Christiane M. beim Versuch, im roten Sessel auf der Bühne des Königlichen Kurtheaters möglichst erotisch zu wirken, was nicht so richtig gelingt. Foto: Bechtle Foto: Schwarzwälder-Bote

Kabarett: Künstlerin begeistert mit herzlicher, temperamentvoller und geistreicher Art die Besucher des Königlichen Kurtheaters

Bad Wildbad. "Äroddik braucht koiner, aber ohne isch älles nix", meint Christiane M. zu ihrem Kabarettabend im Königlichen Kurtheater. "Schwäbische Erotik" nennt die Künstlerin ihr Programm und begeistert damit die Besucher, die sich über ihre Aussagen zum Thema, ihre Songs und natürlich auch über ihr Schauspiel köstlich amüsierten. Wichtig ist ihr aber, dass ihr Programm "ahschdändig" bleibt.

Ihr Auftritt beginnt allerdings nicht auf der Bühne, sondern hinten im Zuschauerraum. Dort taucht die "altbackene", mit einem zerknitterten Kostüm bekleidete und ein Kapotthütle tragende Brigitte Wiebele auf, die nicht nur kleine Scheiben Hefezopf verteilt, sondern gesanglich die Power der "Zibebe" lobt, auf die jeder Mann scharf sei.

Und wie sie nachher in einem umwerfend komischen Striptease ihren alten Klamotten entflieht, im schillernd roten Paillettenhemdchen auf der Bühne agiert und versucht, im Sessel eine möglichst erotische Haltung einzunehmen, was stets irgendwie misslingt. Selbstkritisch stellt sie sich vor: Secondhand, an der Randkante über 30, sozusagen auf dem Wühltisch der Gesellschaft. Aber, da gibt es ja das Internet mit seinen Datingportalen, bei denen man im Sekundentakt jemand kennenlernen kann. Sie nennt dies eine Art Fünf-Minuten-Nudel-Terrine: aufreißen, heiß machen und Nudel rein!

Aber, so meint Christiane M., die schwäbische Erotik sei anders. Sie demonstriert dies auch mit der entsprechenden Gestik und Mimik mit "push up und fall down", sehr zum Vergnügen der Zuschauer, die sie in ihre Conference immer wieder mit einbezieht. Sowohl die Herren ("Gut, wenn Männer noch Gefühl in der Hose haben") als auch die Damen kriegen ihr erotisches Fett ab: "Buabaspitzla, frisch ond hoiß" trösten die Frau.

Besondere Liebeserklärung

Aber wie macht "Frau Mann auf sich aufmerksam?" Dazu benötige man die vier B: "Bier, Brüste, Ballsport, Benz". In ihrem Song "Mercedesstern" wünscht sich Christiane, wie ein Auto zu sein, das gestreichelt und geliebt wird. Gemeinsam mit ihrem Pianisten Alexander fragt sie schließlich gesanglich, wie man auf schwäbisch seiner Angebeteten die Liebe erklärt, wobei das Frivolste wohl "I moog di" sei.

Beim Betreten des Kurtheaters hatte jeder Besucher einen Flaschenkorken erhalten, und damit übten die Besucher auf Anweisung mit dem Kork zwischen den Zähnen ihre Zuneigung zum Partner mit "Ich liebe dich" zu üben. Ein umwerfend komischer Anblick. "Sex ischt ein herrliches Hobby," meint sie, erhalte aber erst den richtigen Glamour, wenn der Liebhaber auch einen richtigen Bausparvertrag habe. Die Menschen, so die Künstlerin, würden immer jünger alt und böten erst dann eine erotische Freifläche, wenn für sie AC/DC und ADAC das Gleiche sei, "dann geht’s den Männern voll geil ab".

Mit ihrer herzlichen, temperamentvollen und geistreichen "äroddischen Caaschding-Tour" der Geschlechter trifft Christiane M. – das ist ihr Kürzel für ihren ungewöhnlichen Familiennamen Maschejechi – voll ins Schwarze und es gab begeisterten Applaus für eine tolle Künstlerin.