Beim Schlussapplaus auf der Trinkhallenbühne Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

"Le Siège de Corinthe" in der Trinkhalle / Hohe Anforderungen / Orchestereinsatz bereitet mehrmals Probleme

Von Götz Bechtle Bad Wildbad. Das diesjährige BelCanto Festival "Rossini in Wildbad" hat mit der konzertanten Aufführung von Gioachino Rossinis Oper "Le Siège de Corinthe" –– die Belagerung von Korinth –– ein umfangreiches und schwieriges Werk gemeistert.Die gut besuchte Premiere in der Trinkhalle stellte an Besucher und Mitwirkende hohe Anforderungen. Schließlich dauerte die Aufführung einschließlich zweier Pausen rund vier Stunden –– auch ein Grund, warum sie so selten aufgeführt wird.

Dafür bekamen die Besucher eine Oper, die man in dieser Art eigentlich gar nicht Rossini zuschreibt. Rossini hatte bei dieser im Jahre 1826 in Paris uraufgeführten Oper einen Teil seiner früheren Oper Maometto II übernommen, allerdings davon manches dem französischen Publikumsgeschmack anpassen müssen.

Während der heroische Freiheitskampf der von Türken belagerten Stadt Korinth –– Stoff aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts –– heroisiert wurde, wird die private Liebestragödie der Pamyra, ihrem Vater Cléomène, dem Statthalter von Korinth, Mahomet II, dem Anführer der Türken, und Néoclès, einem jungen griechischen Offizier, etwas in den Hintergrund gedrängt. Pamyra stellt die "schwankende Heldin" dar, die zwischen vaterländischem Pflichtgefühl und Liebe zu dem fremden Eroberer Mahomet, den sie als Almanzor in Athen kennengelernt hat, hin- und hergerissen wird.

Mit hervorragenden Sängern und Sängerinnen besetzt waren die Rollen dieses Werks, das vom SWR aufgezeichnet wurde: Lorenzo Regazzo (Bass) in der Rolle des Mahomet, hochdramatisch und höchst virtuos Majella Cullagh (Sopran) als Pamyra, Marc Sala (Tenor) in der Rolle des Statthalters von Korinth und Vaters von Pamyra, Michael Spyres (Tenor) als griechischer Offizier Néoclès. Stimmlich ebenso ausgezeichnet waren Matthieu Lécroart (Bass) in der Rolle des Grabwächters Hiéros, Gustavo Quaresma Ramos (Tenor) als Adraste, dem Vertrauten Cléomènes, Marco Filippo Romano (Tenor) als Omar und Silvia Beltrami (Mezzosopran) als Ismène, die Vertraute Pamyras. Sehr klar und präzise der Camerata Bach Chor – einstudiert von Iñaki Encina Oyón, der auch die Assistenz der musikalischen Leitung innehatte. Es spielte das Orchester Virtuosi Brunensis durchaus überzeugend unter der musikalischen Leitung von Jean-Luc Tingaud, der als Spezialist für "Französische Oper" der Uraufführungsversion von "Le siège de Corinthe" möglichst nahe kommen wollte –– vor allem auch deshalb, weil eine kritische Ausgabe der Oper bisher nicht vorlag.

Tingaud bezeichnet diese Oper als "Meilenstein im Schaffen Rossinis", mit der der Komponist das französische Publikum restlos begeistern konnte. Dass im letzten Finale der Orchestereinsatz gleich mehrmals Probleme bereitete, darf man den eingangs beschriebenen Umständen zuschreiben – der Gesamtwirkung dieser glänzenden Aufführung tat dies keinen Abbruch.