Interessiert zeigten sich die Bad Wildbader Gemeinderäte bei der Besichtigung der Villa Stolzenfels. Foto: Mutschler

Gemeinderäte informieren sich über den Baufortschritt des Areals in der Charlottenstraße.

Bad Wildbad - "Überall wird gebaut. Es tut sich was in der Stadt." Mit diesen Worten eröffnete Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack den Vor-Ort-Termin des Gemeinderates bei der Villa Stolzenfels in der Charlottenstraße. Die Bauherren Tatjana und Ulrich Wagner informierten über den Baufortschritt.

Ulrich Wagner erinnerte in einem Rückblick, dass er 2015 mit der Vision angetreten sei, das gesamte Gebiet zu entwickeln, das einst als Kurheim Bethel bekannt war und "über Jahrzehnte im Dornröschenschlaf gelegen habe", wie es der Bürgermeister ausdrückte.

"Das Areal musste im Gesamten gekauft werden", sagte Wagner – und so übernahm er ein Grundstück mit 9400 Quadratmetern Grundfläche und drei miteinander verbundenen Gebäudekomplexen vom Berliner Diakoniewerk Bethel. Da ein Großteil des Geländes durch seine steile Hanglage nicht zu bebauen sei, konzentriert sich das Ehepaar Wagner auf die "Entwicklung dessen, was da steht". Allein das sei schon eine Riesenaufgabe, merkt Wagner an.

Nach dem Kauf habe man überlegt, "wie kriegen wir es hin" und dann mit dem ehemaligen Schwesternhaus direkt neben der Villa als erstem Projekt angefangen. Die zur Talseite hinaus gehenden Balkone wurden nach hinten verlegt und das Gebäude energetisch saniert. Aus ehemals 18 Ein-Zimmer-Appartements wurden fünf Wohnungen mit einer Wohnfläche von 116 bis 136 Quadratmetern. Bereits seit einem Jahr sei das Objekt bewohnt, die Interessenten kamen vorwiegend von außerhalb, sagt Wagner und er fügt an: "Wildbad scheint interessant zu werden, wenn das richtige Angebot da ist." Viele hätten es verpasst, zu investieren und würden nun dafür bestraft.

2016 habe man dann mit der Entkernung der Villa begonnen und die Verbindung zu den anderen Gebäuden gebrochen. Dabei sei erst so richtig deutlich geworden, in welch schlechtem Zustand das Gebäude war.

In den 20 Jahren Leerstand sei durch Feuchtigkeit viel Holz zerstört worden, das alles raus musste.

Dennoch ließ sich Ulrich Wagner nicht von seinem Ziel abbringen, die Villa Stolzenfels "wieder so hinzukriegen, wie sie 1908 erbaut wurde".

Acht Wohnungen

Auch die Auflagen in Sachen Denkmalschutz wurden eingehalten und der Schindelschirm mit 180 000 Schindeln erneuert sowie die Innentüren erhalten. In der Villa Stolzenfels entstehen acht Wohnungen inklusive einer großen Dachwohnung, die das Ehepaar Wagner, das ursprünglich aus Bruchsal kommt und seit zwei Jahren in Bad Wildbad lebt, selbst nutzen will. Die Arbeiten befinden sich mittlerweile in der Endphase, kommende Woche ziehen bereits die ersten drei Parteien ein.

Das nächste Projekt ist dann das alte Terrassenhaus. In dem großen Gebäude, das früher unter anderem Schwimmbad und Lesesaal beherbergte, sollen elf Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 1250 Quadratmetern entstehen.

Info: Die Historie

Das Gebäude wurde 1908 von Architekt Friedrich Jungel als "Hotel-Pension Stolzenfels" erbaut und von dem damaligen Inhaber Gottlob Rometsch zu einer der führenden Adressen der Hotelszene in Bad Wildbad und dem Nordschwarzwald entwickelt und beherbergte bekannte Persönlichkeiten der damaligen Zeit. Der Fachwerkbau war ein typischer Hotelbau der Jahrhundertwende im Nordschwarzwald und begeisterte mit seinem malerischen Gesamteindruck.

 Hotel wird Erholungsheim

1953 wurde das ehemalige Hotel vom Diakoniewerk Bethel aus Berlin aufgekauft und zum Erholungsheim umfunktioniert. 1979 wurden die Nebengebäude erbaut. Seit 2001 stand die Immobilie leer.