Die Wetterfahnenhütte ist nach ihrer "Hasenkirchle" genannten Vorgängerin gestaltet und erinnert schon ein wenig an eine Kapelle. Im Hintergrund ist der Stadtteil Calmbach zu erkennen. Foto: Schabert

Forst sorgt für weiten Blick über Stadt und weit in die Landschaft. Reservistenkameradschaft Oberes Enztal schaut nach dem Rechten.

Bad Wildbad - Am Steilhang über dem Rennbachtal waren dieser Tage Motorsägen zu hören. Deren Einsatz diente nicht der Holzernte. Es wurde dafür gesorgt, dass am Waldweg Rennbachschneise in 750 Metern Höhe der vor Jahren durch einen Sturmwurf entstandene Aussichtspunkt mit weitem Blick erhalten bleibt.

Von der charakteristisch im Bad Wildbader Stadtbild stehenden Wilhelmschule gleiten von dort die Augen über die Häuser und den Wald hoch zum Sommerberg. Seinem Namen gerecht wird der Baumwipfelpfad, der zwischen den Bäumen erkennbar ist.

Die oberen Teile des Aussichtsturms sind knapp über den Baumkronen zu sehen. Unterhalb breitet sich der Skihang aus. Forstwirtschaftsmeister Jens Debertshäuser hat zusammen mit den am Stützpunkt Calmbach zu Forstwirten auszubildenden Tim Österle und Felix Nagel erreicht, dass dieses Panorama in den nächsten Jahren nicht hinter Bewuchs verschwindet. "Da es hier gleich steil bergab geht, ist der Eingriff nicht allzu groß", erläutert Forstbezirkschef Michael Conrad. Bei der Wetterfahnenhütte und an anderen Stellen sind ähnliche Arbeiten erfolgt.

Schon in den 1920er-Jahren gab es auf dem Wildbader Kopf eine Wetterfahne und eine Schutzhütte. Nach dem Orkan Lothar suchten Wolfgang Frey, der davon durch seinen Vater wusste, und seine Freunde von der Reservistenkameradschaft Oberes Enztal nach dem Platz. Die Idee war, hier wieder eine Wetterfahne aufzustellen. Sie entdeckten die Stelle und fanden unweit die noch vorhandene Grundmauer vom "Hasenkirchle". Diesen Namen haben die alten Wildbader der ehemaligen benachbarten Schutzhütte aufgrund der Gestaltung mit Rundbogenfenstern gegeben.

Begeistert erzählen Wolfgang Frey und Winfried Kleinert, wie sie vor zwölf Jahren den Aussichtspunkt mit einigen Kameraden zu einem bei Wanderern und Radlern beliebten Aufenthaltsort gemacht haben. Nach Entdeckung der Fundamente sollte auch die Hütte am Ende des von der Paulinenhöhe hinauf führenden Zickzack-Wegs wieder entstehen.

Aus dem Gedächtnis zeichnete der inzwischen verstorbene Hans Reichenbach das "Hasenkirchle" nach. Die Reservisten beschlossen, sich nach diesem Plan an die Aufgabe zu machen. Ein später entdecktes Foto verblüffte, so genau waren Zeichnung und damit Nachbau. Das Holz kam aus dem Wald. Vom Schlagen übers Entrinden, baugerecht Aufbereiten und bis zum Errichten des Häuschens erfolgte die Ausführung ehrenamtlich.

"Bis zu 500 Stunden haben Einzelne gearbeitet", erinnert sich Frey. Auch heute schaut die Vereinigung noch nach dem Rechten. Sie hält den Zickzack-Weg begehbar und pflegt die Hütte sowie den Platz um diese. Gut verankert trägt benachbart ein 23 Meter hoher Mast wieder eine Wetterfahne.

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(hms). Die Reservistenkameradschaft Oberes Enztal wurde 1967 gegründet. Sie hat gegenwärtig 40 Mitglieder. Diese treffen sich einmal im Monat in ihrem Vereinsheim im Lautenhof. Nicht nur die Wetterfahne und das oft auch Reservistenhütte genannte Holzhaus haben sie erstellt. Auch den Stern mit 4,40 Metern Durchmesser auf dem Wetterfahnenmasten ließen sie jahrelang zur Advents- und Weihnachtszeit über die Stadt leuchten. Da im vorigen Jahr die Feuerwehr nicht mehr – wie zuvor – die Möglichkeit sah, mit der großen Drehleiter bei der Anbringung zu helfen, hielten viele aus Bad Wildbad und Calmbach 2014 vergebens danach Ausschau. Aber vielleicht klappt es ja 2015 wieder.