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Vortrag: Wolfgang Plappert entführt die Zuhörer mit Geschichten um Souvenirs in alte Zeiten

Der Vereinschef des Heimat- und Geschichtsverein Oberes Enztal (HGV) lockte etliche Interessierte an. Er verstand es, Heimatgeschichte an den verschiedensten Andenken sowie deren Geschichten festzumachen und kurzweilig zu vermitteln.

Bad Wildbad. Auch eine ganze Menge teils wertvoller Muster hatte der Referent Wolfgang Plappert neben auf der Leinwand zu sehenden Bildern mitgebracht. Darunter war die achtfach gefaltete Wildbad-Rose mit 28 Ansichten von Stadt und Landschaft aus der Mitte des 19. Jahrhunderts als Rarität. Diese gab er – zum Schutz des seltenen Stücks zwischen Glasscheiben "verpackt" – in Umlauf.

Es herrschte Hochbetrieb im Forum König-Karls-Bad: Im Kuppelsaal gab es einen Empfang mit Innenminister Thomas Strobl (wir berichteten), im Kino wurde der Film "Gestrandet" im Rahmen des "Festi-walls" gezeigt und im Vortragsraum gegenüber boten Volkshochschule Calw und HGV den Vortrag mit Plappert zum Thema "Souvenirs aus Wildbad erzählen Geschichten".

Unterschiedlichste Bedürfnisse

"Souvenirs sind tatsächlich zum festen Bestandteil unserer Alltagskultur geworden", stellte Plappert fest.

Eine ganze Industrie bediene die unterschiedlichsten Bedürfnisse der Reisenden. Die Andenken dienten der Erinnerung und seien eng mit der Historie der Reisekultur verknüpft. Ja, selbst im Mittelalter habe es sie schon gegeben. Ludwig Uhland zeige dies in seinem Gedicht zum Überfall auf den Grafen Eberhard 1367 in Wildbad auf, wo es im vorletzten Vers heiße: "Als der Graf gerettet zu Stuttgart sitzt im Saal, heißt er ‘ne Münze prägen als ein Gedächtnismal..."

Beliebte Mitbringsel

Auch das Bäderbüchlein des Meistersingers Hans Volz von 1491 und die erhaltenen Titelholzschnitte aus diesem und anderen Darstellungen seien vermutlich als frühe Souvenir-Drucke einzuordnen.

In vielen Museen stünden heute Wismutkästchen. Sie waren im 16. und 17. Jahrhundert beliebte Mitbringsel aus Badeorten.

Wildbad war eine Hochburg der Wismutmalerei – gesichert ist, dass Herzog Ludwig – wie sein Vorgänger Christoph mit großem Gefolge mehrfach in Wildbad – mehrere davon besessen hat.

Zwei Berufszweige beschäftigten sich mit der Fertigung: Die Dreher und Ladenmacher sowie die sie dekorierenden Ladenmaler. Sie sind in einer zehnseitigen Ordnung aus dem Jahr 1514 aus dem Stadtarchiv, heute in Verwahrung beim Hauptstaatsarchiv, belegt.

Einbrüche des Badebetriebs und Tourismus bedeuteten für solche Zweige den Verlust des Broterwerbs. Die Stadt schrumpfte – wer blieb, der betätigte sich meist in der Holzwirtschaft. Schriften und Drucke sind auch früheren Stadtbildern vor den großen Stadtbränden 1645 und 1742 zu verdanken.

Aufwärts ging es mit Herzog Carl Eugen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und im Königreich Württemberg mit Wildbad. In dessen Zeit begann das Postkarten-Zeitalter und jenes der Ansichten in Souvenirblättern sowie Bildbänden und Hotel-Büchern für die Gäste. Das Hotel Bellevue (heute Quellenhof) oder die Hotels Klumpp hatten wertvolle Buchdrucke aufgelegt. Vor allem der 1820 in Amerika erfundene Stahldruck ermöglichte dies laut dem Referenten, weil er große Auflagen zuließ.

Bebilderte Tassen sowie Kuhdose

Die kleine Ausstellung, die Plappert präsentierte, zeigte originale alte, bebilderte und beschriebene Tassen, Teller und Seifenschalen ebenso, wie das Fläschchen Wildbader Luft oder den Obstler aus jüngster Zeit.

Kuhdose, Serviette und Quietschtier gehörten dazu, auch Stocknägel, der Kühlschrankmagnet, bebilderte Servietten oder der Bollenhut. Als Errungenschaft der Gegenwart einzustufen sind Rossinifestival-Mitschnitt und Baumwipfelpfad-Tasche.