Ähnlich wie auf diesem Bild wird wohl auch die Hängebrücke in Bad Wildbad aussehen. (Symbolfoto) Foto: Schneider

Neuester Coup: Bauwerk soll mehr als 400 Meter lang und 48 Meter hoch werden. Schneller Baubeginn. Mit Kommentar

Bad Wildbad - Wenn Bürgermeister in Superlativen schwelgen, geht’s meist um Großprojekte. Bad Wildbads Bürgermeister Klaus Mack kommt derzeit aus den Superlativen nicht mehr heraus. Neuester Coup: eine Mega-Hängebrücke für den Sommerberg.

Nach der traditionsreichen, aber runderneuerten Sommerbergbahn; nach dem spektakulären Baumwipfelpfad, der sich längst zum Publikumsmagneten gemausert hat; nach dem direkt angrenzenden Märchenweg "Das kalte Herz", der aktuell gebaut wird und den vielen weiteren Attraktionen auf dem Sommerberg wie der "Erlebnislodge", nun ein weiterer, echter Höhepunkt. Und das sogar im doppelten Sinn.

Die Fakten, beziehungsweise Daten zur geplanten Bad Wildbader "Fußgänger-Hängebrücke": wahrscheinlich knapp mehr als 400 Meter lang soll sie werden, und damit vergleichbar mit der bis dato "längsten Seilhängebrücke der Welt" in Tirol; Höhe über Grund bis maximal 48 Metern – allerdings in bis zu mehr als 300 Höhenmetern über dem Enztal, auf das man von der Hängebrücke aus wird blicken können; getragen von nur zwei Brückenköpfen an den jeweiligen Talrändern. Man wird also komplett ohne den Bau von Stützen beziehungsweise Brückenpfeilern auskommen.

Die Investitionssumme werde "einen mittleren einstelligen Millionenbetrag" betragen, so Investor Günter Eberhardt, der auch schon die ebenfalls in Planung befindliche Hängebrücke in Rottweil bauen wird. Genaueres können man erst sagen, wenn die Detailplanungen für Bad Wildbad vorliegen werden.

Tal Bärenklinge wird Standort

Der ausgespähte Standort für die neue Tourismus-Attraktion in Bad Wildbad: das Tal Bärenklinge, oberhalb des Wohngebiets Enztalblick, mit Einstieg an der Hermannshütte auf der einen Seite und am Auchhalterkopf auf der anderen. Der Standort hier sei ideal, weil sich die Hängebrücke so  gut in die Infrastruktur der bestehenden Tourismus-Angebote auf dem Sommerberg einfügen lassen.

"Die Hängebrücke wird so quasi zu einer alternativen Route des neuen Märchenwegs", erläutert Bürgermeister Mack. Für die, die es halt ein bisschen "abenteuerlicher" mögen. Denn ein echtes Abenteuer sei der Gang über eine solche Hängebrücken in jedem Fall: Gehalten nur durch vier, allerdings extrem stabile, stählerne Tragseile, ist die Konstruktion Wind und Wetter ausgesetzt und schwankt natürlich beim Begehen unter den Füßen.

Apropos "unter den Füßen": man wird später auf der Hängebrücke über einen Gitterboden laufen, der den freien Blick nach unten zulässt. Nach links und rechts sichert Maschendraht gegen die Schwerkraft. "In der Bewegung wirkt die filigrane Konstruktion aber, als wäre da rein gar nichts um einen herum – und man liefe quasi so in der Luft", berichtet Roland Haag, der als kaufmännischer Leiter von Investor Günter Eberhardt als Projektleiter für den Brückenbau agiert. Das sei "sicher nicht für jeden etwas", auch wenn die Passage einer solchen Hängebrücke absolut sicher sei.

Der weitere Zeitplan: Bereits am vergangenen Dienstag hat der Gemeinderat von Bad Wildbad dem Projekt einstimmig zugestimmt und mit dem Investor einen sogenannten "Letter of Intend" als formale Absichtserklärung für das Projekt abgeschlossen.

Nun sei es an Investor Günter Eberhardt und seinem Team, die komplette Planung für das Projekt realisationsreif zu entwickeln und den Genehmigungsbehörden vorzulegen, wobei Bürgermeister Mack davon ausgeht, dass es für das Projekt eventuell nur einer "einfachen Genehmigung" bedarf, nicht eines kompletten neuen Bebauungsplanverfahren.

Daher könne es durchaus sein, dass das Hängebrücken-Projekt in Bad Wildbad das Schwester-Projekt in Rottweil, obwohl später gestartet, in der Realisationsphase noch überholen könne. Denn anders als in Bad Wildbad, wird es in Rottweil nach einem positiven Bürgerentscheid dort vor zwei Wochen nun auf jeden Fall noch ein komplettes Bebauungsplanverfahren geben müssen.

Informationen gibt’s bei Bürgerversammlung

In Bad Wildbad soll noch in diesem Frühjahr die Bevölkerung detailliert in einer Bürgerversammlung über die nun aktualisierten Planungen für den Sommerberg und damit über die Hängebrücke informiert werden. Ein Bürgerentscheid wie in Rottweil wird es aber eher nicht geben, da das neue Vorhaben sich ja nahezu perfekt in die langfristigen Entwicklungsplanungen für den touristischen "Hotspot" Sommerberg einfügen ließe und die betroffenen Grundstücke sich als Stadtwald ausschließlich in städtischen Besitz befinden.

Auch aus Sicht des Umwelt- und Artenschutzes rechnet Mack mit keinerlei Problemen, da man auf dem Sommerberg bereits genau zwischen Aktionsflächen und Reservaten für den Umweltschutz unterscheide und dies auch bei den neuen Plänen bereits berücksichtigt habe.

Geht alles glatt, könnte noch  dieses, spätestens Anfang nächstes Jahr mit dem Bau der Hängebrücke begonnen werden. Kalkuliert werde dann mit einer insgesamt maximal halbjährlichen Bauzeit, so dass spätestens zur Sommersaison 2018 die Hängebrücke für den Publikumsverkehr freigegeben werden könnte.

Kommentar: Schwung nutzen

Von Ralf Klormann

Die goldenen Jahre Bad Wildbads als Kurstadt sind lange vorbei. Zahlreiche Gäste, die bis zur Gesundheitsreform in den 1990er-Jahren aus medizinischen Gründen kamen, wurden nie wieder gesehen. Ein schwerer Schlag – doch in der jüngeren Vergangenheit gibt es immer weniger Grund, den Kurgästen von einst nachzutrauern. Mit Baumwipfelpfad, Märchenweg und nun der spektakulären Hängebrücke, die sich bereits 2018 über das Tal Bärenklinge spannen soll, wird Bad Wildbad bald mehr touristische Höhepunkte zu bieten haben als manche Großstadt. Diesen Schwung gilt es weiter zu nutzen – vor allem, um auch die Stadt selbst als attraktives Ziel zu bewerben. Andernfalls könnten das Tal und damit ein großer Teil der örtlichen Gewerbetreibenden vom Sommerberg abgehängt werden. Daran würde auch die schönste Hängebrücke nichts ändern.