Von der Olgastraße aus ist hinter dem Turm von Wildbads katholischer Kirche gegenüber am Sommerberghang die Lehrerakademie mit dem Altbau von 1918 und dem 1977 angebauten modernen Teil zu erkennen. Foto: Schabert Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Von Militärkuranstalt zur Lehrerakademie / Gebäude an Baetznerstraße 1918 eingeweiht

Die Lehrerakademie in Bad Wildbad hat eine zwar noch kurze, aber sehr erfolgreiche zehnjährige Geschichte (wir berichteten). Der Baukomplex an der Baetznerstraße besteht in seinen älteren Teilen 2018 seit einem Jahrhundert und diente schon verschiedensten Zwecken.

Bad Wildbad. Ein moderner Anbau mit Parkebene entstand 1977.

Seit 2007 lassen sich in der Bäderstadt jährlich 12 000 Lehrkräfte in den nach einem Leerstand 2004 dazu bestimmten und teils renovierten, teils umgebauten Anwesen mit 120 Gästezimmern und Seminarräumen weiterbilden. Amtlich heißt die Einrichtung "Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen". Sie wird seit dem Eintritt in den Ruhestand von Direktor Helmut Nagel im Jahr 2015 durch das Vorstands-Duo Carmen Mattheis und Bernd Schinko geführt.

Eigene Schwerpunkte

Drei aktuelle Standorte, die es im Land gibt, haben jeweils ihre eigenen Schwerpunkte: Bad Wildbad bietet vor allem Fortbildungen für Lehrer der allgemein bildenden Schulen. Esslingen ist 1991 errichtet worden und dient als Kompetenzzentrum für Lehrkräfte an Berufsschulen.

Führungsfortbildung und -kräftequalifizierung wird schwerpunktmäßig auf der Comburg geleistet, die 1947 die erste Lehrer-Fortbildungsstätte im späteren Baden-Württemberg war.

Dass eine der Lehrerakademien im Landkreis in Bad Wildbad 2007 neu eröffnete ist kein Zufall. Seit 1948 existierte eine Vorgängerin in Calw. Nach deren Gründung war Schwerpunkt dieser "Akademie für Erziehung und Unterricht" die politische Bildung von Lehrern. Im damaligen Land Württemberg-Hohenzollern hatte den Anstoß zur Errichtung die französische Militärregierung gegeben. Die Auflösung des Standorts in der Kreisstadt erfolgte 2007.

Gleichzeitig wurde die im Oktober 1978 vom damaligen Kultusminister und späteren Bundespräsidenten Roman Herzog als Fortbildungsstätte für Lehrer an baden-württembergischen Schulen übergebene Einrichtung in Donaueschingen aufgelöst. Diese war bekannt für weit mehr als 100 "Europaseminare", denn der Europarat in Straßburg hatte sie als Europäisches Fortbildungszentrum gewählt. Dessen Tradition setzt jetzt Bad Wildbad als Nachfolge-Institut für Calw und Donaueschingen fort.

Für den neuen Standort hatte sich Calws Landtagsabgeordneter Thomas Blenke mit Nachdruck und Erfolg eingesetzt.

Thermalwasser genossen

Der Hauptbau der heutigen Lehrerakademie in Bad Wildbad wurde am 1. Oktober 1918 als Militärkuranstalt zur Betreuung von Kriegsversehrten eingeweiht. Drei- bis vierwöchige Kuren "ohne Unterschied des militärischen Ranges" brachten Angeschlagene wieder auf die Beine. Einmal am Tag genossen sie das Thermalwasser im Eberhardsbad oder damals noch bestehenden, zugunsten des Neuen Eberhardsbads 1968 zwischen Rathaus und altem Eberhardsbad abgebrochenen Katharinenstift.

Ab 1940 diente die heutige Lehrerakademie als Kriegs- und Reservelazarett sowie nach dem Zweiten Weltkrieg vorübergehend kurz als Krankenhaus.

Nach dem Zusammenbruch 1945 nutzte die französische Besatzungsmacht das Anwesen als Lazarett, Kinderheim sowie Truppenunterkunft. Erst Ende 1956 konnte das Land Baden-Württemberg den Komplex zurückgewinnen – und das Landesversorgungsamt die erst Jahrzehnte später aufgegebene Versorgungskuranstalt in den Räumen betreiben.