Miriam Günderoth (Zweite von links), Pfarrerin Iris Sönning (Fünfte von links) und Pfarrer Albrecht Schäfer (rechts) sowie Mitglieder des Kirchengemeinderats. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Gemeindemitglieder sprechen über neuen Pfarrplan und Wegfall der 50-Prozent-Stelle

Um die Zukunft der Kirchengemeinden Klosterreichenbach und Röt ging es bei einer Gemeindeversammlung in Röt. Dabei wurden auch Detailfragen angesprochen. Denn in absehbarer Zeit wird es nur noch einen Pfarrer für die beiden Kirchengemeinden geben.

Baiersbronn-Klosterreichenbach/Röt. Der demografische Wandel macht auch vor den Kirchen nicht halt. Aufgrund des Mitgliederrückgangs und der Finanzierung der Pfarrstellen wird es in absehbarer Zukunft nur noch eine Pfarrstelle für die Kirchengemeinden Röt und Klosterreichenbach geben (wir berichteten). In einer Gemeindeversammlung in der Jakobuskirche in Röt erläuterte Pfarrerin Iris Sönning zusammen mit den Vertretern des Kirchengemeinderats die Planungen, die sich aus dem sogenannten Pfarrplan der evangelischen Landeskirche ergeben. Eine Woche zuvor hatte es eine solche Veranstaltung bereits in Klosterreichenbach gegeben.

Bei Kaffee und Kuchen waren in Röt viele nach dem gut besuchten Erntedankgottesdienst noch geblieben, um sich über die Zukunft der beiden Kirchengemeinden zu informieren. Klosterreichenbach und Röt bilden schon jetzt eine Gesamtkirchengemeinde, die aber aus zwei Kirchengemeinden besteht, die jeweils einen eigenen Kirchengemeinderat haben. "Ich hätte mir gewünscht, dass die Reihen etwas voller wären, denn es ist eine wichtige Angelegenheit für unsere Gemeinde", so die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Catharina Frey.

Miriam Günderoth stellt Eckpunkte vor

Zunächst stellte Miriam Günderoth als Gemeindeberaterin der evangelischen Landeskirche die Eckpunkte des ab 2018 geltenden Pfarrplans vor. "Die Mitgliederzahlen der evangelischen Landeskirche gehen stetig zurück", sagte sie. Der Fachkräftemangel mache zudem auch nicht Halt vor dem Beruf des Pfarrers. Der Blick müsse auch auf die Finanzierbarkeit des Pfarrberufs gerichtet sein, dies bedeute bei einem Rückgang der Mitgliederzahlen auch Einsparungen bei den Pfarrstellen. Catharina Frey erklärte den Begriff der Geschäftsordnung, von der es bisher zwei gebe, eine für Röt und eine für Klosterreichenbach. In Zukunft wird es nur noch eine Geschäftsordnung für beide Kirchengemeinden geben. "Es ist nicht so, dass die Gemeinde Röt wegfällt, es wird nur noch einen Pfarrer für beide Orte geben", erklärte Frey. Doch nicht nur die wegfallende Stelle ist aktuell eine Hürde, die genommen werden muss, sondern auch die Vakanz, die nach dem Wechsel von Pfarrer Albrecht Schäfer nach Metzingen entsteht. "Der neue Pfarrer muss dann Klosterreichenbach und Röt mitversorgen", so Frey. Das wird voraussichtlich 2020 sein, wenn Wolfgang Sönning, Pfarrer in Mitteltal, in den Ruhestand geht und seine Frau Iris Sönning die Stelle wechselt.

"Auf den ersten Blick ist Röt dann so etwas wie der große Verlierer, doch wir bleiben, solange es uns wichtig ist, eine eigene Kirchengemeinde mit Gottesdiensten, Kirchenchor und Trauerfeiern", sagte die Vorsitzende des Kirchengemeinderats.

Wenn der Pfarrplan greife, werde es nur noch zweimal im Monat einen Gottesdienst in Röt geben, das sei wohl die gravierendste Änderung. Die Betreuung von rund 1600 Kirchenmitgliedern sei für einen Pfarrer schwierig, der Gemeindebesuchsdienst und die ehrenamtlichen Helfer seien stärker gefragt als bisher. "Wir müssen lernen, dass beide Gemeinden noch besser zusammenarbeiten als bisher. Wir kriegen das miteinander hin", so Frey.

"Wenn mein Mann 2020 in den Ruhestand geht, werde ich mitgehen, erst dann greift der Pfarrplan", stellte Pfarrerin Iris Sönning nochmals klar. Man hoffe, dass die Stelle in Klosterreichenbach nach dem Weggang von Pfarrer Albrecht Schäfer wieder zügig besetzt werden könne. Bei der Fragerunde wurden viele Themen angesprochen. "Sie beide machen einen super Job. Ist es denn realisierbar, diese beiden Kirchengemeinden mit 1600 Personen nur durch eine Person zu betreuen?", lautete eine Frage.

Auch Vikare werden weniger

Pfarrer Albrecht Schäfer beruhigte, diese Zahl sei nichts Ungewöhnliches. Es komme darauf an, wie viel ein Pfarrer noch zusätzlich leiste. Auf die Frage, ob es denn möglich sei, dass ein Vikar einen Teil der Arbeit übernimmt, teilte Iris Sönning mit, dass auch die Vikare immer weniger würden. Ob es weiterhin Gottesdienste in Heselbach geben wird, lautete eine weitere Frage. Auch in dieser Hinsicht sind keine großen Veränderungen geplant. Es hänge viel vom Engagement der Gemeindemitglieder ab. "Es ist auch nicht schwieriger, einen neuen Pfarrer zu finden. Es gibt fast keine Pfarrstellen mehr, die nicht unter den neuen Pfarrplan fallen", beruhigte Albrecht Schäfer.

Die Argumentation, aus wirtschaftlichen Gründen die Gottesdienste in Röt abzuhalten, da die Kirche in Klosterreichenbach immer sehr kalt sei und entsprechend geheizt werden müsse, ließ Schäfer nicht gelten.

In Röt sei es aufgrund der schlechten Dämmung nicht günstiger. Zudem werde die Kirche in Klosterreichenbach von vielen Gästen besucht, hier sei eine gewisse Verlässlichkeit des Gottesdienstes wichtig.

"Es fällt nicht 50 Prozent Röt weg, sondern es entsteht ein neues Ganzes aus 100 Prozent, ich freue mich darauf", hieß es aus den Reihen der Kirchengemeinderäte. Insgesamt riefen sie dazu auf, einen gemeinsamen Weg zu gehen und neue Strukturen zu schaffen. Für Anregungen und Neuerungen sei man jederzeit dankbar.