Hochkonzentriert und dennoch gelassen bot Eugène Mursky mit dem achten Chopin-Zyklus ein außergewöhnliches Klavierkonzert. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Chopin kongenial interpretiert / Schwierige Passagen spielend gemeistert / Von verspielt bis dramatisch

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. Phantastisch. Wenn alle Rossini-Veranstaltungen so perfekt gelingen, wie das Chopin-Konzert mit dem Pianisten Eugène Mursky. Dann dürfte das Festival in Bad Wildbad ein Riesenerfolg werden.

Mursky, geboren 1975, kommt aus Usbekistan und lebt seit 2003 in Berlin, sofern er nicht in den Musikzentren Europas, der USA sowie im Fernen Osten als Solist und Kammermusikpartner auftritt. Seit sieben Jahren spielt er bei Rossini in Wildbad sämtliche Klavierwerke des polnischen Komponisten Frédéric Chopin in insgesamt acht Zyklen, im jetzigen Konzert zum achten und letzten Mal. Auf der Bühne des Königlichen Kurtheaters eröffnete der Meisterpianist das gut besuchte Konzert mit acht Mazurken.

Chopin hat insgesamt 51 Mazurken komponiert. Sie sind für jeden Pianisten eine echte Herausforderung. Doch Murskys Spiel wird Chopins kompositorischen Gedanken gerecht, denn er gestaltet diese Stücke mal heiter bis fröhlich, dann wieder verspielt, dunkel und gedrückt bis dramatisch – in einer Art und Weise, die begeistert. Man hat dabei den Eindruck: Wenn Mursky spielt, dann scheinen Piano und Pianist zusammenzuwachsen.

Den Mazurken folgte dann Rossini beziehungsweise dessen "Petite Valse de Boudoir", der durchaus tempogeladen interpretiert wurde. Der "Kleine Walzer" entstand übrigens nach Rossinis Wildbad-Kur im Jahr 1856, eine Komposition, die Rossini als "Péchés de Vieillesse" (Alterssünden) bezeichnete.

Mit drei Chopin-Walzern – auch sie sind wie die Mazurken zum Tanzen ungeeignet – hat Mursky brillant interpretiert. Besonders bei dem schwierigen Walzer op. 42 bewies der Künstler seine absolute Virtuosität.

Im zweiten Programmteil interpretierte Mursky Chopins vier Scherzi, die als bedeutendste Klavierwerke des polnischen Komponisten gelten. Die Passagen mit hohem Tempo und zahlreichen pianistischen Herausforderungen meisterte Mursky spielend, im doppelten Sinn des Wortes, begeisternd für die Zuhörer. Während die drei ersten Scherzi in Moll geschrieben sind und eine gewisse düstere Stimmung ausdrücken, ist Nr. 4 in E-Dur fast heiter zu nennen, ein sehr schöner melodischer Einfall des Komponisten.

Der international renommierte Chopin-Interpret Mursky gestaltete auch hier durchaus eigenwillig die dynamischen Schattierungen mit höchstem pianistischem Können. Kein Wunder, dass ein Kritiker darüber schrieb: "Ihm scheint die Musik Chopins aus den Fingern zu wachsen."

So empfanden es auch die Zuhörer im Kurtheater, die begeistert applaudierten, wofür sich Mursky mit zwei Zugaben bedankte.