Köhler Thomas Faißt verzichtet diesmal auf ein Kulturprogramm und stellt die handwerkliche Kunst der Köhlerei in den Fokus. Fotos: Käser/Baiersbronn Touristik Foto: Schwarzwälder-Bote

Noch bis Samstagmorgen raucht bei der alten Pflanzschule der Meiler / Die Köhlerei als Leidenschaft

Von Dennis Käser

Baiersbronn. Köhler Thomas Faißt steckt mitten in seiner Arbeit am Kohlenmeiler. Schon zum 15. Mal finden in Baiersbronn die Köhlerwochen statt.

Unter freiem Himmel an der alten Pflanzschule auf der Baiersbronner Winterseite steht der Kohlenmeiler. Wer zu Fuß durch den Wald den Winterseitenweg hinaufläuft, kann schon aus einiger Entfernung den weißen Dampf ausmachen, der vom Meiler über die ganze Lichtung verströmt wird. Vor der Hütte sitzt friedlich auf einer Bank Thomas Faißt und sieht dem Verkohlungprozess zu, während er eine Bionade genießt – auch ein Köhler braucht mal Pause. Vor ein paar Tagen wurde die Verkohlung am Gipfel des schwarzen Kegelstumpfs mit einem kleinen Feuer initiiert. Seitdem ist der Prozess in vollem Gange, und Thomas Faißt ist rund um die Uhr bis zum "Ausziehen" des Meilers am 25. Juli vor Ort und sieht zu, dass alles richtig läuft.

Dabei gilt es für den Köhler darauf zu achten, den Meiler weder erlöschen noch durch zu viel Luftzufuhr abbrennen zu lassen. Mit seinem Stock bohrt er kleine Löcher in die Oberfläche und erkennt an der Farbe des austretenden Dampfs, ob die Luftzufuhr stimmt. Als Ergebnis dieses langwierigen Prozesses bleibt am Ende von den ursprünglichen Holzscheiten nur noch die Kohle übrig, doch diese ist hochqualitativ und rein – das Holz stammt aus dem Baiersbronner Wald.

"Ich bin der Überzeugung, dass dieses Handwerk wichtig ist für das Verständnis unserer Kultur, der Region und der Menschen, die hier gelebt haben", sagt Faißt, selbst gebürtiger Baiersbronner. Deswegen steht diesmal nur die handwerkliche Kunst an sich im Zentrum seines Handelns – und nicht wie in den vergangenen Jahren zusätzlich ein kulturelles Programm.

Die Köhlerei ist für Thomas Faißt eine Leidenschaft. Irgendwann kam ihm der Gedanke, aus diesem Handwerk ein tragfähiges Projekt zu machen. Die Faszination Köhlerei treibt ihn auch heute noch an, dieses über 6000 Jahre alte Handwerk immer wieder aufleben zu lassen und den Menschen der heutigen Gesellschaft näherzubringen. Am Freitag, 24. Juli, ab 19.30 heißt es "Gespräche am Feuer". An diesem Abschlussabend können Gäste am Lagerfeuer, dem ursprünglichsten Ort des Erzählens, über Geschichten ins Gespräch mit anderen Besuchern kommen. Für kühle Getränke ist ebenfalls gesorgt. Ein Abend am Kohlenmeiler, eine Erfahrung, die tiefgreifende Eindrücke zurücklässt, soll es werden – offen und ungefiltert. Nächtliche Begleitung auf dem Rückweg zum Parkplatz wird angeboten.

Doch der anstrengendste und zugleich spannendste Teil für den Köhler folgt erst am nächsten Tag. In der Kühle der frühen Morgenstunden am Samstag, 25. Juli, wird der Meiler ausgezogen und die frische Kohle in Papiersäcke abgepackt. Bei dieser schweißtreibenden Arbeit stehen Thomas Faißt einige Helfer zur Seite. Die Holzkohle wird dann verkauft.

Wenn Faißt nicht gerade am Kohlenmeiler zu Gange ist, so gibt der freiberufliche Forstingenieur und Waldarbeiter Motorsägenlehrgänge oder hält Vorträge in Naturschutzzentren und Museen. Doch nun heißt es erst mal noch "Nix als Kohlen".