Bürgermeister Michael Ruf, die Verfahrensleiter Philipp Dechow und Kerstin Gothe (von rechts) mit den Planern und einem Teil der Teammitarbeiter. Foto: Braun

Altbekannte Problempunkte erschweren Sanierung. Stadt setzt auf breitgetragene Lösung und will Öffentlichkeit beteiligen.

Baiersbronn - Wie soll das Unterdorf in Baiersbronn im Rahmen der geplanten Unterdorfsanierung gestaltet werden, um es zukunftsfähig zu machen, lautete die Fragestellung der ersten öffentlichen Ideenpräsentation im Rosensaal.

Drei Planungsbüros mit ihren Teams hatten die Möglichkeit, ihre teils umsetzbaren, aber auch visionären Vorstellungen für eine Um- und Neugestaltung zu präsentieren und standen im Anschluss der Öffentlichkeit Rede und Antwort. Kerstin Gothe (Gothe + Partner, Stuttgart), die das Verfahren gemeinsam mit Philipp Dechow (ISA Stadtbauatelier, Stuttgart) betreut, betonte, dass man sich Klarheit über den künftigen Weg verschaffen müsse. Dabei habe die Öffentlichkeit die Möglichkeit, in drei Vorstellungsrunden auf die Vorschläge und Entscheidungen der Planer einzuwirken. "Das politische Gremium ist und bleibt jedoch der Gemeinderat, der zusammen mit der Verwaltung letztendlich die Entscheidung trifft", stellte die Verfahrensleiterin klar.

Wichtig sei eine breite Öffentlichkeitsbeteiligung aller Altersschichten, so Gothe. Sie rief dazu auf, die Bürger des Orts zu mobilisieren, damit sich möglichst viele am Findungsprozess beteiligen können. Bürgermeister Michael Ruf zeigte sich schon am ersten Abend überwältigt vom guten Besuch und betonte, dass man keine anonyme Planung wolle, sondern eine breitgetragene Lösung anstrebe. Das Unterdorf habe eine sehr komplexe Struktur.

Philipp Dechow fasste im weiteren Verlauf die Vorgaben und Aufgabenstellungen an die Planungsbüros zusammen. Man habe sich besonders auf die Ankunftssituation, die öffentlichen Räume und ortsbildprägenden Gebäude sowie die Wasserläufe, Grünräume und den Verkehr fokussiert.

Mit Spannung wurde die Ideenpräsentation erwartet, bei der schnell klar wurde, dass neben schwer umsetzbaren Visionen nur über die altbekannten Problempunkte – wie die Teilung von Ober- und Unterdorf, die durchlaufende Hauptstraße, sowie eine fehlende Ortsmitte – der Weg für eine zukunftsfähige Sanierungslösung laufen kann.

Philipp Krass vom Team "berchtoldkrass" vom Planungsbüro "berchtoldkrass space & options" in Karlsruhe sprach von einem Fingerabdruck des Orts und betonte, dass sich alle Maßnahmen wie selbstverständlich anfühlen sollten. "Sie sollten den Bestand wahren und Gewachsenes zukunftsfähig machen, aber auch störende Elemente entfernen", so Krass. "Die Bundesstraße ist für ihren Ort Fluch und Segen zugleich, und hier haben wir ein wenig gesponnen." Neben der Verlegung der Bundesstraße auf die jetzige Bahntrasse schlug er die Schaffung von S-Bahn-Haltestellen mitten im Unterdorf vor. "Die Bundesstraße könnte auf der Bahntrasse verlaufen, und die Bahn könnte durch das Unterdorf fahren", so eine der Visionen der Planer. Weitere Potenziale sehen die Planer in den Schelklewiesen und der Sanierung der "Alten Mühle". Auch sollte eine Art Dorfweg die Qualitäten Baiersbronns herausarbeiten. Stefan Werrer vom Team "Labor für urbane Orte" hatte mit Tobias Baldauf einen anschaulichen zweiten Vortrag vorbereitet, der sich auf das Suchen von Gemeinsamkeiten bezog. "Das Unter- und das Oberdorf haben sehr wenig gemeinsam, und die Freudenstädter Straße zeigt nicht die beste Seite ihres Ortes", sagte der Stadtplaner.

Tobias Baldauf legte den Schwerpunkt auf die beiden Forbachbrücken und zeigte in Form von pittoresk wirkenden Postkarten mögliche Gestaltungsschwerpunkte. "Der Ort an den beiden Brücken, hier könnte man ein Eingangsportal für Baiersbronn schaffen." Neben der Anregung, die Freudenstädter Straße zu einer Art Allee auszubauen, warb Baldauf auch für die Erhaltung historischer Gebäude und die Weiterentwicklung des historischen Wegs. Das Team "Schaudt/Senner" vom Büro "schaudt architekten bda" trat mit Helmut Hagmüller, Johann Senner und Manfred Breinlinger an und brachte als weiteren Aspekt den Nationalpark ins Spiel. Senner betonte die Vorteile der vielen Grünflächen, die bis in den Ort hineinreichen, und plädierte dafür, diese auch zu belassen.

Ein aktuell wichtiges Thema sei die geplante Seniorenwohnanlage beim Rosenplatz, hier sollte man überlegen, ob es nicht andere Standorte gibt, denn dort sei der Blick auf die Landschaft wichtig. "Vielleicht gibt es eine Standortmöglichkeit um die ›Alte Mühle‹ herum", so Senner.

Man solle sich Potenziale nicht verbauen und behutsam mit den Gebäuden umgehen, trotzdem solle eine moderne Architektur möglich sein, erklärte Baldauf. Ähnlich wie sein Vorredner schlug er eine Art Boulevard für den Ort vor und überraschte am Ende mit einer nicht ganz neuen Vision. "Eine Seilbahnstation auf dem Rosenplatz, die dann auf ihren Hausberg, den Stöckerkopf führen könnte, und eventuell noch weiter", schlug Senner vor.