Der 28-jährige französische Tenor Artavazd Sargsyan wurde in Bad Wildbad mit dem Belcanto-Förderpreis ausgezeichnet. Foto: Pfeiffer

Rossini-Festival feiert in Bad Wildbad sein 25-jähriges Bestehen mit acht Opernaufführungen.

Bad Wildbad - Wenn im sonst eher beschaulichen Schwarzwaldstädtchen Bad Wildbad im Monat Juli schon tagsüber aus den Häusern Belcanto-Gesang, Geigen- oder Bläserklänge zu hören sind, man in den Geschäften und in den Straßencafés junge Menschen ausländischer Herkunft antrifft, dann beherrscht wieder das rund zweiwöchige Rossini-Festival mit seinen rund 140 Ensemblemitgliedern die Szenerie.

1989 gegründet und seit 1992 unter der künstlerischen Leitung von Jochen Schönleber hat sich »Rossini in Wildbad« in wenigen Jahren einen internationalen Ruf erarbeitet für die Entdeckung junger Stimmen, unbekannter Werke der Belcanto-Zeit und neuer Werke von Gegenwartskomponisten. Acht Opernaufführungen (mit drei Premieren), daneben viele weitere musikalische Events und Vorträge mit bis zu fünf Veranstaltungen am Tag umfasste das diesjährige Jubiläumsprogramm zum 25-jährigen Bestehen des Belcanto-Opera-Festivals in der Kurstadt.

Neben dem erstmals vollständig aufgeführten Wilhelm Tell, standen auch einige Raritäten auf dem Spielplan, die vom internationalen Publikum allesamt begeistert aufgenommen wurden. Insgesamt gelang Schönleber trotz begrenzter Möglichkeiten ein eindrucksvolles Kontrastprogramm aus gigantischer Freiheitsoper, »vergnüglichem Intermezzo« in Form einer komischen Oper – beide in französischer Sprache und mit Schweizer Lokalkolorit inszeniert – und ernster, konzertant aufgeführter Oper mit hohen Anforderungen an die Gesangsleistungen der Sänger.

Die Aufführungen von Guillaume Tell und Le Chalet waren – nicht zuletzt auch wegen des hohen Anteils an frankophilen Gästen – nahezu ausverkauft. Den Anteil ausländischer Festivalbesucher schätzt Alfred Dath, stellvertretender Geschäftsführer der Touristik Bad Wildbad, auf rund 15 Prozent.

»Kein anderes Thema wie Rossini sorgt für so viel Aufmerksamkeit in den Medien und transportiert den Namen Wildbads so intensiv und so weit nach außen«, lautet Daths Einschätzung zur Imagewirkung des kleinen aber feinen Festivals für die Stadt.

»Das Festival bedeutet für mich jedes Jahr eine neue Herausforderung«

Und auch Festivalleiter Schönleber zog äußerst glücklich Bilanz: »Die künstlerischen Ergebnisse des Jubiläumsfestivals übertreffen selbst die kühnsten Erwartungen. Es ist uns gelungen, einige der schwierigsten Partien des Belcanto-Repertoires brillant und überzeugend zu besetzen und den Tell spannend auf die Bühne zu bringen. Der Bachchor Poznan hat nicht nur musikalische Schwerstarbeit geleistet, sondern auch szenisch furios agiert. Auch das Orchester ist in pausenloser Arbeit über sich hinausgewachsen. Mir bleibt nur eine Verneigung vor all meinen großartigen Mitarbeitern und tiefempfundener Dank, auch für die sehr enthusiastische Aufnahme durch das Publikum.«

Von den 43 Opern Rossinis gebe es durchaus noch welche, die Schönleber gerne inszenieren würde, insbesondere großformatige Stücke, die bisher mangels räumlicher und technischer Kapazitäten nicht umsetzbar waren.

Schönlebers Vertrag läuft noch bis 2018 und je nachdem, wie die Optionen bereits angefragter Sänger ausfallen, richtet sich sein Augenmerk auch auf die schwierigeren, neapolitanischen Opern Rossinis, wie »Ermione« oder »Maometto secondo«. Zudem würde er gerne weitere französische Opern szenisch aufführen.

»Das Festival bedeutet für mich jedes Jahr eine neue Herausforderung und ich werde die nächsten fünf Jahre auch dazu nutzen, die Weichen richtig zu stellen und ein tragfähiges und zukunftssicheres Konzept zu entwickeln«, so der Intendant mit Blick auf das nächste Jubiläum.