Winfried Hahner, Pianist Thomas Nutzenberger und Musikwissenschaftler Wolfgang Seibold (von links) gestalteten das Gesprächskonzert. Foto: Veranstaltungsleiter Foto: Schwarzwälder-Bote

Bei Gesprächskonzert Größen des 19. Jahrhunderts vorgestellt

Bad Wildbad (cht) "Clara Schumann, drei Virtuosen und ein Komponist: Paganini, Chopin, Henselt und Wagner" nannte sich das Gesprächskonzert, das als Matinee mit dem Musikwissenschaftler Wolfgang Seibold und dem Pianisten Thomas Nutzenberger am Sonntagvormittag im Forum König- Karls-Bad einen Einblick in das Leben von Clara Schumann und ihre Meinung über die in ihrer Zeit bekanntesten Künstler gab. Dazu ist es notwendig, die Lebensdaten von Clara Schumann (1819-1896) zu kennen, ebenso wie die von Nicolo Paganini (1782-1840), Frédéric Chopin (1810-1849), Adolph von Henselt (1814-1889) und Richard Wagner (1813-1883).

Clara begegnete Paganini erstmals 1829 durch die Beziehungen ihres Vaters Friedrich Wieck, der Impressario seiner Tochter war. Zu einem gemeinsamen Konzert kam es auch in späteren Jahren nicht, obwohl Paganini die Begabung und das Können Claras erkannt hatte. Sie bezeichnete ihn später als den größten Geiger aller Zeiten.

Den musikalischen Hintergrund machte Thomas Nutzenberger hörbar mit Ausschnitten von "Paganini-Variationen op. 35/1" von Johannes Brahms, die rasant und gekonnt interpretiert einen ersten Eindruck der Musik Paganinis gaben. Clara begegnete Chopin 1832 in Paris erstmals, allerdings hatte sie bereits verschiedene Werke von ihm gespielt. Sie schätzte den schon schwächlich und krank wirkenden Komponisten sehr und wurde später – nach dem Tod ihres Mannes Robert Schumann (1810-1856) – auf ihren Konzertreisen als große Chopin-Interpretin gerühmt.

Zum zweiten Mal innerhalb der Clara-Schumann-Tage erklang anschließend Chopins "Fantasie-Improptu cis-Moll", diesmal wunderschön dargeboten von Thomas Nutzenberger am Flügel. Heute ein wenig in Vergessenheit geraten, so Seibold in seinen Gesprächen, sei der Pianist und Komponist Henselt. Seine Kompositionen sind nach wie vor interessant. Clara war zuerst begeistert von ihm, denn sie widmete ihre Konzertvariationen Op. 8 dem später in St. Petersburg lebenden Komponisten, wo sie auch einmal zusammen mit Henselt auftrat. Auch wenn sie später der Ansicht war: "Über dem Geldverdienen geht er als Künstler unter", spielte sie in ihren Konzerten oft seine Komposition "Wenn ich ein Vöglein wär", ein Werk aus seinen Konzertetüden, das anschließend Thomas Nutzenberger gefühlvoll und zart vortrug.

Clara Schumann lehnt Richard Wagner ab

Zu Richard Wagner als Komponist hatte Clara Schumann kaum Sympathien, da sie seine Opern schrecklich fand. Auch lehnte sie Konzerte mit ihm ab. 1875 bezeichnete sie Wagners Oper "Tristan und Isolde" als widerwärtig. Clara: "Den ganzen zweiten Akt stirbt der Tristan, volle 40 Minuten, und das nennen sie dramatisch!" Also kein Jubel über Wagner, dessen Kompositionen wie ihn selbst, sie rundweg ablehnte.

Seibolds Parforce-Ritt durch die Musikgrößen zu Zeiten Clara Schumanns sowie ihre negative Meinung zu Wagner folgte der "Ritt der Walküren" von Carl Tausig (1841-1874), der das Wagnersche Thema für das Klavier gesetzt hatte. Es war musikalisch ein leidenschaftlich-dramatisches Stück, brodelnd und tosend – jedoch ein herrlicher Ohrenschmaus für die Zuhörer. Als Zugabe erklang Chopins 1837 komponierte letzte Etüde Nr. 12 c-moll "Ozean" ein Bravourstück für Pianisten. Begeisterter Applaus für Thomas Nutzenberger, der diese Etüde virtuos präsentierte.