Der Abrissbagger leistet am ehemaligen Gasthaus Sternen in Schapbach ganze Arbeit. Foto: Bächle Foto: Schwarzwälder-Bote

Fast 200 Jahre altes Gebäude in Schapbach abgerissen / Seit 1993 als Kulturlokal "Junger Alban" betrieben

Von Erich Bächle

Bad Rippoldsau-Schapbach. Das ehemalige Gasthaus Sternen in Schapbach besteht nicht mehr: Der Abrissbagger rückte an, um das fast 200 Jahre alte Gebäude dem Erdboden gleich zu machen. Tilo Lutz, Wirt des benachbarten Landgasthofs Sonne, hat den "Sternen" 1993 erworben und betrieb dort seither das Kulturlokal "Der junge Alban", mit dem er sich im Tal und darüber hinaus einen Namen gemacht hat und das er künftig auf irgendeine Weise in die "Sonne" integrieren will.

Wo der "Sternen" stand, sollen eine Freiterrasse und Parkplätze entstehen. Mit der Bezeichnung "Der junge Alban" knüpfte Tilo Lutz bewusst an die jahrhundertealte Gastwirtschaftstradition in Schapbach an – einer seiner Vorfahren als Sonnenwirt hieß Alban Armbruster.

Die wechselvolle Geschichte der Gastwirtschaft Zum Sternen lässt sich bis ins späte 18. Jahrhundert zurückverfolgen, als der Krämer und Handelsmann Sebastian Lehmann aus Schenkenzell als ihr Betreiber genannt wurde, nachdem er 1794 Katharina Wigant aus dem Seebach geheiratet hatte. Beim Gang durch die Geschichte des "Sternen" erweist sich das Archiv des Schapbacher Hobbyhistorikers Johannes Furtwängler als hilfreich und ergiebig.

Der "Sternen" blieb über mehrere Generationen im Besitz der Familie Lehmann, unterbrochen von 13 Jahren, in denen Severin Schmid, der die Witwe seines Vorgängers Albert Lehmann geheiratet hatte, Sternenwirt war. Sein Vater Franz Lehmann war auf grausame Weise zu Tode gekommen. Er stürzte am 18. August 1890 in den bereits kochenden Bierkessel und erlag neun Tage später seinen Brandwunden.

Im Bemühen um Gäste für den "Sternen" griff man auch zu durchaus ungewöhnlichen Methoden. So berichtete Waldhüter Josef Dieterle, der in einem lebhaften Briefwechsel den Dichterpfarrer Heinrich Hansjakob mit Informationen aus dem oberen Wolftal versorgte, von einem Besuch des Peter- und Paulimarkts in Schiltach im Sommer 1897, als beim "Bierfritz in der Gass" der Bierbrauer und Kaufmann Albert Lehmann aus Schapbach jedem Gast einen Schoppen Bier spendierte.

Draußen auf der Straße trafen die Gäste Lehmann wieder, als er aus einer riesigen Tüte Bonbons an einen Schwarm Kinder verteilte. 1931 wurde das Anwesen, zu dem mittlerweile eine Brauerei, eine Lebensmittelhandlung und eine Metzgerei gehörten, bei einer Zwangsversteigerung von Andreas Herzog aus Tennenbronn erworben.

Mit dessen Sohn Otto, verheiratet mit Luise Hoferer vom Winkelhof, und seinem Enkel Otto mit Ehefrau Anni Günter war der "Sternen" dann weitere zwei Generationen im Eigentum der Familie Herzog.