Consult, präsentierte die Ergebnisse seiner umfangreichen Studien und betonte die Wichtigkeit einer solchen Bahn für Baiersbronn.

"Die Betriebszeit der in die Jahre gekommenen Seilbahn in Baiersbronn neigt sich dem Ende zu. Wie sehen die Möglichkeiten eines Neubaus und die Chancen für den Bau einer ganz neuen Trasse überhaupt aus?", so der weltweit tätige Experte, der bereits mit namhaften Wintersportorten zusammengearbeitet hat. Eine Seilbahn sei immer ein wichtiges Kriterium für die Wahl eines Urlaubsortes, daher wäre es mehr als schade, wenn die Ära Seilbahn in Baiersbronn zu Ende gehen würde, erklärte Schrahe.

Neben dem Neubau der Seilbahn an der bisherigen Stelle stellte Schrahe auch die Möglichkeit einer neuen Trasse mit einer Talstation direkt am Bahnhof vor. "Von dort könnten die ankommenden Gäste direkt in den Wanderhimmel schweben."

Während die alte Streckenführung auch weiterhin die Nutzung für den Ski-, Flug- und Freizeitsport ermöglichen würde, müsste bei einer Verlegung der Talstation in Richtung Bahnhof auf die Nutzung für den Sport verzichtet werden. Rund 5,5 Millionen Euro würde der Bau einer Gondelbahn auf der bisherigen Strecke kosten, die Kosten für eine Pendelbahn ab dem Baiersbronner Bahnhof würden bei rund zehn Millionen Euro liegen, so die ersten Kostenschätzungen des Experten.

Unternehmen mit Perspektive

Dem aufwendigen und zeitintensiven Genehmigungsverfahren einer gänzlich neuen Bahn stellte Schrahe die nicht ganz optimale Zufahrt- und Parkplatzsituation an der aktuellen Seilbahn gegenüber. "Eine neue Bahn bedeutet auch mehr Autos, zudem ist die Seilbahn am Stöckerkopf nicht für den Durchfahrtsverkehr sichtbar." Vielleicht könne man eine leichte Verschwenkung der Trasse prüfen, einen Shuttleverkehr einrichten und über eine Beschneiung nachdenken, sollte man am bisherigen Standort festhalten wollen.

"So eine Seilbahn in Baiersbronn ist ein Unternehmen mit Perspektive und Charme. Sicher müsste man nach entsprechenden Investoren suchen", sagte Schrahe. Diese würden zwar nicht Schlange stehen, seien aber aufgrund der Niedrigzinsphase sicher zu finden. "In den Skigebieten werden diese Bahnen größtenteils von den Hoteliers finanziert und unterhalten, die dann durch den verstärkten Tourismus profitieren."

"Wie geht es weiter?" , fragte Schrahe und nannte zentrale Punkte für das mögliche weitere Vorgehen: die Festlegung auf eine Trasse, die Genehmigung, die Auslotung der Finanzierung und die Prüfung der Fördermöglichkeiten. "Es geht nicht ohne Geld, man muss bereit sein, fünf Prozent der Investitionssumme in den Wind zu schießen. Die Bildung einer Projektgesellschaft ist sinnvoll", so Schrahe. Vor Ort seien der Wille sowie die Initiative loszulegen notwendig. Bürgermeister Michael Ruf betonte, dass es um eine erste Projektvorstellung gehe, es lohne sich, das Projekt Seilbahn näher zu betrachten.

Auf eine Frage von Bezirksbeiratsvorsitzendem Ingo Christein bestätigte Schrahe, dass die geplante neue Straßenführung nicht ganz optimal für eine neue Seilbahn ab dem Bahnhof sei.

Gemeinderat Thomas Gaiser (FDP) betonte die Wichtigkeit der Seilbahn für den Ort. Problematisch fände er es, wenn alte Nutzungsformen wegfallen würden. "In Zukunft geht es darum, mit so einem Projekt Geld zu verdienen", so Christoph Schrahe. Fritz Kalmbach (CDU) machte deutlich, dass er die Seilbahn sehr vermissen würde und fragte nach konkreten Zahlen zur Nutzung. "Die Sesselbahn am Stöckerkopf ist das am besten genutzte Angebot der Schwarzwald Plus Card", so TourismusdirektorPatrick Schreib.

Der Betreiber und Besitzer der Sesselbahn, Martin Züfle, teilte mit, dass er keine konkreten Zahlen über die Frequentierung nennen könne. "Wir reden hier über eine Bahn, die sich in Privatbesitz befindet, oder?", fragte Erwin Zepf (CDU). Die Grundstücke gehören zum Teil der Gemeinde, aber es sei wichtig, eine Grundlage zu haben, um weitere Gespräche zu führen, sagte Bürgermeister Ruf.

Gerhard Gaiser spricht von realisierbarer Vision

Gerhard Gaiser (SPD) sprach von einer realisierbaren Vision und fragte nach dem Zeitrahmen. Auf der bestehenden Trasse würde dieser bei rund zwei Jahren liegen, für eine neue Trassenführung ab Bahnhof müsse man deutlich längere Fristen ansetzen, teilte Christoph Schrahe mit.