Symbolische Übergabe der Kampagnen-Postkarten an die Bundes- und Landtagsabgeordneten (von links): Karl-Heinz Müller, Thomas Reusch-Frey, Albrecht Hendrich, Steffen Bilger, Rüdiger Loy, Hans-Ulrich Rülke, Thomas Müller, Katja Gohl, Sven Schemel und Klaus Gusowski. Foto: RKH GmbH

Umsonst ist keine Maßnahme: Klinik-Vertreter wenden sich an Abgeordnete. Symbolische Übergabe von fast 16.000 Postkarten.

Bad Wildbad - Diverse Rehakliniken im Land, darunter das Neurologische Rehabilitationszentrum Quellenhof Bad Wildbad und die Johannesklinik für geriatrische Rehabilitation, das ebenfalls in der Kurstadt beheimatet ist, machen mobil.

Die Krankenhäuser beteiligen sich an einer Kampagne der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) mit dem Motto "Umsonst ist keine Reha". Mit der Kampagne sollen Öffentlichkeit und Politik für die Bedeutung der Rehabilitation sensibilisiert werden. Ein wesentlicher Bestandteil sind dabei Postkarten, mit denen die Patienten, Mitarbeiter, Angehörige und Besucher deutlich machen, dass sie die Anliegen der Kampagne unterstützen.

"Seit Herbst 2014 haben wir gemeinsam mit den anderen Rehakliniken in Baden-Württemberg insgesamt 15 919 Postkarten gesammelt", berichtet Rüdiger Loy, Geschäftsbereichsleiter der Rehabilitation der Ortema GmbH, einer Klinik in Markgröningen. Die Karten wurden symbolisch an den CDU-Bundestagsangeordneten Steffen Bilger, den SPD-Landtagsabgeordneten Thomas Reusch-Frey und den FDP-Landtagsabgeordneten Hans-Ulrich Rülke überreicht.

"Wir möchten damit an die Politiker appellieren, sich für die Reha einzusetzen", macht Margarete Janson, Geschäftsführerin im Quellenhof in Bad Wildbad, deutlich und weist darauf hin, dass noch immer nicht jede notwendige Reha bezahlt werde. "Und dies", ergänzt Thomas Müller, Chefarzt der Johannesklinik, "obwohl die positiven Wirkungen bekannt sind: In einer guten Reha gewinnen Menschen Kraft, Lebensqualität und Zukunftsperspektiven zurück."

Viele Berufstätige können dank Reha wieder an den Arbeitsplatz zurückkehren. Reha vermeidet oft die Frühverrentung, spart Arbeitgebern sowie Versicherten Kosten und wirkt dem Fachkräftemangel entgegen. Ältere Menschen können beispielsweise nach einem Sturz so von einer Reha profitieren, dass sie weiter zu Hause leben können.

Angemessene Vergütung gefordert

"Wir fordern von der Politik, dass jede medizinisch notwendige Reha genehmigt und die Leistungen der Rehakliniken auch angemessen vergütet werden", so Albrecht Hendrich, leitender Arzt und Inhaber des TheraVent aktiv in Marbach. Außerdem müsse der Antrags- und Genehmigungsprozess in der Gesetzlichen Krankenversicherung dringend vereinfacht werden, ergänzt Karl-Heinz Müller, Chefarzt der Geriatrischen Rehabilitation in Mühlacker.

"Mit dem Geld, das wir pro Tag für eine Reha bekommen, könnte man keine mittelklassige Hotelübernachtung bezahlen", so Sven Schemel, Chefarzt der Ortema Reha. Damit müssten aber die komplexen ärztlichen und therapeutischen Leistungen, die moderne medizinisch-technische Ausstattung sowie die Unterkunft und Verpflegung der Patienten bezahlt werden. Viele Kliniken geraten deshalb in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Katja Gohl, Geschäftsführerin für Rehabilitation in der BWKG, erläutert, dass nach den Ergebnissen des BWKG-Indikators 1/2015 im Jahr 2014 40,8 Prozent der Reha-Kliniken im Land rote Zahlen geschrieben haben.

Obwohl sich Reha für den Einzelnen und die Solidargemeinschaft rechnet, wird nach wie vor zu wenig Geld zur Verfügung gestellt. In der Rentenversicherung, die vor allem für die Rehabilitation von Berufstätigen zuständig ist, gab es zwar eine Anhebung des Budgetdeckels, aufgehoben wurde er aber nicht. Außerdem unterbleiben Rehabilitationen bei älteren, oft multimorbiden Patienten, für die die Krankenversicherung verantwortlich ist. Grund ist, dass die Krankenversicherung eine Reha für ältere Menschen bezahlen muss, während vor allem die Pflegeversicherung profitiert. Folge ist, dass die Ausgaben für die Rehabilitation von Nicht-Erwerbstätigen seit Jahren sinken, obwohl der Bedarf hier steigen müsste. Im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung stehen in den vergangenen zehn Jahren nahezu stagnierende Ausgabevolumen für Vorsorge- und Reha-Leistungen im Vergleich zu Ausgabensteigerungen in anderen Leistungsbereichen von mehr als 30 Prozent gegenüber.

Seit Herbst 2014 beteiligen sich 91 baden-württembergische Kliniken an der BWKG-Kampagne "Umsonst ist keine Reha". Die Aktion wird als Weckruf an die Politik verstanden. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen die ganz persönlichen Geschichten von Patientinnen und Patienten. Sie machen sich für die Reha stark und zeigen in der Kampagne Gesicht: Auf Postern, Postkarten und im Internet unter www.umsonst-ist-keine-reha.de.