Tourismus-Chef Stephan Köhler beim "Tag des Tourismus" im Forum König-Karls-Bad. Foto: Mutschler

Seit einem Jahr ist Stephan Köhl Tourismus-Chef der Gemeinde. Sein Fazit: "Wir müssen uns nicht verstecken."

Bad Wildbad - Seit genau einem Jahr ist Stephan Köhl Geschäftsführer der Touristik Bad Wildbad GmbH. Nach dieser Zeit fühlt er sich mittlerweile pudelwohl in der Stadt. Auch wenn er das "Rossini-Festival" als Höhepunkt angibt – angetan hat es ihm dabei vor allem der Wald.

Dabei war die Liebe zum schwarzen Wald am Anfang nicht unbedingt abzusehen. "Der Winter in Bad Wildbad ist schattig. Daran musste ich mich erst gewöhnen", gesteht der Bayer, der vor seiner Zeit in der Bäderstadt sechs Jahre lang die Geschicke der Berchtesgadener Land Tourismus GmbH lenkte und ein kurzes, dreimonatiges Zwischenspiel am Tegernsee gab.

Im Frühjahr hat er die Gegend dann aber "richtig lieben gelernt", sagt er und fügt an: "Der Wald ist hier einmalig, einfach Wahnsinn." Der Nordschwarzwald sei noch echter, dunkler Wald, "da kommen andere Wälder nicht heran." Wer ihn so reden hört, glaubt seine Aussage, "in den Schwarzwald kann man sich verlieben", aufs Wort.

Nicht zuletzt deshalb stehe dem Nordschwarzwald ein "blühendes Jahrzehnt" bevor, wie er es ausdrückt. Profitieren werde die gesamte Region und auch Bad Wildbad vom Nationalpark mit seinem Zentrum am Ruhestein. Der Nationalpark sei "die einzige Umweltmarke mit Umweltversprechen", während man bei Naturpark oder "Biospährenreservat" nicht genau wisse, was das bedeute. Er ist überzeugt davon, dass der Nationalpark das neue Zentrum des Schwarzwaldes wird und davon werde auch Bad Wildbad eine Vorteil haben. "Das ist für uns als Tagesausflug erreichbar", ist er sicher.

Damit Bad Wildbad vom "Jahrzehnt des Nordschwarzwalds" profitieren könne, setzt Köhl ganz stark auf die Digitalisierung. Wichtig sei es, die Benutzbarkeit, sowohl des städtischen Internetauftritts als auch der Gastgeber-Webseiten, zu verbessern und die Inhalte besser darzustellen. Dabei gehe Benutzbarkeit vor Feature. Man müsse es dem Benutzer leicht machen, Informationen zu finden. Dazu gehöre es auch, um nur ein Beispiel zu nennen, dass bei allen Veranstaltungen immer auch eine Adresse angegeben sei, die ins Navi eingegeben werden könne. "Die Digitalisierung muss gelebt und gedacht werden", sagt der Tourismus-Chef, der alle digitalen Kanäle bespielen will. Während bei der Webseite der Schwerpunkt auf Information und Inspiration liege, seien die sozialen Medien für die Kommunikation gedacht. Dabei verweist er auf die beinahe 10 000 Likes, die der Facebook-Auftritt der Stadt Bad Wildbad mittlerweile habe. Dazu will er noch mehr Webcams aufstellen, um Bad Wildbad aus mehreren Ansichten zeigen zu können.

Mit seinen Stärken spielen

Wenn auch die Digitalisierung dazu führe, dass neue Gäste ins Obere Enztal kommen, ist ihm sehr wohl bewusst, dass sie nur dann auch wiederkommen, wenn die Faktoren vor Ort stimmen. "Die Rache des Analogen", nennt Köhl das. Übersetzt heißt das: Wenn Freundlichkeit, Aussicht und Qualität des Essens und der Zimmer sowie der Wohlfühlfaktor in der Stadt nicht passen, dann kommt der Gast vielleicht einmal – und dann nie wieder.

Wichtig sei es dabei, mit seinen Stärken zu spielen. Natürlich seien in Italien die Strände schöner, in Österreich die Berge höher und der Wein in Südtirol besser. Genau deshalb sei es wichtig, zu erkennen: "Wir müssen uns nicht verstecken."

Da wünscht er sich, dass die Schwaben diese Mentalität überwinden, sich selbst eher klein zu reden. Man müsse hier nicht das Gefühl haben, dass andere etwas besser können und auf keinen Fall glauben, "dass in Südtirol alles besser ist". Außerdem wünscht er sich, dass die Gastgeber bei der Gastfreundschaft nicht allzu "schwäbisch-sparsam" seien.

Die Voraussetzungen in der Stadt und im Oberen Enztal seien gut. Bereits jetzt sei der Sommerberg mit Bauwipfelpfad und Märchenweg das "wichtigste Ausflugsziel im Nordschwarzwald". Mit der geplanten Hängebrücke und dem Wanderzentrum Marienruhe kämen weitere Höhepunkte dazu.

Dazu kommen natürlich noch die anderen, bereits bestehenden und erfolgreichen Veranstaltungen und Angebote. Köhl nennt als Beispiel das Rossini-Festival als seinen persönlichen Höhepunkt: "Es ist Wahnsinn, was der Intendant nach Wildbad zaubert." Das habe ihn am meisten beeindruckt in der Stadt und er ist überzeugt, dass es für Rossini-Fans das spannendste Festival weltweit sei.

Insgesamt zeigt er sich sehr zufrieden, wie das erste Jahr an seiner neuen Wirkungsstätte gelaufen ist. Das liege natürlich an seinem 25 Mitarbeiter starken Team – aber auch an einer Stadtverwaltung, die "Probleme nicht zerreden, sondern angehen". Selten habe er so einen visionären Bürgermeister gesehen wie hier, spart er nicht mit Lob.