Gastgeber, Gäste und Ehrengäste: Die deutsch-französische Freundschaft wird von vielen Händen getragen. Zum 20. Mal lud Hermann Bareiss (links) gemeinsam mit seinem Sohn Hannes (rechts) nun zum Déjeuner Amicale franco-allemand nach Mitteltal ein. Foto: Eberhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Präsident der Region Elsass würdigt Verdienste von Hermann Bareiss um die deutsch-französische Freundschaft

Von Tina Eberhardt Baiersbronn-Mitteltal. Gute Freundschaften überstehen vieles. Auch dass der Himmel am wichtigsten Festtag erbarmungslos die Schleusen öffnet. Dann feiert man – wie im Hotel Bareiss – eben zusammengerückt unterm Schirm. 20 Jahre ist es her, dass zum ersten Mal der 14. Juli, der französische Nationalfeiertag, im Hotel Bareiss begangen wurde. Und nicht nur das: Die deutsch-französische Städtepartnerschaft in Baiersbronn feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen, rechnete Bürgermeister Michael Ruf zusammen, nicht ohne zur Freude der Anwesenden anzufügen: "Und wir sind Weltmeister." Drei gute Gründe also, zu feiern.

Dabei machte das Wetter es Hermann und Hannes Bareiss und deren engagiertem Team im Hintergrund alles andere als einfach. Der leichte Fadenregen, der zu Beginn bestenfalls lästig war, verwandelte sich pünktlich zur Eröffnung des französischen Nationalfeiertags in einen ausgewachsenen Guss.

Doch die Anwesenden, unter ihnen Ministerpräsident a.D. Erwin Teufel, der Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, Ferdinand Kirchhof, der Direktor des deutsch-französischen Instituts in Ludwigsburg, Frank Baasner, Straßburgs Oberbürgermeister Roland Ries, die Konsuln Marianne Therre-Mano und Hubertus Legge sowie der ehemalige Ministerpräsident des Elsass, Francois Loos, nahmen es mit Gelassenheit.

Der Musikverein Mitteltal sorgte versiert für musikalische Zerstreuung, unterstützt von den Parforcehornbläsern aus Holtzheim, während die letzten der eintreffenden Gäste einer Prozession gleich unter einem rasch aus einem Pavillon improvisierten Baldachin in den Kurgarten einschreiten durften. Dort, zwischen Champagner und Canapés, würde Fußball an sich freilich nur eine untergeordnete Rolle spielen, hätte der Festredner und Präsident der Region Elsass, Philippe Richert, nicht hier genau jenen Geist erkannt, der seit nunmehr 20 Jahren am 14. Juli im Hause Bareiss gefeiert wird: Zwei Länder, deren Menschen sich freundschaftlich verbunden sind. In Richerts Heimat wehten am Wochenende in sportlicher Begeisterung beide Länderflaggen von vielen Häusern. Die Region im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Frankreich ist für ihn nicht nur deshalb der Ort, an dem "das Herz Europas schlägt".

Eingehend ging der Ehrengast auch auf die derzeit strauchelnde EU-Politik ein, nachdem er Hermann Bareiss für dessen Einsatz und Engagement um die deutsch-französische Freundschaft gewürdigt hatte.

Dabei war diese Kontaktebene die am wenigsten bedeutsame, als Hermann Bareiss vor 20 Jahren erstmals zur Feier des französischen Nationalfeiertags eingeladen hatte. Denn Hermann Bareiss setzt auf andere Wege zur Verständigung: Die Gesprächskultur, und – wie es sich für einen Sternegastronom gehört – die Tafelkultur.

Mahlzeiten als kultivierte Formder Gemeinsamkeit

Beide Komponenten betonte Bareiss, der wie alle Redner wechselnd deutsch und französisch sprach, hätten das Wachstum der internationalen Freundschaft in den vergangenen 70 Jahren entscheidend vorangetrieben. Mahlzeiten seien eine kultivierte Form der Gemeinsamkeit, eine "Allianz von Genuss und Gespräch", die Nähe, Vertrauen und Freundschaft schaffe, leitete Bareiss zum an den Empfang anschließenden Déjeuner Amicale franco-allemand über, dem seit 20 Jahren gepflegten Freundschaftsessen. "Bereits Charles de Gaulle und Konrad Adenauer haben Mahl-Zeit miteinander gehalten", erklärte Bareiss. "Und zwar nicht im Schnellimbiss."

Schnellimbiss – schon der Gedanke wäre in Mitteltal ein Sakrileg gewesen. Hier erwartete die Gäste ein Sechs-Gänge-Menü aus deutschen und französischen Spezialitäten, umrahmt von korrespondierenden Weinen. Pünktlich zum Ende der Feier schien sich auch der Himmel wieder des angemessenen Rahmens einer solchen Feier zu erinnern. Nachdem die Reden im Regen gehalten worden waren, strahlte auf dem Weg ins Hotel wieder die Sonne vom Himmel.

Der Stimmung konnte am gestrigen Montag aber auch der Regen nichts anhaben. Denn Philippe Richert hatte zuvor treffsicher festgestellt: Seit dem Gewinn des Weltmeistertitels sei der 14. Juli ja auch in Deutschland ein Feiertag.