Viele Helfer haben sich in Schönmünzach für Flüchtlinge engagiert. Dafür dankten ihnen Nanette Popp (Zweite von rechts, sitzend) und Ortsvorsteher Erwin Zepf (Vierter von links, stehend). Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Ehrenamtliche: Helfer in Schönmünzach stören sich an raschen Umsiedlungen der Flüchtlinge

Fast zwei Jahre lang kümmerte sich der Helferkreis in Schönmünzach um die dort untergebrachten Flüchtlinge. Nun sind fast alle auf andere Orte verteilt worden. Zeit für die ehrenamtlichen Helfer, Bilanz zu ziehen – in der ein großes Stück Wehmut mitschwingt.

Baiersbronn-Schönmünzach. Im Sitzungssaal des Schönmünzacher Kurhauses hatten sich viele Helfer eingefunden, um über ihre Erfahrungen, aber auch über die Enttäuschungen in ihrer Flüchtlingsarbeit zu reden.

Ortsvorsteher Erwin Zepf beschrieb in seinem Rückblick die Skepsis, die herrschte, als bekannt geworden war, dass in dem Teilort mit rund 550 Einwohnern fast 70 Flüchtlinge untergebracht werden sollen. "Das entsprach fast 13 Prozent, daher war es mir und uns von Beginn an wichtig, die Bürger mitzunehmen, um im gemeinsamen Dialog Ängste und Befürchtungen abzubauen", sagte Zepf.

Den Dialog zu führen war dem Gemeinderat und Ortsvorsteher die ganze Zeit über wichtig. Daher kritisierte Zepf nun die Vorgehensweise des Landratsamts: Ohne großartige Vorankündigung seien die in Schönmünzach untergebrachten Familien in andere gemeindeeigene Wohneinrichtungen umgesiedelt worden. "Mangelnde oder gar keine Kommunikation – das ist suboptimal gelaufen", sagte Zepf. "Die Leute waren hier im Ort integriert, und die Kinder sollten Kindergarten und Schule besuchen." Ein Großteil der Flüchtlinge arbeite – auch dank des Einsatzes der Helfer. Ob diese Arbeitsstellen von anderen Wohnorten aus erreicht werden können, sei fraglich.

Ein wenig Licht ins Dunkel der plötzlichen Verlegung versuchte die Flüchtlingsbeauftragte der Gemeinde Baiersbronn, Nanette Popp, zu bringen. "Es war immer ein Thema, dass Veränderungen auch auf Schönmünzach zukommen. Sicher bedeutet das auch, individuelle Schicksale gegen finanzielle Belastungen für die Gemeinde abzuwägen." Hintergrund für die schnelle Umsiedlung der anerkannten Flüchtlinge in die Anschlussunterbringung sei der Pakt für Integration. Für jede Person in der Anschlussunterbringung gebe es Geld für die Kommunen. Auch die finanzielle Förderung eines Integrationsmanagers hänge von einer bestimmten Zahl ab. "Sicher kann man nicht allen gerecht werden, es ist eine große Herausforderung, und hier in Schönmünzach wurde viel geleistet", lobte die Flüchtlingsbeauftragte.

Erwin Zepf räumte ein, dass man sicher auch den wirtschaftlichen Faktor beachten müsse, doch die menschlichen Beziehungen, die aufgebaut worden seien, blieben dabei auf der Strecke.

Gabi Rapp, die sich besonders für die Flüchtlinge in Schönmünzach eingesetzt hat, kritisiert die Geschwindigkeit, mit der die Menschen weg mussten. "Für die Kinder ist das krass. Sicher wären die Leute früher oder später aus Schönmünzach weggezogen, aber eben nicht von heute auf morgen", bemerkte Rapp. "Wir fühlen uns übersehen, die Migranten und ehrenamtlichen Helfer sind einfach aus dem Blick geraten."

Fast schon ein wenig wehmütig sprachen die Flüchtlingshelfer über die gemeinsame Zeit. Spielenachmittage, regelmäßige Besuche und gemeinsames Essen – die Schönmünzacher hatten eine gute Beziehung zu ihren ausländischen Gästen. "Ich vermisse das Winken", bekannte Claudia Haist vom Helferkreis. "Ihre Unterstützung war toll, aber wir nehmen alle etwas mit aus dieser Zeit, auch die ehrenamtlichen Helfer", entgegnete Nanette Popp.

"Durch die Flüchtlinge habe ich auch einen Teil von Deutschland kennengelernt, der mir nicht gefällt", stellte Alexander Neumann fest – und kritisierte den "deutschen Papierdschungel" als viel zu bürokratisch. Insgesamt wünscht sich der Helferkreis für die Zukunft, dass bürokratische Dinge anders gestaltet werden. "Wir sind aber auch alle ausgelaugt", gab Gabi Rapp zu. "Ich weiß nicht, ob ich nochmals die Kraft aufbringen würde."

Benjamin Geigl, Leiter des Amts für Migration in Freudenstadt, bedauert die Kurzfristigkeit der Umsiedlung der Schönmünzacher Flüchtlinge. Doch die Vorgabe vom Land sei zum Stichtag 15. September für das Amt ebenfalls recht kurzfristig gewesen. "Wir haben kommuniziert, aber vielleicht nicht in dem Maß, wie man es sich gewünscht hätte. Wir sind mit der Umverteilung von 250 Menschen im gesamten Landkreis auch an unsere personellen Grenzen gestoßen", so der Amtsleiter. "Wir hätten ungern an dieser Stelle auf die Fördermittel verzichtet, sie kommen ja auch den Menschen zugute", erklärt er.

Bei vielen Veranstaltungen habe man auch die Ehrenamtlichen ins Boot genommen. Insgesamt sei es einfach wunderbar, wie sich die Menschen überall engagiert hätten, lobt Benjamin Geigl. "Sonst ist es unser Anspruch, alles deutlich zu kommunizieren, doch wir im Hauptamt konnten das diesmal nicht mehr leisten, die Personalressourcen sind begrenzt." Schönmünzach sei zudem weit weg, es müsse auch wirtschaftlich sein.

"Integration ist wichtig. Wenn ein anerkannter Flüchtling eine eigene Wohnung findet, muss er nicht in den Einrichtungen bleiben, er kann jederzeit dorthin ziehen, wo er leben möchte", erklärt der Amtsleiter.