Das Bläserensemble Trombone Unit Hannover beeindruckte in der Münsterkirche. Foto: Blaich Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzwald Musikfestival: Trombone Unit Hannover beeindruckt mit Können und Experimentierfreude

Konzertante und extravagante Blasmusik vom Feinsten servierte das achtköpfige Trompeten-ensemble Trombone Unit Hannover bei seinem Konzert im Rahmen des Schwarzwald Musikfestivals in der Münsterkirche in Klosterreichenbach.

Baiersbronn-Klosterreichenbach. "Raumklänge" hatten die exzellenten Posaunisten, die allesamt in unterschiedlichen renommierten deutschen Sinfonieorchestern spielen, ihr Programm überschrieben, und sie zeigten auch gleich zu Beginn des Konzertabends, was damit gemeint war. In allen Ecken und Enden der abgedunkelten Klosterkirche hatten sich die Posaunisten verteilt und spielten solistisch, als Duo, Quartett oder gemeinsam als Oktett eine Reihe von getragenen meditativen Tänzen und erfüllten die Kirche mit einem beeindruckenden Klangerlebnis.

Am Ende ihres Auftaktstücks hatten sich die Bläser dann jedoch vor dem Altar positioniert, wo Intendant Mark Mast sie und die Konzertgäste begrüßte. Mit der "Trombone Unit Hannover" habe man für das sechste Festivalkonzert ein sehr innovatives und ambitioniertes Ensemble gewinnen können, das in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiern könne und musikalisch "gut unterwegs" sei, sagte er. Die Achter-Besetzung aus vier Tenor-, und jeweils zwei Bass- und Altposaunen sei nicht der Standard, sondern eher ungewöhnlich.

Mast lobte zudem das beeindruckende Ambiente der Klosterkirche, die ein "wahres Juwel" der Region sei und das Konzerterlebnis auch zu einem Raumklangerlebnis mache. Mast dankte Pfarrer Albrecht Schäfer für die Gastfreundschaft in der romanischen Kirche. Bürgermeister Michael Ruf begrüßte die Gäste zum "kulturellen Musikgenuss auf höchstem Niveau". Blechbläserklänge in der Münsterkirche seien auch im Lutherjahr eine gute Tradition. Es sei das erste von drei Konzerten des Schwarzwald Musikfestivals in der Gemeinde Baiersbronn, so Ruf.

Außergewöhnliche musikalische Fülle

Mit einer Reihe von Musikstücken, die von Improvisationen über gregorianische Gesänge von Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) bis hin zu neuzeitlichen modernen Kompositionen reichte, beeindruckten und verzückten die Posaunisten ihre Zuhörer in der gut besuchten Kirche. Stimmige Momente entstanden bei der "Sonata Piano-Forte" des Venezianers Giovanni Gabrieli (1557 bis 1612), und mit Ballettmusik und einer Suite aus "Romeo und Julia" setzten die Musiker einen romantischen Schlusspunkt an den ersten Konzertteil. In der Pause gab es Gelegenheit, sich im Klostergarten in frühsommerlicher Atmosphäre mit einem kühlen Getränk zu erfrischen, um danach noch einmal qualitativ hochwertiger klassischer und weltlicher Musik zu lauschen und sich von dem ganz besonderen Klangerlebnis in der Klosterkirche verzaubern zu lassen.

Beim "Scherzo Funèbre" des zeitgenössischen Komponisten Derek Bourgeois meisterten die Musiker, die sich während ihres Studiums zu dem Bläserensemble formiert hatten, auch schwierigste rasante Passagen und zelebrierten feinfühlig sentimentale Teile. Nicht immer harmonische Klänge, sondern eine ganze Reihe von eigenwilligen Tonfolgen beinhaltete die Komposition "Bolos" des Schweden Folke Rabe. Der für seine avantgardistischen und experimentierfreudigen Musikstücke bekannte Komponist verblüffte in seiner Komposition mit schrägen Klängen, Disharmonie und Exzentrik.

Die Posaunisten hatten sich wiederum in alle Kirchenecken und auch auf der Empore verteilt und erzeugten eine außergewöhnliche musikalische Fülle. Dann und wann bliesen sie auch nur auf dem Mundstück ihrer Instrumente, nahmen Dämpfer zu Hilfe, klopften auf den Zug und setzten dem Stück ein ungewöhnliches abruptes Ende.

Mit einem finalen wohlklingenden Arrangement des flämischen Renaissancekomponisten Tielman Susato (1500 bis 1561) und dessen "8 Tänze aus Danserey" beendete das Posaunenensemble das Konzert. Nach dem letzten Ton gab es viel Beifall und mit dem schwedischen Volkslied "Schmetterlinge im Park" noch eine kleine Zugabe obendrauf. Das Abendlied "Der Mond ist aufgegangen" von Matthias Claudius setzte einen ruhigen, besinnlichen Schlusspunkt.