Das AWG Modecenter in Baiersbronn muss bald schließen, wenn keine Lösung gefunden wird. Foto: Braun

Handels- und Gewerbeverein warnt vor Ausbluten des Ortskerns. Gutachten soll nun Wende bringen.

Baiersbronn - Die Modekette AWG ist nach wie vor auf der Suche nach einem Standort in Baiersbronn. Doch dieser ist offenbar ebenso schwer zu finden wie ein Konsens mit allen Beteiligten.

Nachdem der Discounter Lidl den Pachtvertrag mit AWG gekündigt hat, will sich der seit rund zehn Jahren in Baiersbronn ansässige Modefachmarkt an einem neuen Standort ansiedeln – im Gewerbegebiet Biegel-Misse, neben Aldi, Norma und dm. "Wir hängen in der Luft, ob und wo es weiter geht. ist noch nicht klar", sagt AWG-Moden-Geschäftsführer Albrecht Maier. "Mit unseren Mitarbeitern haben wir bereits Einzelgespräche geführt, und dort wo es möglich ist, versuchen wir die Leute in unseren anderen Filialen unterzubringen." Dies sei jedoch wegen der räumlichen Distanzen oft schwierig.

"Wir würden uns freuen, wenn die Verlegung des AWG Modecenters um 380 Meter akzeptiert würde, und hoffen mit Bürgermeister Michael Ruf auf eine entsprechende Einigung", sagt Maier. Dabei betont er, dass für seinen Markt ja im innerörtlichen Bereich keine Fläche zur Verfügung steht, die groß genug sei. "Die Frage ist doch: Wollen wir AWG in Baiersbronn behalten? Dann muss es möglich sein, eine Verlegung um 380 Meter zu genehmigen." Bisher sei der HGV auch gut mit der Firma AWG zurechtgekommen, beteuert Maier und bietet Gespräche mit dem HGV an. Wichtig sei es auch, dass die Gemeinde Baiersbronn dahinterstehe. 12.000 Kunden, davon alleine 6000 aus Baiersbronn, würden für ein Fortbestehen des Modefachmarkts in Baiersbronn sprechen. Nun warte man das Gutachten über die Auswirkungen einer Verlagerung auf den Ortskern ab und hoffe dann auf eine positive Stellungnahme.

"Wir tun, was wir können", sagt Bürgermeister Michael Ruf, dem das Tauziehen um den Standort gar nicht gelegen kommt. Man habe ein Gutachten in Auftrag gegeben und rechne in der zweiten Oktoberhälfte mit den Ergebnissen. "Wichtig ist uns dabei auch die Stellungnahme des Regionalverbands, und wir werden dann versuchen, im Einvernehmen mit allen Beteiligten eine Lösung der Standortfrage zu finden", so Ruf. Seitens des Handels- und Gewerbevereins Baiersbronn ist die Vorgabe klar: Keine weiteren Großansiedelungen mehr auf der grünen Wiese, außerhalb des Ortskerns. "Wir haben nichts gegen das AWG Modecenter, wir sind aber dagegen, das alle Frequenzbringer aus dem Ortskern ausgelagert werden", bringt es Holger Wessinger, einer der Vorsitzenden des HGV, auf den Punkt. Grundsätzlich sei man ein Verein, der für Handel und Vielfalt stehe. Daher sei man nicht gegen weitere Ansiedlungen, nur sollten diese bitte ortsnah sein. "Das alte Café Klumpp ist zum Beispiel eine Fläche, die für größere Läden wie ein AWG Modecenter zur Verfügung stehen kann", so Georg Klumpp, stellvertetender HGV-Vorsitzender.

Seit 15 Jahren hebe man den Finger und warne vor einem Ausbluten des Ortes, doch bisher sei man nur auf taube Ohren gestoßen. "Seitens des HGV sehen wir es als eine Neuansiedlung der Fläche an. Zwar war AWG schon da, aber die Fläche eben noch nicht, also siedelt sich nicht die Marke, sondern die Fläche neu an", so Klumpp.

Seitens des HGV sei man immer bereit, Gespräche zu führen und für alle eine gute Lösung zu finden. "Wenn die Gemeinde und der Gemeinderat ernsthaft noch interessiert sind an Ambiente im Ort und inhabergeführten Läden, muss man die Flächenvergrößerung auf der grünen Wiese stoppen", sagt Holger Wessinger. Der HGV erwarte, dass sich der Gemeinderat an den Vorgaben des Einzelhandelskonzepts orientiere und sich in der Konsequenz auch daran halte.