Julia Tischer während der Prüfung der Dehoga-Jugendmeisterschaften. Foto: Dehoga/Svea Pietschmann

Julia Tischer und Anne Maria Gerhardt sind bundesweit die Besten in ihrem Beruf.

Baiersbronn - Zwei Nachwuchsgastronominnen aus Baiersbronn haben viel vor: Auf den Sieg beim brancheneigenen Jugendwettbewerb sollen viele weitere Erfahrungen und der Schritt in die Selbstständigkeit folgen. Bei der Jugendmeisterschaft des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) gehörten sie zu den Besten: Julia Tischer vom Hotel Engel Obertal ist beste Köchin und Anne Maria Gerhardt vom Hotel Bareiss beste Restaurantfachfrau (wir berichteten). Sie holten Goldmedaillen in der jeweiligen Einzelwertung ihres Berufs und Gold mit dem Team Baden-Württemberg – und hätten eigentlich nie damit gerechnet.

"Schon der Sieg bei der baden-württembergischen Landesmeisterschaft des Dehoga kam überraschend", erzählt Gerhardt. Sie sei von ihrem Arbeitgeber stets ermutigt worden, an dem Wettbewerb teilzunehmen. "Auch ich bin nicht mit dem Gedanken ›Ich will zur deutschen Meisterschaft‹ zur Landesmeisterschaft gegangen", fügt Tischer hinzu. Sie habe Informationen zum Wettbewerb in der Berufsschule erhalten und sich dann einfach mal angemeldet.

Die Dehoga-Jugendmeisterschaften verliefen in jedem Bundesland anders, erklären die beiden Wettbewerbssiegerinnen. In Baden-Württemberg gibt es den Landeswettbewerb, die Sieger fahren dann zum Bundeswettbewerb; in anderen Bundesländern gebe es vor den Landes- auch noch Regionalwettbewerbe. Gibt es zwischen den einzelnen Wettbewerbsstufen Unterschiede? "Beim Landeswettbewerb gibt es nur eine Einzelwertung. Aus den Siegern der einzelnen Berufsgruppen wird dann das Team Baden-Württemberg zusammengestellt", sagt Gerhardt. Neben ihr und Tischer war Anabel Baudendistel Pineda von Brenners Park-Hotel in Baden-Baden mit im baden-württembergischen Team, in dem wie in allen Teams die Berufssparten Hotelfachleute, Restaurantfachleute und Köche vertreten waren.

Die Prüfung auf Bundesebene besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Stattgefunden hat sie dieses Mal im Ludwig-Erhard-Haus in Berlin, die Preisverleihung war im Hotel Adlon. Für beide Teilnehmerinnen stand im theoretischen Teil Warenkunde auf dem Programm. Gerhardt musste dann im praktischen Teil unter anderem flambieren und eine Vorspeise anrichten. "Auch das Tischeindecken gehörte dazu. Dabei musste ich acht verschiedene zweifarbige Servietten passend falten", fügt sie hinzu. Tischer musste unterdessen ein viergängiges Menü zubereiten. Sie erzählt: "Es gab einen Warenkorb, dessen Inhalt man auf jeden Fall verwenden musste, und weitere Vorgaben. Zum Beispiel musste der Hauptgang Lammrücken sein, mit einer Belage aus Kartoffeln und zwei Sorten Gemüse." Allzu viel Zeit hatten die Teilnehmer bei der Prüfung nicht. "Sechs Stunden konnte man arbeiten, bis die Vorspeise rausgetragen wurde", sagt Tischer, "den Warenkorb kannten wir allerdings schon am Tag vorher und konnten das Menü bereits zusammenstellen." Tischers Menü wurde dann von Gerhardt im Rahmen eines Abendessens für geladene Gäste serviert.

Sie seien von ihren Betrieben gut vorbereitet worden, berichten beide Nachwuchskräfte, doch einige Tücken bot die Prüfung schon. "Eine große Herausforderung war der Platz", sagt Tischer, "jedem standen nur eine kleine Arbeitsfläche und zwei Herdplatten zur Verfügung." Generell sei es schwierig, in einer fremden Küche zu arbeiten. "Wenn man ein Menü das erste Mal kocht, wird es nie perfekt." Stolz ist sie besonders auf ihren Hauptgang, der ihr sehr gut gelungen sei. Gerhardt hatte ein wenig mit dem Eindecken zu kämpfen: "Wir mussten einen runden Tisch für acht Personen eindecken. Das macht man nicht alle Tage. Man muss dabei darauf achten, dass die Besteckteile genau gegenüber liegen und die Gläser parallel zueinander sind."

Wie geht es nun für die Beiden weiter? Gerhardt beginnt ein Hotelmanagement-Studium an der dualen Hochschule in Ravensburg und wird weiterhin im Hotel Bareiss arbeiten. Später könne sie sich vorstellen, das Hotel ihrer Eltern – das Hotel Gräffs-Mühle an der Mosel – zu übernehmen. Tischer wird ab Dezember ein einjähriges Praktikum im Marketing des Europaparks absolvieren. Auch ihre Eltern sind Hoteliers (Hotel Elztal nahe Freiburg), und so liegt es auch für sie nahe, später in deren Betrieb einzusteigen. Deshalb ist Marketing für sie interessant.

Doch in einem sind sich beide einig: "Wir wollen erst einmal noch ein paar Jahre unterwegs sein und Erfahrungen sammeln."