Ricarda Becker und Thomas Baitinger (rechts) gratulierten Johannes Müller von der Hütte Sommenhardt zum Siegel für deren Maiwagen. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Tradition: Technische Ausführungen und Knigge überprüft / 27 Teams aus drei Landkreisen stellen sich der Abnahme

Von Steffi Stocker

Euphorisch zeigte das Team der "Hütte Sommenhardt" seinen Maiwagen. Gestern Nachmittag war er der erste, der anhand eines Maßnahmenkatalogs unter die Lupe genommen wurde – und das neu geschaffene "Maiwagen-Siegel" verliehen bekam.

Kreis Calw/Bad Teinach-Zavelstein-Sommenhardt. Ricarda Becker und Thomas Baitinger, Vorsitzender der Bauwagenfreunde Kreis Calw, kontrollierten Aufbau und Installationen. Dabei fiel ihr Blick auf die verkehrsrechtliche Zulassung, Brüstungshöhe, Brandschutzvorkehrungen wie Löschdecke oder Feuerlöscher, Befestigung für alle mitgeführten Materialien oder auch eine verschließbare Türe oberhalb der Treppe, um nur einige Beispiele zu nennen. "Alle Maßnahmen sind im Vorfeld mit der Polizei und deren Verkehrsdienst abgesprochen", fasste Becker während der Prüfung zusammen.

Die Hütte Sommenhardt ist eines von insgesamt 27 Teams aus den Kreisen Calw, Freudenstadt und Böblingen, die sich der Abnahme stellen.

"Mit großem Engagement hat unsere Maiwagen-Mutter, zu der Ricarda mit ihrem Einsatz für uns wurde, dem Brauchtum einen festen Rahmen verliehen", zollte Baitinger der jungen Frau Anerkennung. Darüber hinaus freut er sich, dass das Wettrüsten der vergangenen Jahre ein Ende hat. Denn die Vollmaringer, bei denen traditionell das Maiwagen-Treffen stattfindet, loben nicht mehr den schönsten Wagen aus, sondern belohnen alle, die ein Siegel erhalten haben. Und auch die Hauptzollämter in Karlsruhe und Ulm unterstützen das gemeinsame Vorgehen und erteilten eine Gruppengenehmigung für den 1. Mai, zumal die ziehenden Traktoren sonst landwirtschaftliche Zulassungen haben. "Wir sind dem entgegen gekommen, indem nur Fahrer ab 18 Jahren zugelassen werden", so Becker.

Im Zusammenspiel mit den Teams der Maiwagen wurde zudem ein Maiwagen-Knigge ausgearbeitet. Er untersagt beispielsweise Flugalarmsirenen oder Schnapsstationen auf den Wagen. Die darin formulierten Verhaltensmaßnahmen sowohl für die Musikbeschallung in Ortschaften, als auch der Personen auf Festen wurden ebenfalls abgefragt.

"Dieses Team hat mehr gemacht als verlangt war"

Wie berichtet, hatte das versehentliche Verbot von Maiwägen zu einer Petitionsinitiative geführt, ehe die Situation gelöst wurde. Im Nachgang hatten sich die Initiatoren darauf verständigt, Grundlagen für einen Konsens zu finden und eben jenen Maßnahmenkatalog zu erstellen. Sie beinhalten Vorgaben, die der Sicherheit von Mitfahrenden dienen und eben auch rechtlich fundiert sind. "Für den 1. Mai ist vereinbart, dass die Polizei mich bei kritischen Feststellungen hinzuruft, bevor Konflikte zu Stilllegungen führen", stellte Becker ein weiteres Miteinander mit der Polizei in Aussicht.

"Durch diese Initiative hat unsere Gemeinschaft eine neue Belebung erfahren, und ich finde es klasse, wie alles gelaufen ist", untermauerte Johannes Müller von der Sommenhardter Hütte. Gleichwohl seien für sein Team schon vorher die meisten Maßnahmen eine Selbstverständlichkeit gewesen. "Dieses Team hat mehr gemacht, als verlangt war und erhält das Siegel", stellten Becker und Baitinger fest.