Archivarin Dorothee Kühnel und Christoph Nitschke im neuen Benutzerraum. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Dorothee Kühnel leitet Archiv in Friedrichstal / Viele wollen mehr über ihre Vorfahren wissen

Fast vier Jahre ist es her, dass Archivarin Dorothee Kühnel das Gemeindearchiv in Friedrichstal gleich neben der Mehrzweckhalle übernommen hat und seither wieder frischen Wind in der alten Friedrichstäler Schule wehen lässt.

Baiersbronn-Friedrichstal. Wohl geordnet sind die Werke aus längst vergangenen Zeiten nun aufgereiht und verzeichnet, wie man in der Sprache der Archivare sagt. Ganz besonders stolz ist die studierte Geografin und Kulturwissenschaftlerin auf den neuen Benutzerraum. Dort kann sich der interessierte Besucher durch alte Zeitungen oder Archivalien arbeiten und die gewünschten Informationen finden. "Natürlich bin ich dabei sehr gerne behilflich und zeige, wo mögliche Quellen zu finden sind. Aber eine komplette Recherche kann ich verständlicherweise nicht übernehmen".

Werke aus längst vergangenen Zeiten

Dazu ist die Gemeindemitarbeiterin mit einer Dreiviertelstelle auch viel zu beschäftigt. Die eine Hälfte ihrer Arbeitszeit verbringt sie mit Archivtätigkeiten und der Beantwortung von Anfragen anderer Behörden, die andere Hälfte, indem sie Anfragen von Benutzern aus aller Welt beantwortet.

Aber auch die historische Bildungsarbeit ist ihr ein großes Anliegen. Unter dem Motto "Baiersbronner Geschichte(n)" findet seit drei Jahren jeden Winter eine Vortragsreihe statt, die sich mit Themen wie Heimatgeschichte und Kultur in und um Baiersbronn auseinandersetzt, die Kühnel organisiert. "Es sind jedes mal zwischen 50 und 70 Zuhörer dabei, und ich bin ständig auf der Suche nach neuen, interessanten Themen und Referenten."

Mittlerweile hat es sich rumgesprochen, dass es im Friedrichstäler Archiv viele Informationen und eine kompetente Ansprechpartnerin gibt. "Die meisten, die ins Archiv kommen, möchten Informationen über ihre Vorfahren, zur Hausgeschichte oder auch zu Grenzsteinen haben", so die Archivarin. Anfragen aus Amerika, Kanada, Brasilien oder Chile landen bei ihr auf dem Schreibtisch.

Etwas bedauerlich findet sie die Tatsache, dass es mit den Schulen etwas "schwieriger" ist, denn gerade den Gymnasiasten würde aufgrund des G8-Zugs schlichtweg die Zeit fehlen, um auch mal im Archiv zur recherchieren oder einen längeren Besuch zu machen. "Ich finde es schade, viele sehen immer nur das Internet als Informationsquelle, dabei sind es gerade die modernen Bibliotheken und Mediatheken, die viel zu bieten haben."

Kleine Handbibliothek im Archiv für Baiersbronn

Für Baiersbronn wünscht sie sich wieder eine moderne und zeitgemäße Bibliothek, die auch für den Nachwuchs attraktiv ist. Im Gemeindearchiv entsteht gerade eine kleine Handbibliothek mit Büchern, die mit Baiersbronn und seiner Umgebung zu tun haben und die vor Ort gelesen werden können.

Digitalisierung ist auch im Archivbereich ein großes Thema, jedoch wird in Friedrichstal nicht systematisch digitalisiert. Im Einzelfall werden Scans oder Kopien angefertigt. Vieles, zum Beispiel Kirchenbücher, werden auch an anderer Stelle digital erfasst.

Einer von Kühnels Lieblingssprüche lautet: "Wenn man nichts abgibt, dann ist auch nichts da." Doch darüber kann sie sich nicht beklagen. Ständig würden neue Sachen hereinkommen, die verzeichnet werden müssen.

"Aktuell stehen hier sechs große Kisten vom Männergesangverein Röt, der sich aufgelöst hat und nun die Vereinsgeschichte und das Notenmaterial hier im Archiv sicher aufbewahrt wissen möchte", erklärt sie.

Eine große Aufgabe auch für die Zukunft ist die Aufnahme und Dokumentation der Kleindenkmale auf dem Gebiet der Gemeinde Baiersbronn. Dabei ist ihr Christoph Nitschke eine große Stütze, der seit rund drei Jahren ehrenamtlich die Kleindenkmäler aufspürt und verzeichnet. Kunstvolle Grenzsteine und malerische Steinbrunnen gehören dazu.

Besonders freut sich Dorothee Kühnel auf die Wanderausstellung "Autoren aus Baden-Württemberg und ihre Bücher", deren Initiatorin sie ist und die zum ersten Mal vom 11. Januar bis zum 2. Februar Station in der Gemeinde macht.

Suche nach ehrenamtlichen Helfern

Für die Zukunft sucht sie noch ehrenamtliche Helfer, die bei der systematischen Auswertung von Zeitungen oder Bauakten helfen möchten, aber auch Studenten, die wissenschaftliche Arbeiten zu Themen schreiben, die mit der Gemeinde Baiersbronn zu tun haben.