Eingerahmt von Bernd-Rüdiger Kern (links) und Reto Müller (rechts) wurden Wilhelm Keitel, Heidi de Salazar, Eckhard Peterson und Ulrich Maier für ihre "Gründungsarbeit" geehrt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Deutsche Rossini Gesellschaft 25 Jahre alt

Von Götz Bechtle

Bad Wildbad. 1989, also im ersten Jahr der Wildbader Rossini-Festspiele, wurde in Wildbad die Deutsche Rossini Gesellschaft (DRG) gegründet.

Diese inzwischen weit über Deutschland hinaus bekannte Gesellschaft – heute mehr als 360 Mitglieder – macht es sich zur Aufgabe, neben den Treffen bei besonderen Rossini-Ereignissen – wie bei den Rossini-Festivals in Bad Wildbad und in Pesaro – die unbekannteren Seiten und Werke des Künstlers Gioachino Rossini bekannt zu machen. Und sich wissenschaftlich mit Leben und Werk des italienischen Komponisten auseinanderzusetzen.

Jetzt wurde im Königlichen Kurtheater der 25. Geburtstag, also das Silberjubiläum der DRG mit einem Festakt gefeiert. Der geschäftsführende Vorsitzende Reto Müller würdigte in seiner Begrüßung die Persönlichkeiten Eckhard Peterson, Justus Frantz, Margarete Bott und Heidi de Salazar, die am 25. Juni 1989 auf eine Initiative des damaligen Wildbader Bürgermeister Ulrich Maier die DRG ins Leben riefen. Sie ist das wissenschaftliche Rückgrat des Festivals, wobei das Archiv der DRG sich im Rathaus von Bad Wildbad befindet.

Besonders geehrt wurden bei diesem Festakt Heidi de Salazar, langjährige Mitarbeiterin im Veranstaltungsbereich der Kurverwaltung. Nach intensiver und langwieriger Suche in alten Badblättern fand sie den Komponisten in der Wildbader "Fremdenliste". Dort war Rossini am 13. Juni 1856 eingetragen als "Mr. G. Rossini, Compositeur de Musique, mit Gemahlin und Dienerschaft von Florenz" und wohnte damals im Hotel Bären.

Gründungsmitglied war ebenfalls Eckhard Peterson, Beisitzer der DRG, der sich seit Jahrzehnten für die Wiederherstellung und die diesjährige Inbetriebnahme des Kurtheaters einsetzte – nunmehr eine weitere Möglichkeit für Rossini-Aufführungen und natürlich alle möglichen anderen kulturellen Veranstaltungen.

Bürgermeister i. R. Ulrich Maier war eine "wichtige Figur," (so Müller), um Rossini in Wildbad zu etablieren. Gemeinsam mit Intendant Wilhelm Keitel gründete er 1989 das erste Rossini-Festival und war dann als Mitglied der erste Schatzmeister der DRG.

Wilhelm Keitel, Musiker, Pianist, Komponist, Intendant verschiedener Festspiele, gab den Tipp zur "Rossini-Suche". Er war der erste künstlerische Leiter von "Rossini in Wildbad," außerdem damals Geschäftsführer und stellvertretender Vorsitzender der DRG. Allen vier Persönlichkeiten überreichten Kern und Müller die erstmals verliehene Ehrengabe in Form einer Urkunde mit einem auf Leinen gezogenen Rossinibild.

80 Prozent der Rossini-Opern, so in seiner Ansprache DRG-Präsident Bernd-Rüdiger Kern, Leipzig, seien inzwischen bei Rossini Wildbad aufgeführt worden, wobei er besonders auf kaum bekannte Werke hinwies. In Bad Wildbad würden außerdem geistliche Werke und Kantaten von Rossini zu hören sein, die man bei anderen Festivals nicht aufführe.

Als symbolischen Akt der Gründung und des Jubiläums überreichten der frühere Intendant Wilhelm Keitel an den heutigen Intendanten Jochen Schönleber sowie der frühere Bürgermeister Ulrich Maier an den heutigen Bürgermeister Klaus Mack die Urkunde der Ehrenmitgliedschaft der DRG.

Mack bezeichnete es als "gigantisch" hier zu stehen und überreichte allen Geehrten ein Rossini-Seifen-Präsent, während Schönleber feststellte, dass die Rechtsform von "Rossini in Wildbad" inzwischen die Juristen ins Grübeln gebracht hätten, schließlich sei das Festival eine besondere Sache.

Bernd-Rüdiger Kern schloss den gut besuchten Festakt, indem er deutlich machte, dass es eigentlich nicht so wichtig sei, über Rossini zu sprechen, sondern "Rossini zu hören ist das Wichtigste!" und damit zum nachfolgenden Jubiläumskonzert der DRG "Klavierkantaten von Gioachino Rossini" einlud.

Guiomar Cantó, Annalisa d’Agosto, beide Sopran, sowie Olesya Chuprinova (Mezzosopran) boten gemeinsam mit Yasushi Watanabe (Tenor) und Matija Meic (Bass), fünf BelCanto-Sängerinnen und -Sänger in der folgenden Stunde mit ihren Liedern, Duetten und einem Quartett, am Klavier meisterlich begleitet von Michele d’Elia, einen Einblick in das Kantatenschaffen von Gioachino Rossini.

Es waren Gelegenheitswerke, die Rossini zu bestimmten Anlässen als Aufträge komponiert hatte, und die dann als Salonmusik einer kleineren Zuhörerschaft geboten wurden, und die dem heutigen Rossini-Publikum weitgehend nicht bekannt sind. Herzlichen Beifall gab es abschließend für alle Mitwirkenden und für alle Dagebliebenen einen kleinen Empfang im, neuen Anbau des Theaters.