Auch eine Serie von Reklamemarken verbreitete zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Geschichte des "Überfalls im Wildbad". Foto: Schwarzwälder-Bote

Literatur: Feier zu "Überfall im Wildbad"

Vor 200 Jahren gab Ludwig Uhland den Band "Gedichte" heraus, in dem die Ballade "Der Überfall im Wildbad" erstmals erschien.

Von Marina Lahmann

Bad Wildbad. Die Ballade beschreibt den Besuch des württembergischen Grafen Eberhard II. 1367 in Wildbad, wo er sich nach vielen Kämpfen im Bad erholen wollte, aber von Feinden angegriffen wurde und mit Hilfe treuer Untertanen auf die Burg Zavelstein floh. Sie gehört zur württembergischen Literaturgeschichte und natürlich zur Kulturgeschichte Bad Wildbads. Früher lernten die Wildbader Schüler die Reime des schwäbischen Dichters auswendig und wussten um Bedeutung und Hintergründe.

Freund Kerner zu Besuch

Vielleicht war Uhlands Anlass, sich mit der historischen Begebenheit des Jahres 1367 näher zu beschäftigen, sein Besuch bei Justinus Kerner in Wildbad. Die beiden kannten sich aus gemeinsamen Tübinger Studientagen. Kerner war 1811 als Badearzt in Wildbad tätig, der Besuch des 23-jährigen Uhland fand auf seiner Rückreise von Paris im Februar 1811 statt. Auch Kerner hatte ein Faible für die württembergische Geschichte, und so wird vermutet, dass die beiden die historischen Quellen kannten und Uhland zu seiner Dichtung animiert wurde.

Uhland verklärte die historischen Ereignisse in seiner Ballade. Dichterische Freiheit, die Zeit der Romantik und seine politische Einstellung fügten so manches hinzu, was über die knappe historische Beschreibung hinausgeht.

Gedenkstein eingeweiht

Die 68 Zeilen der Ballade wurden Allgemeingut, Uhland galt als einer der wichtigsten Vertreter des schwäbischen Dichterkreises. Sein Ruhm war auch 100 Jahre später ungebrochen. Im September 1916 wurde vom Gemeinderat der Stadt Wildbad beschlossen, die bisherige "Prinz Peter von Oldenburgstraße" in Uhlandstraße umzubenennen sowie dem Platz bei der Stadtapotheke den Namen Uhlandsplatz zu geben. 1917 wurde im Kurpark Wildbad der Uhland-Gedenkstein eingeweiht.

Denkmal gesetzt

Im Mai 1927 bot der Wildbader Kunstgewerbler Karl Spingler der Stadt eine Holzbildhauerarbeit, bestehend aus elf Tafeln, den Überfall im Wildbad nach dem Gedicht von Ludwig Uhland darstellend, zum Preis von 2500 Mark an.

Und er bot an, die Bildwerke auf der südlichen Wand des Rathaussaales gegen eine Pauschalvergütung von 950 Mark anzubringen. Damit wurde Uhlands Ballade ein Denkmal gesetzt, das bis heute einmalig ist.

Ein weiteres Kunstwerk in der Stadt weist auf den "Überfall im Wildbad" hin: das Terrakotta-Relief an der Nordwand des Palais Thermal. Es ist ein Geschenk des Bildhauers Hermann Heidel (1810-1865), der auch das Händel-Denkmal in Halle schuf. Seit 1859 ist das Relief an der Wand befestigt und stellt "Graf Eberhard auf der Flucht" dar. Das Schwert Eberhards ist allerdings vermutlich in den 1980er-Jahren "verschwunden".

Der "Überfall im Wildbad" ist historisch verbürgt. Grund genug für die Stadt, 2017 das 650. Jubiläum zu feiern.