Die Initiatoren des Projekts (von links) – Roland Janaczek, Marcel Sanchez und Johannes Heinzelmann – am Sonntag bei der Einweihung. Da war die Welt, zumindest im alten Kurpark Klosterreichenbach, noch in Ordnung. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Friedensbrunnen: Nicht einmal 24 Stunden nach der Einweihung fehlt der Halbmond / Politisch motiviert?

Einen Tag zuvor noch eitel Sonnenschein, gestern tief sitzender Frust: Der Friedensbrunnen, der am Sonntag feierlich eingeweiht worden war, wurde wenige Stunden darauf beschädigt. Jetzt fehlt der Halbmond als Symbol für den Islam.

Baiersbronn-Klosterreichenbach. Gestern Vormittag im alten Kurpark: Marcel Sanchez, Vorsitzender des Vereins Friedensbrunnen, Initiator Roland Janaczek und Kunstschmied Johannes Heinzelmann, der gemeinsam mit Janaczek den Brunnen gebaut hat, stehen im alten Kurpark beim Friedensbrunnen. Sozusagen Krisensitzung im Freien. Schon einen Tag nach der Einweihung fehlt der Halbmond als eines der Symbole der Weltreligionen. Er wurde abgebrochen.

Die drei Männer vom Verein Friedensbrunnen sind überzeugt, dass die Tat, die der Verein auch der Polizei gemeldet hat, politisch motiviert war. Zwar sei schon im Sommer das Kreuz gestohlen worden, das sei damals allerdings auch als einziges der Symbole angebracht gewesen. Allerdings räumt Marcel Sanchez ein, dass man natürlich nicht wissen könne, ob die Täter, die da nun am Werk waren, nicht noch mehr zerstören wollten.

Von einem ideologischen Hintergrund geht auch Ordnungsamtsleiter Roland See-fried aus. "Die Gemeinde empfindet es als schäbig und engstirnig, dass man so intolerant ist und solche Dinge einfach zerstört", so Seefried gestern am Telefon. Das gehe über Vandalismus hinaus, meint der Ordnungsamtsleiter. Es rieche nach einer gezielten Aktion, auch weil es direkt nach der Einweihung passiert ist. Mut macht See-fried den Machern des Projekts: Die Gemeinde stehe hinter dem Verein in seinem Willen, nicht klein beizugeben und den Brunnen zu reparieren.

Zurück in den alten Kurpark: Zuerst sei versucht worden, den Halbmond mit einer Säge zu entfernen, sagt Johannes Heinzelmann kopfschüttelnd. Als das nicht geklappt habe, sei er abgerissen worden. "Das muss heute nacht vor Mitternacht passiert sein", so Heinzelmann.

"Das soll kein Streitbrunnen sein, sondern ein Brunnen, der für den Frieden steht", stellt Janaczek fest. Nun wünsche sich der Verein ein klares Signal von der Gemeinde und den Bürgern, dass sie hinter dem Friedensbrunnen stehen. Die Männer sind frustriert und das schon einen Tag nach der Einweihung. Es sei so schön am Sonntag gewesen, erzählen sie über die Einweihungsfeier.

Symbol für Toleranz und friedliches Miteinander

Denn die Feier am Sonntag, bei der der Friedensbrunnen eingeweiht wurde, war rundum gelungen. Damit ging ein langes Hin und Her um einen geeigneten Standort für das Objekt zu Ende. Nach einem Nein der Diözese Rottenburg-Stuttgart zum Standort in Schönmünzach hatte der Ortschaftsrat Klosterreichenbach grünes Licht für den neuen Standort im alten Kurpark erteilt. Der neu gegründete Verein Friedensbrunnen hatte zur Feierstunde eingeladen, und viele Gäste waren gekommen, um das Symbol für Toleranz und ein friedliches Miteinander der Weltreligionen einzuweihen.

Harald Schneider übernahm die Moderation und wertete den strahlenden Sonnenschein als Zeichen von oben. In Vertretung der Vereinsmitglieder sprach Johannes Smeets als Bürger Worte des Dankes und ging auf die Historie des Brunnens ein. "Der Brunnen soll uns zum friedlichen Miteinander mahnen. Über die Symbole der fünf Weltreligionen sind alle Menschen angesprochen." Die obere katholische Kirchenbehörde habe sich mit unlauteren Argumenten und einer fragwürdigen Methode dem Antrag und der Genehmigung entzogen, dem Brunnen eine Heimat auf dem Pfarrgelände in Schönmünzach zu geben, kritisierte Smeets. "Es gibt in unserer Zeit mehr denn je den Anlass, zum Frieden zu mahnen, diese Aufgabe ist dem Brunnen hier im Park nun übertragen", so der Redner. "Nur wo Religionsfreiheit herrscht, gibt es Frieden, dieser Brunnen zeigt uns, dass nur über ein friedliches Miteinander unsere Welt eine Zukunft hat."

Smeets dankte den Verantwortlichen, die sich mit ihrer Idee nicht haben beirren lassen und die zudem noch einen gemeinnützigen Verein gegründet hatten.

Auch Bürgermeister Michael Ruf war gekommen, um den Verantwortlichen Marcel Sanchez, Roland Janaczek und Johannes Heinzelmann seinen Dank auszusprechen. "Ich bin froh, dass sie auf ihrer langen Suche so einen schönen Platz gefunden haben. Der Brunnen sieht so aus, als wenn er dort schon immer gestanden hätte", so Ruf. "Auch die Idee, die hinter ihrem neu gegründeten Verein steht, möchte ich ausdrücklich loben, ebenso wie ihr unermüdliches ehrenamtliches Engagement für dieses Projekt", hob Ruf hervor. Gleich nach den Reden wurden die einzelnen Symbole der Weltreligionen durch Johannes Heinzelmann enthüllt.

Tauben steigen in den Himmel

In – Gummistiefeln ging er zu den verschiedenen Zeichen, die – begleitet von passender Musik und aussagekräftigen Gebeten – feierlich enthüllt wurden. Musikalisch begleitet von der "Ode an die Freude" stiegen weiße Friedenstauben auf, als die ganz in der Mitte des Brunnens platzierte Friedenstaube enthüllt wurde.

Im Anschluss an das Programm blieb bei Bewirtung Zeit für Gespräche. Viel fotografiert und von allen Seiten gelobt, wurde der Brunnen gebührend gefeiert. Strahlende Gesichter gab es auch bei den Initiatoren, die nach den vielen Mühen der Vergangenheit nun einen schönen Standort für ihr Projekt gefunden haben. Mit ihrem neu gegründeten Verein wollen sie besonders Kinder- und Jugendprojekte fördern sowie das friedliche Miteinander in den Vordergrund stellen