Nachtwächter Wolfgang Stier berichtet auf seinem Rundgang durch Zavelstein informativ und humorvoll von historischen Gegebenheiten. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Nachtwächter Wolfgang Stier hat viel Wissenswertes zur Vergangenheit Zavelsteins parat

Gaslaternen gibt es schon lange nicht mehr. Nicht nur, dass dadurch eine Aufgabe für den Nachtwächter weggefallen ist. In den dunklen Gassen wird einem auch schon mal schaurig zumute.

Bad Teinach-Zavelstein. Mit Fackeln leuchteten die Gäste des Nachtwächters am Samstagabend deshalb zuweilen ihren Weg aus, beispielsweise von der Burgruine zum Gotsacker, dem historischen Friedhof. Der Streifzug durch die einst kleinste Stadt Württembergs vermittelte den aufmerksamen Teilnehmern des Rundgangs die Gegebenheiten für einen Nachtwächter im Allgemeinen und Wissenswertes zu Zavelstein im Besonderen.

Wolfgang Stier ließ, nachdem er mit dem traditionellen Horn seine Anwesenheit signalisiert hatte, die früheren Zeiten aufleben. "Graf Eberhard verlieh dem Ort mit gerade mal 14 Häusern, einer Burg und 200 Einwohnern das Stadtrecht, weil man ihn hier nach dem Überfall in Wildbad rettete", erklärte der Nachtwächter den Besuchern. Neben viel Wissenswertem aus der Geschichte des Ortes und zu seinen Persönlichkeiten würzte Stier seine Berichte mit so mancher Anekdote. Deshalb wissen die Zuhörer vom Samstagabend beispielsweise, wie es dem Schmid gelang, von einem Reiter, der sein Pferd mit neuen Hufen beschlagen ließ, den gerechten Lohn zu erhalten.

Außerdem erinnerte Stier an die Gepflogenheiten der Vergangenheit, wonach beispielsweise Tiere und kleine Kinder, aber auch Frauen zu bestimmten Zeiten nicht mehr auf den Straßen sein durften: "Dann musste der Nachtwächter sie manches Mal nach Hause bringen". Sein großer Schlüsselbund zeugte von der Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Haustüren und Stadttore verschlossen waren. Natürlich erklärte Stier auch den Zweck seiner Hellebarde, bevor er entlang der Schmidgasse vorbei an der einstigen Milchsammelstelle, über den Marktplatz und durch das Städtle von der Entwicklung Zavelsteins berichtete.

"Vertreter des Schwarzwaldvereins wiesen mich in die Historie und markante bauliche Punkte ein", berichtete Stier im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Dass der aus Calw bekannte Nachtwächter auch in Zavelstein seine Runden dreht und zur vollen Stunde mit seinem Horn die Zeit signalisiert, geht auf die Initiative von Hotelier Rolf Berlin zurück. "Er warb für seine Hausgäste um die Möglichkeit und dann schloss sich auch die Teinachtaltouristik an", erzählte Stier.

Weitere Rundgänge bis Jahresende

Mit seinem Engagement orientiert sich der aus Höfen stammende Nachtwächter an den Grundsätzen der baden-württembergischen Nachtwächter- und Türmerzunft. Nur Städte mit entsprechenden historischen Belegen für einen Nachtwächter können dieses Brauchtum so darstellen.

Bei den Besuchern in Zavelstein hinterließ der Rundgang mit ihm indes auch schaurige Eindrücke. Wer auf diese neugierig ist, kann sie am 8. und 19. November sowie 6. und 17. Dezember ebenfalls erleben. Anmeldungen und Infos sind über die Teinachtal Touristik möglich.