Sind überzeugt von der GenussCard (von links): Berater Andreas Feustel, Baiersbronns Tourismusdirektor Patrick Schreib, die Hoteliers und Vermieter Klaus Hauber, Angelika Blanz und Klaus-Günther Wiesler, Richard Sturtzel, stellvertretender Tourismusdirektor, Freudenstadts Tourismusdirektor Michael Krause und Philipp Moritz Jünger von der Firma "Feustel.Beratung im Tourismus". Foto: Michel Foto: Schwarzwälder-Bote

Baiersbronn und Freudenstadt wollen mit GenussCard an den Start gehen / Fülle von Erlebnis-Angeboten

Von Helga Michel Baiersbronn/Freudenstadt. Es klingt fast ein bisschen wie ein Erlebnis-Schlaraffenland, was sich da den Gästen auftun könnte mit der GenussCard Schwarzwald Baiersbronn/Freudenstadt. Die Pläne stehen, jetzt sind die Vermieter am Zug.Alles ist drin in der Genuss Card bei freiem Eintritt, freier Fahrt oder freier Nutzung – von Bergbahnen und Liften über Museen, unter anderem das Museum Frieder Burda in Baden-Baden, Weinproben, Kino, Theater, Schwimmbäder und Naturerlebnisse wie Klettergarten oder Segway-Touren bis zum Parken in Tiefgaragen. Bei einer Informationsveranstaltung für Vermieter in der Schwarzwaldhalle stellten am Donnerstagabend die Baiersbronn Touristik und Freudenstadt Tourismus das Projekt vor, das die beiden Ferienorte gemeinsam aus der Taufe heben wollen. Der Zeitplan ist straff: Die GenussCard Schwarzwald soll im Dezember an den Start gehen. Um dass zu schaffen, muss die Entscheidung, ob die Karte eingeführt wird, bis Mitte April gefällt sein. Dafür sind allerdings genügend Gastgeber erforderlich, die mitmachen.

In Oberstaufen und Bad Hindelang gibt es solche Karten bereits, und auch im Hochschwarzwald hat sich eine ähnliche Karte etabliert. Jetzt sollen Baiersbronn und Freudenstadt folgen. Und da erzählten bei der Vorstellung vor zahlreichen Gastgebern – von Betreibern von Ferienwohnungen bis zu Hoteliers – auch gleich Kollegen aus Destinationen, wo es solche Karten schon gibt, wie es funktioniert, und kamen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.

Von einem wichtigen Gemeinschaftsprojekt zwischen Freudenstadt und Baiersbronn, das "uns gemeinschaftlich und in der Region nach vorne bringt", sprach Baiersbronns Tourismusdirektor Patrick Schreib, der die Veranstaltung moderierte. Und Freudenstadts Tourismuschef Michael Krause appellierte zum guten Schluss an die Vermieter: "Jetzt sind Sie am Zuge, sehen Sie die Chance."

Wie das System funktioniert, erklärte Andreas Feustel, der mit seinem Team die Karte für Baiersbronn und Freudenstadt entwickelt hat. In Oberstaufen zum Beispiel ist eine vergleichbare Karte unter dem Namen Oberstaufen Plus im Jahr 2008 eingeführt worden. Schon ein Jahr später habe der Ort mit Oberstaufen Plus den Deutschen Tourismuspreis gewonnen. Grundidee sei es gewesen, eine Gästekarte mit einem wirklichen Mehrwert auf den Markt zu bringen, einen Erlebnisraum für den Gast zu erschließen, und das möglichst einfach.

307 Gastgeber machen in Oberstaufen mit, das seien 75 Prozent der Gastgeber vor Ort – vom Bauernhof bis zum Sternehotel. Pro Jahr werden laut Feustel 380  000 Nutzungen der Karte verzeichnet. Was die Übernachtungen angeht, hätten die Plus-Betriebe im Vergleich deutliche Zuwächse bekommen, und auch die touristische Wertschöpfung habe deutlich zugenommen.

Im Hochschwarzwald, wo die Karte 2010 eingeführt wurde, sind 290 Betriebe mit im Boot, zu Beginn seien es 180 gewesen. Dort ermöglicht die Karte Leistungen in 13 Gemeinden. Die Kosten für den Gastgeber liegen dort bei fünf Euro pro Gast und Nacht. Das Geld fließe zu 15 Prozent in Technik, Betrieb und Marketing; 85 Prozent werden an die Leistungspartner, also zum Beispiel den Betreiber des Lifts, ausgeschüttet.

Mehr als 60 Leistungen in der näheren Umgebung und der gesamten Region sind inzwischen auf der Liste für Baiersbronn und Freudenstadt – bis hin zu der Burg Hohenzollern, der Dorotheenhütte in Wolfach oder dem Schloss Favorite in Rastatt. Sportliche Angebote wie der Skipass oder Bogenschießen sind ebenso zu finden wie kulturelle Schmankerl, zum Beispiel das Schwarzwald Musikfestival. Es sollen aber noch weitere Leistungen hinzukommen – sodass es um die 80 werden. Und wenn einem Gastgeber das alles nicht reicht, kann er die GenussCard noch ums Golfen erweitern, dann wird’s allerdings etwas teurer.

Die Gastgeber zahlen (ohne Golf) ab einem Aufenthalt von zwei Nächten pro Erwachsenen und Übernachtung 3,90 Euro, bei Jugendlichen sind es 2,90 Euro. Für Kinder wird keine Umlage erhoben. Mit Golf sind es für Erwachsene fünf Euro, für Jugendliche vier. Bei Abschluss nach dem 11. April erhöht sich die Umlage, zum Beispiel bei einem Erwachsenen auf 4,50 Euro (ohne Golf).

Damit die GenussCard an den Start geht, müssen sich genügend Gastgeber beteiligen, machte Feustel klar: Bis 11. April sollten so viele Betriebe mit im Boot sein, dass 450 000 bis 500 000 Übernachtungen erreicht werden. Freudenstadt bringt es im Jahr auf rund 455 000 Übernachtungen, Baiersbronn auf 840 000. Die Finanzierung der Einführung, die zwischen 500 000 und 600 000 Euro liegt, würden die Gemeinden übernehmen – über eine Betreibergesellschaft.

Voll des Lobes über ihre Karten waren die Gastgeber aus anderen Destinationen: Klaus Hauber, der Haubers Alpenresort in Oberstaufen betreibt, Angelika Blanz, die eine Pension in Bad Hindelang hat, und Klaus-Günther Wiesler vom Seehotel Wiesler in Titisee. Sie gingen unter anderem auf die Sorge ein, die Gäste könnten eine Erhöhung des Preises um die Umlage nicht akzeptieren. Wiesler zum Beispiel hat die Erfahrung gemacht, dass die Gäste sehr wohl um den Wert der Karte wissen. "Seien Sie mutig, schlagen Sie es drauf", riet er den Vermietern.