Zahlreiche Jungjäger aus dem Kreis Calw erhielten in Neuweiler ihren Jägerbrief. Foto: Stocker

Novellierung des Landesjagdgesetzes treibt Jäger im Kreis um. "Viel Bürokratie und Einschränkung."

Kreis Calw/Neuweiler - Schon beim Namen "Jagd- und Wildtiermanagementgesetz Baden-Württemberg" erahnen die Jäger Neuregulierungen, die Einschränkungen mit sich bringen. Und so war die Novellierung des Landesjagdgesetzes auch vorrangiges Thema bei der Hauptversammlung der Kreisjägervereinigung.

"Unserer Meinung nach zieht sie viel Bürokratie, Einschränkung der Rechte von Jägern und die Stärkung von Rechten ideologischer Natur- und Tierschützer nach sich", fasste Michael Lindner zusammen. Der Vorsitzende der Kreisjägervereinigung Calw verwies in diesem Zusammenhang auch auf darin vorkommende Widersprüche. So sei beispielsweise für Hasen ein Jagdverbot vorgesehen, gleichzeitig solle dessen größter natürlicher Feind, der Fuchs, geschont werden. Auch das zeitliche Jagdverbot im Wald in den Monaten März und April entbehre der Logik, wenn die Jäger dennoch für entstandene Schäden durch Rot- und Schwarzwild aufkommen sollen.

"Aus dem Jagdrecht darf kein ideologisches Naturschutzrecht unter dem Deckmantel eines Wildtiermanagements werden", untermauerte Lindner, dass die Jäger sich in dem Vorschlag nicht wiederfänden. "Warten wir ab, ob man tatsächlich bereit ist, auf unsere Sachargumente einzugehen oder ob es notwendig wird, einer breiten Öffentlichkeit die Schwächen des Entwurfs darzulegen", sagte Lindner und räumte Gesprächsbereitschaft seitens der Landesregierung ein.

"Sie verrichten einen großen Dienst an unserer Gesellschaft, und ich finde es unhaltbar, dass sie plötzlich in eine Rechtfertigungsposition gebracht werden", sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Thomas Blenke und sicherte den Jägern seine Unterstützung zu. Er fühle sich an das Vorgehen in Sachen Nationalpark erinnert, "wenn die so genannte Politik des Gehörtwerdens endet, sobald der Gehörte anderer Meinung als der Regierende ist". Keine Notwendigkeit, das Landesgesetz zu ändern, sieht auch sein Parlamentskollege und Vorsitzende der FDP-Landtagsfraktion Hans-Ulrich Rülke. "Die Jäger leisten für die Natur mehr als die NABU-Vertreter auf Bürostühlen", verwahrte er sich gegen das Diktat und die Begründung, man müsse etwas ändern, weil in den vergangenen 20 Jahren nichts geändert wurde. Zudem verwies er auf das im Grundgesetz verankerte Eigentumsrecht, in dem das Jagdrecht integriert sei. "Das Bundesverfassungsgericht wird das Vorhaben kassieren", zog Rülke sein Fazit.

Reinhold Rau vom Dezernat Land- und Forstwirtschaft im Landratsamt würdigte die Anstrengungen der Jäger. "Der Landkreistag kann in der Novellierung keine Entbürokratisierung erkennen, und wir würden es bedauern, nicht mehr kollegial mit den Jägern zusammenarbeiten zu können", sagte er.

30 Jungjäger erhielten bei der Hauptversammlung nach bestandener Prüfung ihren Jägerbrief ausgehändigt.