Mathias Kopetzki als Flüchtling Sad. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: "Dreck" im Jugendhaus aufgeführt

Bad Wildbad. Mauern überwinden – das möchten die Kooperationspartner der "AG Menschen Miteinander", die seit über einem Monat bis Ende November einen bunten Strauß unterschiedlicher Aktivitäten an verschiedenen Orten anbietet. Mauern zwischen Fremden, Einheimischen, Flüchtlingen, Asylanten und Andersdenkenden.

Jetzt stand das Theaterstück "Dreck" im Mittelpunkt dieser Initiative, das im Jugend-/Kulturhaus aufgeführt wurde.

"Dreck" wurde vom österreichischen Schriftsteller Robert Schneider verfasst und ist der Monolog eines illegalen Flüchtlings vor dem Fremden.

Der in Deutschland beziehungsweise Österreich lebende Perser Sad verkauft abends Rosen in Gaststätten. In seiner Selbstbetrachtung wird die Bewunderung und die Verachtung für das Land ebenso deutlich wie seine Angst, Unsicherheit, Zerrissenheit, seine Vorurteile und sein Misstrauen. Er hält sich selbst und seinen Mitmenschen – sowohl den Einheimischen wie auch seinem Zimmergenossen Nabil – den Spiegel vor, fühlt sich als Dreck und bestätigt so das Misstrauen der anderen durch sein eigenes Verhalten, das er selbst ablehnt. Er redet gerne über sich selbst, bezeichnet sich selbst als Lügner und bestätigt das Vorurteil, dass Ausländer Zwiebeln und Knoblauch fressen und stinken. Er bewundert die Parkbankleute, aber nie würde er wagen, sich als illegaler Ausländer daneben zu setzen.

Gefühle des Illegalen

Darsteller des gleichermaßen spannenden als auch ergreifenden Monologs ist Mathias Kopetzki, freischaffender Schauspieler, Autor, Schriftsteller und Synchronsprecher. Er lebt den arabischen Flüchtling in einer Art, die betroffen macht – eine großartige schauspielerische Leistung.

Kopetzki wird zu Sad, den in sich gespaltenen Menschen, der für die Zuschauer keineswegs durchschaubar wird. Bedrückend spiegelt er in seiner Rolle die Gefühle des Illegalen wider, bringt dabei aber auch die Vorurteile und Ängste der Gesellschaft angesichts der aktuellen Situation zu Asylanten, Integration, Islam, Terrorismus, und Kriegsflüchtlingen zum Ausdruck.

Die Zuschauer erfasst dabei durchaus ein gewisses Unbehagen, was auch in dem sich anschließenden Gespräch – Initiator Hubertus Welt mit Mathias Kopetzki und Besuchern – deutlich wurde. Auf Welts Frage an Kopetzki "Wie fühlen Sie sich als Sad?" antwortete dieser: "Es ist eine Achterbahn der Gefühle, man versucht die Rolle gut zu spielen." Ob er meine, mit dem Thema Menschen bewegen zu können, meinte Kopetzki, dass dies sicher so sei, aber diese Leute eben nicht ins Theater zu diesem Stück gingen. Er versuche selbst immer wieder, Ressentiments abzubauen, Vorurteile zu überprüfen, um dann besser urteilen zu können. Aber man erwische sich immer wieder bei Vorurteilen, die in den Köpfen stecke.